Ernst Thälmann Reden und Aufsätze


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der  Kampf  auch  um  die  bescheidensten  Forderungen  sich  auswächst  zum  Kampf  um  den 
Kommunismus.“ 
 
Hier  sehen  wir  also,  daß  der  Kampf  um  die  primitivsten  Tagesinteressen  zugleich  der 
Schlüssel  ist  für  die  großen  revolutionären  Kämpfe,  die  aus  dieser  Entwicklung  geboren 
werden. 
So bestätigt gerade die Betrachtung der Lage Deutschlands die Feststellung des 12. Plenums 
über das Ende der kapitalistischen Stabilisierung. Die Entwicklung dringt immer mehr auf die 
Katastrophe zu, in der es für die Bourgeoisie nur eins gibt, die völlige Lähmung, Knechtung 
und Zersetzung des Proletariats und seine Ausplünderung bis aufs Letzte. Während es für das 
Proletariat  und  für  die  Werktätigen  nur  einen  Ausweg  geben  kann:  den  Weg  des 
revolutionären Massenkampfes bis zur proletarischen Revolution! 
Die  große  umfassende  Aufgabe  aber,  die  für  uns  Kommunisten  aus  der  Feststellung  des 
12. Plenums über das Ende der kapitalistischen Stabilisierung erwächst, muß darin bestehen, 
die breitesten Massen des Proletariats und seiner Verbündeten zu sammeln und auf dem Wege 
des  Massenkampfes  an  die  Positionen  des  Kampfes  um  die  Macht,  des  Kampfes  um  die 
proletarische Diktatur heranzuführen. 
 
 
 

Gegen Chauvinismus und imperialistischen Krieg - 
für proletarischen Internationalismus 
 
Einige  Bemerkungen  zur  Frage  des  Krieges.  Das  12.  Plenum  hat  das  Problem  der 
Kriegsgefahr  unter  den  neuen  Bedingungen  des  Endes  der  kapitalistischen  Stabilisierung 
beleuchtet. Es ist klar, daß dieser allgemeine Charakter der gegenwärtigen Entwicklung auch 
für die Frage der Kriegsgefahr von größter Bedeutung ist. Es war kein Zufall, daß der Beginn 
der  relativen  Stabilisierung  mit  einer  gewissen  pazifistischen  Ära  zusammenfiel,  und  es  ist 
ebenso  kein  Zufall,  daß  sich  jetzt  mit  dem  Ende  der  kapitalistischen  Stabilisierung  die 
Bourgeoisie immer stärker auf den Weg der gewaltsamen Lösungen begibt. 
Vierzehn Jahre nach Abschluß des vorigen Weltkrieges ist das Problem der Neuaufteilung der 
Welt für die Imperialisten wieder zu einer brennenden Frage geworden, die sie mit dem Mittel 
des  Krieges  zu  lösen  versuchen.  Wir  stehen  vor  der  Tatsache  des  Krieges  im  Fernen  Osten 
zwischen  Japan  und  China.  Dort,  am  Stillen  Ozean,  verschärfen  sich  die  Konflikte  der 
Imperialisten untereinander so heftig, daß das 12. Plenum mit Recht feststellte, daß hier der 
Hauptbrandherd eines neuen imperialistischen Weltkrieges gegeben sei. 
Gleichzeitig  sehen  wir  die  verstärkten  Kriegsvorbereitungen  der  imperialistischen  Mächte 
gegenüber  der  Sowjetunion,  besonders  in  Ostasien,  aber  auch  in  Europa.  Ich  will  darauf 
verzichten, die einzelnen Feststellungen des 12. Plenums zu dieser Frage zu wiederholen. 
Das  weitere  Hauptgebiet,  auf  dem  sich  die  Gefahr  neuer  imperialistischer  kriegerischer 
Konflikte  entwickelt,  hängt  mit  dem  Versailler  System  zusammen.  Die  Widersprüche  des 
Versailler  Systems  in  Europa  haben  sich  in  einer  noch  nie  dagewesenen  Weise  verschärft, 
wobei die Zuspitzung der äußeren Gegensätze Deutschlands und der Versailler Siegermächte 
eine bedeutende Rolle spielt. 
Polen  rüstet  sich  zur  Annektion  von  Danzig  und  Ostpreußen.  Zugleich  verschärft  sich  die 
imperialistische Aggressivität der Außenpolitik der deutschen Bourgeoisie. Was die Brüning-
Regierung  mit  dem  damaligen  Außenminister  Curtius  vor  eindreiviertel  Jahren  mit  der 
deutsch-österreichischen  Zollunion  versucht  hat,  wird  jetzt  von  den  Papen-Schleicher  auf 
weitaus höherer Stufe unternommen: die Durchbrechung jener Schranken, die das Versailler 
System dem Expansionsdrang des deutschen Imperialismus gesetzt hat. 
 
Die imperialistische Politik der deutschen Bourgeoisie 
 
Hier steht als Wichtigstes die Frage der militärischen Aufrüstung, hier steht die Frage  einer 
Revision  der  Ostgrenzen  und  sogar  schon  gewisser  Regulierungen  im  Westen,  wie  z.B. 
hinsichtlich  Eupen-Malmedys,  oder  -  was  in  greifbarer  Nähe  liegt  -  in  der  Frage  des 
Saargebietes.  Die  deutsche  Bourgeoisie  stützt  sich  auf  die  nationalistisch-chauvinistische 
Welle in Deutschland, die zu dem rapiden Aufstieg des Hitler-Faschismus geführt hat und von 
der  getragen  die  Papen-Schleicher-Regierung  ans  Ruder  gelangte.  So  versucht  die  deutsche 
Bourgeoisie, sich mit ihren imperialistischen Machtgelüsten durchzusetzen. 
Selbstverständlich  stößt  die  deutsche  Bourgeoisie  mit  ihrem  Kurs  verschärfter 
imperialistischer  Aggressivität  auf  die  schroffe  Ablehnung,  den  schroffen  Widerstand  des 
französischen Imperialismus. Die ewigen Spekulationen der deutschen Diplomaten, England 
gegen  Frankreich  ausspielen  zu  können,  sind  wieder  einmal  gescheitert.  Auf  die  deutsche 
Forderung  nach  Rüstungsgleichheit  antwortete  die  englische  Regierung  mit  schärfster 
Ablehnung. Und der andere „Bundesgenosse“, auf den die deutsche Bourgeoisie gebaut hatte, 
das faschistische Italien Mussolinis, antwortete auf die Agrarpolitik der Papen-Regierung mit 
seinen  Einfuhrbeschränkungen,  indem  es  seinerseits  mit  einer  betont  brüsken  Geste  den 
Handelskrieg gegen Deutschland auf der ganzen Front eröffnete. 
So kann man sagen, daß auch die äußeren Gegensätze des kapitalistischen Deutschland sich 
heftig  verschärft  haben,  daß  die  deutsche  Bourgeoisie  in  einem  Maße  wie  kaum  je  zuvor 

isoliert  in  den  Reihen  der  kapitalistischen  Großmächte  steht,  was  naturgemäß  auch  auf  die 
innere Lage als ein Faktor der Verstärkung der Schwierigkeiten abfärbt. 
Die nationalistische Welle in Deutschland ist zu einem gewissen Teil der spezifischen Lage 
Deutschlands  als  eines  besiegten  Landes  entsprungen.  Man  muß  jedoch  sehen,  daß  das 
12. Plenum  Recht  hatte,  indem  es  die  verstärkte  Welle  des  Chauvinismus  nicht  nur  als  eine 
deutsche,  sondern  als  eine  Erscheinung  in  vielen  wichtigen  kapitalistischen  Ländern 
beurteilte. 
Diese  chauvinistische  Welle  ist  zugleich  ein  wichtiger  Hebel  für  die  Entstehung  größerer 
faschistischer  Massenbewegungen.  In  Deutschland  ist  unzweifelhaft  der  Hitler-Faschismus 
vor allem dank seiner nationalen Demagogie zu einer so großen Bewegung geworden, weil er 
an  die  Erbitterung  breiter  Massen  über  die  Versailler  Knechtschaft  und  Tributsklaverei 
heuchlerisch anknüpfte. 
Das  12.  Plenum  stellt  den  kommunistischen  Parteien  die  konkrete  Aufgabe  des  Kampfes 
gegen  die  chauvinistische  Welle.  Die  kommunistischen  Parteien  müssen  nach  den 
Beschlüssen des 12. Plenums gegen diese nationalistische Verhetzung der Massen unter dem 
Banner des proletarischen Internationalismus ihrerseits einen Damm errichten. Diese Aufgabe 
kann  in  jedem  einzelnen  Land  nur  unter  genauer  Berücksichtigung  der  konkreten 
Bedingungen und Besonderheiten gelöst werden. 
Wie steht es in Deutschland? Hier haben wir einerseits die Massenempörung über Versailles, 
andererseits  die  betrügerische  Politik  der  deutschen  Bourgeoisie,  die  die  Unterdrückung 
Deutschlands durch das Versailler System dazu ausnutzt, mit Hilfe der nationalsozialistischen 
und anderer nationalistischer Bewegungen die Massen vom Kampf gegen das kapitalistische 
System  und  die  bürgerliche  Klassenherrschaft  abzulenken  auf  einen  angeblichen  Kampf 
„gegen den äußeren Feind“. 
Auf  diese  Art  versucht  die  Bourgeoisie  gegenwärtig  sogar  für  ihre  imperialistische 
Aufrüstung  und  für  die  militaristische  Verseuchung  der  Jugend  die  Massenstimmung 
einzufangen. Indem sie ihre imperialistische Aufrüstungspolitik durchführt, gibt sie sich den 
Schein,  gegen  Versailles  zu  kämpfen.  In  Wirklichkeit  hat  ja  der  Lausanner  Pakt  erneut 
bewiesen, was wir Kommunisten stets gesagt haben: 
Jede bürgerliche, jede kapitalistische Regierung Deutschlands ist außerstande, die Interessen 
des  nationalen  Befreiungskampfes  des  werktätigen  deutschen  Volkes  gegen  das  Versailler 
System zu verfechten. 
Jede  Abmachung  einer  bürgerlichen  und  kapitalistischen  Regierung  mit  anderen 
kapitalistischen  Regierungen  wird  stets  die  Knechtung  und  doppelte  Sklavenfron  der 
deutschen Werktätigen bestehen lassen oder noch verstärken. 
 
Ohne soziale - keine nationale Befreiung? 
 
Aufs schärfste müssen wir den Massen einhämmern, daß es ohne soziale Befreiung vom Joch 
des Kapitalismus auch keine nationale Befreiung aus den Ketten von Versailles geben kann! 
Aufs  schärfste  müssen  wir  den  Massen  einhämmern,  daß  imperialistische  Aufrüstung  und 
Militarismus keine Befreiung bedeuten, sondern im Gegenteil verschärfte Zuchthauszustände, 
noch mehr Unterjochung, Knebelung und Knechtung für die deutschen Werktätigen. 
Wir müssen den Massen zeigen, daß ganz Deutschland nach dem Willen der Bourgeoisie in 
einen  Kasernenhof  verwandelt  werden  soll,  in  dem  die  werktätigen  Massen  nach  dem 
Kommando der herrschenden Klasse zu exerzieren haben. 
Aufs  schärfste  müssen  wir  den  Massen  einhämmern,  daß  man  nicht  Seite  an  Seite  mit  den 
deutschen  Faschisten  gegen  Versailles  kämpfen  kann,  sondern  nur  Schulter  an  Schulter  mit 
den  französischen,  polnischen,  englischen,  tschechischen  und  übrigen  Arbeitern  der  ganzen 
Welt. 

Gegenüber  der  Aufrüstungspropaganda  der  Bourgeoisie  müssen  wir  unseren  revolutionären 
Standpunkt klar und unzweideutig enthüllen, der den stärksten unbeirrbaren Kampf gegen die 
imperialistische  Aufrüstung  und  militaristische  Verseuchung  der  Jugend  mit  der 
gleichzeitigen Entlarvung der pazifistischen Heuchler und Narren verbindet. 
Wir  müssen  den  Massen  zeigen,  daß  jedes  Gewehr  in  den  Händen  der  Bourgeoisie  ein 
Gewehr gegen das Proletariat ist. 
Darum  kämpfen  wir  gegen  die  Aufrüstungspropaganda  und  gegen  jeden  praktischen  Schritt 
ihrer Aufrüstung mit dem Ziel der vollen Entwaffnung der Bourgeoisie. 
Aber  zugleich  kämpfen  wir  für  die  Wehrhaftigkeit  des  Proletariats  als  die  wichtigste 
Voraussetzung  für die soziale und nationale Befreiung des werktätigen  Volkes. Wir müssen 
immer mehr in den Massen die Fragestellung popularisieren, daß nur der Übergang der vollen 
Macht in Deutschland an die Arbeiterklasse, die sich auf das Bündnis oder die Neutralisierung 
der  übrigen  werktätigen  Schichten  stützt,  den  Weg  zur  Freiheit  bedeutet.  Nur  wenn  zum 
Schutz  eines  Deutschlands  der  Arbeiter  und  Bauern  die  bewaffnete  Arbeiterklasse 
bereitstehen würde, werden nicht nur die sozialen Ketten der kapitalistischen Ausplünderung, 
sondern  auch  die  nationalen  Fesseln  des  Versailler  Systems  fallen,  und  die  Geißel  des 
imperialistischen Krieges wird von den Massen genommen werden. 
Diese  Fragestellung,  die  gegenüber  der  militaristischen  Aufrüstungspropaganda  und 
pazifistischen Phrasen den revolutionären Standpunkt, die Losung des Übergangs der Macht 
an  das  Proletariat  propagiert,  ist  um  so  bedeutungsvoller,  als  die  abenteuerliche 
imperialistische  Politik  der  deutschen  Bourgeoisie  zweifelsohne  bald  zu  neuen 
Nackenschlägen und damit zu einer Enttäuschung der Massen führen wird. 
 
Wachsende Kriegsgefahr zwischen Deutschland und Frankreich 
 
Gegenüber  der  wachsenden  Kriegsgefahr  zwischen  Frankreich  und  Deutschland  ist  es  von 
größter Bedeutung, daß wir in der Frage unseres Kampfes gegen das Versailler System eine 
entschlossene  Wendung  zur  größten  Festigung  des  proletarischen  Internationalismus  in  den 
breiten  Massen  vollziehen.  Gemeinsam  mit  den  französischen  Arbeitern  gilt  es,  den  Kampf 
gegen  den  Versailler  Schandvertrag  auf  eine  höhere  Stufe  zu  heben.  Das  entspricht  der 
Verwirklichung der Beschlüsse des 12. Plenums über unseren Kampf für den proletarischen 
Internationalismus, gegen die chauvinistische Welle. 
Aus diesem Grunde wird die KPD, gemeinsam mit der Kommunistischen Partei Frankreichs, 
in den allernächsten Wochen mit einem Manifest an die Öffentlichkeit treten, das die Massen 
zum  Kampf  gegen  das  Versailler  System  aufruft  und  diesen  Kampf  mit  der  entschlossenen 
Offensive  gegen die Bourgeoisie im eigenen  Lande,  gegen ihre Kriegsrüstungen,  gegen den 
Militarismus,  für  die  völlige  Streichung  aller  Heeres-  und  Polizeiausgaben  zugunsten  der 
Kriegsopfer und Erwerbslosen verbindet. 
Im  Sinne  dieses  Manifests  werden  die  Kommunisten  im  französischen  Parlament  einen 
Antrag  einbringen,  daß  der  Versailler  Vertrag  für  null  und  nichtig  erklärt  und  alle 
Heeresausgaben,  sowie  die  Ausgaben  für  den  Unterdrückungsapparat,  für  die  Mobilgarden, 
für  die  Gendarmerie  und  städtische  Polizei  gestrichen  und  für  die  Erwerbslosen,  die  armen 
Bauern und die Kriegspensionäre verwandt werden soll. 
Einen entsprechenden Antrag über die Streichung der Ausgaben für Reichswehr und Polizei 
wird die kommunistische Reichstagsfraktion im kommenden Deutschen Reichstag einbringen. 
 
Die gemeinsame Aktion der deutschen und französischen Kommunisten 
 
Dieses gemeinsame Auftreten der Kommunisten Deutschlands und Frankreichs, dem sich die 
übrigen  Kommunistischen  Parteien  in  Polen,  der  Tschechoslowakei,  Belgien,  England  usw. 
ohne  Zweifel  anschließen  werden,  wird  uns  die  Möglichkeit  zu  einer  breit  angelegten 

Kampagne im Zeichen des proletarischen Internationalismus, zu einer scharfen Frontstellung 
gegen  die  volksfeindliche,  chauvinistische  Hetze  der  Nazis,  des  Stahlhelm  und  der 
regierenden  Bourgeoisie,  wie  gegen  die  bevorstehenden  pazifistischen  Betrugsmanöver  der 
Sozialdemokratie geben. 
 
Papen-Deutschland - 
eine der Formen der faschistischen Diktatur 
 
Nun zu einem weiteren Hauptproblem, zur Frage des Faschismus. Auch dieses Problem, das 
in den Beratungen des 12. Plenums eine wichtige Rolle spielte, ist für uns in Deutschland von 
allergrößter Bedeutung. Mit dem Ende der relativen Stabilisierung des Kapitalismus tritt auch 
die  Faschisierung  der  kapitalistischen  Staaten  in  ein  höheres  Stadium.  Deutschland  ist  ein 
Musterbeispiel für diese Entwicklung. 
In  der  Periode  der  Stabilisierung  hat  sich  die  Bourgeoisie  auch  bei  der  unmittelbaren 
Ausübung der Regierungsmacht vorwiegend auf die Sozialdemokratie gestützt. Das Ende der 
Stabilisierung  vergrößert  das  spezifische  Gewicht  des  Faschismus  im  staatlichen 
Verwaltungssystem des Kapitalismus. 
Wir  können  den  Faschismus  am  Ende  der  kapitalistischen  Stabilisierung  nicht  mit  der 
faschistischen Entwicklung in einer Reihe von Ländern zu Beginn der relativen Stabilisierung 
des Kapitalismus gleichstellen. Das 11. Plenum wies die Theorien einer Unterschätzung des 
Faschismus, wie sie vom Genossen Neumann vertreten wurden, zurück. Es wandte sich gegen 
die Auffassung, als ob der Faschismus nur ein Produkt der Zersetzung und nicht zugleich ein 
Element  des  Angriffs  der  Bourgeoisie  auf  die  Arbeiterklasse  darstelle.  Gegenwärtig  besteht 
eine  andere  Gefahr,  die  der  Überschätzung  des  Faschismus,  die  Auffassung,  als  ob  die 
faschistische  Diktatur  eine  Konsolidierung  der  Klassenherrschaft  der  Bourgeoisie  darstelle. 
Wir  müssen  besonders  in  Deutschland  erkennen,  daß  der  Faschismus  als  Produkt  des 
verfaulenden  Monopolkapitalismus  auch  der  Zersetzung  unterliegt.  In  der  politischen 
Resolution des 12. Plenums heißt es, daß die Herrschaft des Monopolkapitals angesichts der 
allgemeinen  Krise  des  Kapitalismus  außerordentlich  die  Überwindung  der  Wirtschaftskrise 
auf dem für den Kapitalismus üblichen Wege erschwert. 
Der  deutsche  Kapitalismus  geht  in  seinen  Angriffen  gegen  die  Arbeiterklasse,  besonders 
gegen die KPD, angesichts der tiefen Unterminierung seiner Grundfesten immer mehr zu den 
Methoden  einer  terroristischen  Diktatur  über.  Der  Kampf  der  Bourgeoisie  gegen  die  Krise 
wird immer stärker zum einfachen Kampf um die Erhaltung des kapitalistischen Staates, der 
kapitalistischen  Klassenherrschaft  als  der  ausschlaggebenden  Vorbedingung  für  die 
Verteidigung des kapitalistischen Systems. 
Die angekündigte „Reichsreform“ der Papen-Regierung, wie sie Papen in seiner Münchener 
Rede  dargestellt  hat,  zeigt  die  Pläne  zu  einem  weiteren  Ausbau  der  faschistischen  Diktatur. 
Ein  Oberhaus  soll  zur  Festigung  der  faschistischen  Herrschaft  eingesetzt,  Preußen  unter 
Abschaffung  seines  besonderen  Parlaments  und  seiner  besonderen  Regierung  dem  Reich 
einverleibt  werden.  So  versucht  Papen,  eine  stärkere  Bindung  zwischen  den  ostelbischen 
Junkern und der süddeutschen Konterrevolution herbeizuführen. 
In  der  Frage  des  Faschismus  hat  es  bekanntlich  in  unseren  Reihen  verschiedene  falsche 
Auffassungen  gegeben,  gegen  die  wir  in  der  Vergangenheit  ankämpfen  mußten.  In  jüngster 
Zeit tauchten im Zusammenhang mit der Ersetzung der Brüning-Regierung durch die Papen-
Regierung  solche  falschen  Auffassungen  auf,  wie  die,  diesen  Wechsel  in  den 
Herrschaftsmethoden der Regierung als einen „Systemwechsel“ zu bezeichnen. 
Die bürgerliche Demokratie ist die Diktatur der Bourgeoisie in ihrer verschleierten Form. 
Der  Faschismus  ist  die  offene,  unverhüllte  Diktatur,  die  auf  dem  Wege  der  Zertrümmerung 
der Klassenorganisationen des Proletariats aufgerichtet wird und sich vor allem der brutalen 
Gewaltanwendung zur Unterdrückung der Massen bedient. 

Der Übergang von der einen zur anderen Form ist, im ganzen gesehen, wie das 11. Plenum 
feststellte,  ein  organischer  Prozeß.  Nicht  irgendein  Personenwechsel  in  der  Regierung, 
sondern die allgemeinen Bedingungen des Klassenkampfes bestimmen über diesen Wechsel 
in der Herrschaftsform der Bourgeoisie. 
 
Wie Brüning die Papen-Diktatur vorbereitete 
 
So  haben  wir  in  Deutschland  gesehen,  wie  die  Brüning-Regierung,  die  sich  voll  und  ganz, 
auch  offen  und  parlamentarisch,  auf  die  Sozialdemokratie  stützte  und  deren  Filiale  die 
sozialdemokratische Preußenregierung war, fast zwei Jahre lang den Weg für die faschistische 
Diktatur vorbereitete mit einer Politik, die wir mit Recht als die Politik der „Durchführung der 
faschistischen Diktatur“ bezeichneten. 
Die  Wiederwahl  Hindenburgs,  bei  gleichzeitigem  mächtigem  Anschwellen  der 
nationalsozialistischen  Welle,  der  Ausgang  der  Preußenwahlen,  der  der  Braun-Severing-
Regierung die parlamentarische Basis nahm, die Einsetzung der Papen-Schleicher-Regierung 
an Stelle des Brüning-Kabinetts beschleunigten sodann die Entwicklung zur Aufrichtung der 
faschistischen Diktatur, bis der 20. Juli mit dem faschistischen Staatsstreich in Preußen in der 
ruckweisen  Verschärfung  der  faschistischen  Politik  einen  bestimmten  Schnittpunkt  der 
Entwicklung brachte. Das 12. Plenum hat in vollem Umfange jene Beurteilung des Charakters 
der  Papen-Regierung  bestätigt,  wie  wir  sie  nach  dem  20.  Juli  getroffen  haben.  Wir  sagten 
damals: 
 
„Mit ihrem Staatsstreich in Preußen ist die Regierung Papen-Schleicher-Gayl, gestützt auf den Hitler-
Faschismus, zur Regierung der faschistischen Diktatur geworden und hat den faschistischen Umsturz 
in  Preußen  mit  den  Bajonetten  der  Militärdiktatur  durchgeführt…  Die  Kampfkraft  und 
Kampfentschlossenheit  des  Proletariats  ist  durch  den  Faschismus  in  keiner  Weise  gebrochen  oder 
gelähmt,  im  Gegenteil,  sie  ist,  wie  der  31.  Juli  zeigte,  im Wachsen  begriffen.  Immer  heftiger,  immer 
unversöhnlicher  formieren  sich  die  Klassenfronten…  Jeden  Augenblick  muß  die  Arbeiterklasse 
gewärtig sein, einen Überrumpelungsversuch der Bourgeoisie parieren zu können.“ 
 
Diese  drei  Feststellungen:  1.  über  den  Charakter  der  Papen-Regierung,  2.  über  die 
ungebrochene  Kampfkraft  des  deutschen  Proletariats  und  3.  über  die  drohende  Gefahr 
weiterer Überrumpelungsversuche der deutschen Bourgeoisie in der Art des 20. Juli wurden 
vom  12.  Plenum  als  richtig  anerkannt.  Das  Plenum  kam  bezüglich  der  Formen  der 
gegenwärtigen  Lage  in  Deutschland  zu  der  Feststellung,  daß  hier  eine  der  Formen  der 
faschistischen Diktatur errichtet sei. 
Diese  Formulierung  schließt  sowohl  eine  mechanische  Gleichsetzung  der  faschistischen 
Diktatur in Deutschland etwa mit Italien, Polen usw. aus, als auch zeigt sie, daß es sich bei der 
heutigen Herrschaftsform der deutschen Bourgeoisie nicht um etwas Starres, Abgeschlossenes 
handelt,  sondern  daß  in  erster  Linie  die  weitere  Entwicklung  der  Herrschaftsformen  der 
Bourgeoisie vom Klassenkampf abhängig sind. 
Unsere jetzigen Feststellungen über die Papen-Regierung bestätigen die bisherige Perspektive 
der  Partei  und  unsere  bisherige  Behandlung  des  Problems  der  faschistischen  Diktatur.  Wir 
haben  z.B.  eine  ernste  ideologische  Aufklärungsarbeit  geleistet,  die  sich  gegen  die 
sozialdemokratische  Darstellung  wandte,  erst  die  Hitler-Regierung  sei  die  faschistische 
Diktatur.  Demgegenüber  haben  wir  betont,  daß  man  nicht  einfach  Hitler-Regierung  und 
faschistische  Diktatur  gleichsetzen  dürfe,  daß  vielmehr  sehr  wohl  eine  Regierung  der 
faschistischen Diktatur ohne offizielle Einbeziehung der Nationalsozialisten denkbar sei. Die 
heutige  Lage  bestätigt  diese  Auffassung.  Dabei  ist  es  klar,  daß  auch  die  Papen-Schleicher-
Regierung  nicht  die  letzte  und  höchste  Stufe  des  Faschismus  darzustellen  braucht,  sondern 
eben  nur  eine  der  Formen  der  faschistischen  Diktatur,  wobei  es  von  uns  abhängt,  ob  es  zu 

einer  weiteren  Festigung  und  Entfaltung  der  faschistischen  Gewaltherrschaft  oder  zu  ihrer 
Zersetzung kommt. 
 
Marx über die Herrschaftsmethoden der Bourgeoisie 
 
Das  12.  Plenum  stellte  die  konkrete  Behandlung  der  faschistischen  Entwicklung  in  den 
einzelnen  Ländern  und  damit  auch  in  Deutschland  in  den  Rahmen  einer  allgemeinen 
geschichtlichen  Darlegung  über  die  Rolle  des  Faschismus.  Das  Plenum  hob  den 
Zusammenhang zwischen Faschisierung und Verschärfung der politischen Reaktion mit dem 
Fortschreiten der Krise des Kapitalismus hervor. Ich möchte dazu einige Sätze von Karl Marx 

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