“Gliederung der Grammatik in Morphologie und Syntax
Syntaktische Mittel im Überblick
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1.2. Syntaktische Mittel im Überblick
Ohne die im ersten Kapitel angeschnittenen Fragestellungen einigermaßen befriedigend beantworten zu können, bewegen wir uns nun in den Kernbereich der Syntax hinein: in das Auffinden von Regelhaftigkeiten im Aufbau von Sätzen. Hier ist oft davon die Rede, dass Sätze eine Syntax haben, eine Art von Struktur also. Unsere Beschreibung, unsere Strukturvorstellung ist aber nicht Teil der Sprache, sondern wird von außen an sie herangetragen, um möglichst viele ihrer Eigenschaften beschreiben zu können. Syntax ist in diesem Verständnis also ein System von Regeln zur Beschreibung bestimmter, syntaktischer Eigenschaften einer Sprache. Man kann sich vielleicht den Zugang zu diesem hochkomplexen Bereich erleichtern, indem man sich vorstellt, man befinde sich auf einem Bauplatz, auf dem ein großes Gebäude entstehen soll. Einen Teil der Struktureigenschaften des Gebäudes kann man verstehen, wenn man die Baumaterialien untersucht und systematisiert: So kann man etwa die Bausteine nach ihren inhärenten Merkmalen klassifizieren, z.B. nach dem Stoff, aus dem sie sind (Ziegel, Kalksandstein, Beton usw.). Sortieren kann man sie aber auch nach den Formmerkmalen, die ihre Verwendung bestimmen (z.B. die Größe, Stoßfugen an den Schmalseiten). Und natürlich gibt es auf einer Baustelle auch immer Mittel zum Verbinden (z.B. Bauklammern, Stahlträger, Armierungsstahl etc.). Ganz ähnlich ist das Konzept der syntaktischen Mittel zu verstehen. Die Bauelemente sind hier die Wörter (und die daraus gebildeten Wortverbände). Die meisten Wörter zeigen (morphologische) Formmerkmale, die ihren Verwendungsbereich weitgehend festlegen und die man zu ihrer Sortierung verwenden kann. Eingebaut in eine Äußerung ist die Abfolge der Wörter und Wortverbände ein wesentliches Strukturmerkmal. Zusammengehalten wird der Satz durch sprachliche Klammern wie morphologische Kongruenz und Rektion, aber auch durch Mittel der Intonation. Als »syntaktische Mittel« werden hier also betrachtet: – die kategoriale Füllung der Wörter (und Wortverbände) (→ s.u.!). – die morphologische Markierung der Wörter (→ 2.3, S. 43ff.). – die Reihenfolge der Wörter und Wortverbände als Reihenfolgemarkierung (→ 2.4, S. 47-61; siehe auch Altmann/Hofmann 22008). – die intonatorische Markierung (→ 2.5, S. 61-67. Siehe auch Altmann/Ziegenhain 32009, 3.6, S. 104-119).Dieses Schema kann bei sinnvoller Anwendung die syntaktische Analyse wesentlich erleichtern. Ein paar Anmerkungen sind noch nötig, bevor die einzelnen syntaktischen Mittel etwas genauer betrachtet werden. Einmal ist zu sagen, dass die vier Ebenen der syntaktischen Mittel nicht gleichberechtigt nebeneinander, sondern in komplizierten Wechselwirkungen zueinander stehen, etwa in einem sehr einfachen Voraussetzungsverhältnis: Eine morphologische Markierung setzt voraus, dass Träger der Flexive vorhanden sind, also Wortstämme, und umgekehrt wird in vielen Fällen erst durch die morphologische Markierung deutlich, welcher Kategorie das betreffende Wort angehört. Eine Reihenfolgemarkierung setzt morphologisch markierte Wörter und Wortverbände voraus, und die intonatorische Markierung schließlich eine fertig entwickelte segmentale Struktur. Die oben gewählte Reihenfolge entspricht also weitgehend der Voraussetzungsstruktur. Zum Zweiten muss man gleich anmerken, dass keineswegs alle Eigenschaften der genannten Merkmalssysteme zum Aufbau syntaktischer Strukturen beitragen, oder genauer: Je nach syntaktischer Struktur können ganz unterschiedliche Teile etwa der Reihenfolgemarkierung beteiligt sein. Daneben aber sind die einzelnen Markierungssysteme relativ autonome Systeme, die bestimmte Merkmale nur zur Aufrechterhaltung ihrer Funktionsfähigkeit aufweisen. Dies bedingt, dass je nach syntaktischer Struktur die Rollen der einzelnen Markierungen wechseln: Ein Stellungsmerkmal kann in einem Fall das wichtigste Merkmal überhaupt sein (z.B. die Stellung des finiten Verbs bei der Markierung der Satztypen), im anderen hingegen völlig nachrangig (z.B. Frühoder Spätstellung des Reflexivpronomens sich im Mittelfeld). 2.1.1 Kategoriale Füllung – Lexikalische Kategorien: – flektierbar: Verb, Adjektiv, Substantiv, Pronomen, Artikel (→ 2.2.4.1- 2.2.4.5, S. 33-37). – nicht flektierbar (Partikeln): Adverb, Proadverb; Präposition, koordinierende Konjunktion, subordinierende Konjunktion, Gradpartikel, Modalpartikel, Vergleichspartikeln, Steigerungspartikeln (→ 3.5.1,-3.5.9 S. 101-113) usw. – Phrasenkategorien: NP, PP, VP, Satz (→ 2.2.5, S. 39-42).2.1 Syntaktische Mittel im Überblick – Verb-Morphologie (Konjugation): Person (Ps.), Numerus (Num.), Tempus (Temp.), Modus (Mod.), Genus Verbi (→ 2.3.2, S. 43). – Morphologie von Bestandteilen einer NP (Deklination): Genus, Numerus, Kasus (→ 2.3.3, S. 44f.). – morphologische »Fernwirkungen«: – Rektion: asymmetrische morphologische Bestimmung, z.B. zwischen Verb und Kasus des Objekts (→ 2.3.4.2, S. 46). – Kongruenz: symmetrische morphologische Beziehung, z.B. zwischen Subjekt und Verb bzgl. Person und Numerus, zwischen den Bestandteilen einer NP (→ 2.3.4.1, S. 45f.). 2.1.3 Topologische Markierung – Verbstellung: finites Verb in Erst-, Zweit- und Letztstellung (→ 2.4.1, S. 47-50). – Klammerstruktur: klammeröffnender und -schließender Ausdruck (→ 2.4.2 S. 50-54). – Stellungsfelder: Vorfeld, Mittelfeld, Nachfeld (Ausklammerung) (→ 2.4.3, S. 54-57). – Satzgliedfolge im Stellungsfeld (v.a. im Mittelfeld) (→ 2.4.5, S. 58f.). – Wortfolge im Satzglied (→ 2.4.6, S. 59f.). – Partikel-Positionen. – Herausstellungsstrukturen (alle Themen in Altmann/Hofmann 22008). 2.1.4 Intonatorische Markierung – Akzent: Wort-, Phrasen- und Satzakzent (→ 2.5.1, S. 62-65): – fokale Akzente: kontrastiv, nichtkontrastiv, emphatisch. – nichtfokale Akzente: Topik-Akzent, Exklamativ-Akzent. – Pausen: zwischen Wörtern, Phrasen, Sätzen (→ 2.5.2, S. 65f.). – Tonmuster: Typ des Tonverlaufs zwischen Satzpausen, nämlich fallend, steigend, gleichbleibend (→ 2.5.3, S. 66f.). Download 145.47 Kb. 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