Das Lächeln der Frauen
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Das Lächeln der Frauen
»How lovely!« hatte er ausgerufen, als er vor einer Stunde die
verwunschene Buchhandlung des Monsieur Fermier betreten hatte. Doch nun war er doch ein bißchen aufgeregt und redete fast überhaupt nichts mehr. Immer wieder schlug er das Buch an den Stellen auf, die ich ihm mit kleinen roten Zetteln markiert hatte. »Kompliment.« Ich wandte mich zu dem alten Buchhändler. »Die Buchhandlung ist ja voll!« Fermier nickte, und sein gütiges Gesicht leuchtete. »Ich habe Monsieur Millers Buch die ganze Zeit sehr gut verkauft«, sagte er. »Und als ich dann letzte Woche das Lesungsplakat ins Schaufenster hängte, haben viele Leute aus unserem Viertel Interesse gezeigt und schon eine Karte gekauft. Aber daß so viele Menschen kommen würden, habe ich auch nicht erwartet.« Er wandte sich an Sam, der hochkonzentriert vor sich hin starrte. »Sie haben offenbar viele Fans, Mr. Miller«, sagte er. »Wirklich schön, daß Sie kommen konnten.« Er trat vor den Vorhang, lächelte in die besetzten Stuhlreihen und ging zu einem kleinen Holztisch, der etwas erhöht auf einer zweiten Ebene an der Rückseite des Raumes stand. Auf dem Tisch befand sich ein Mikrophon, daneben ein Glas und eine Karaffe mit Wasser. Dahinter ein Stuhl. »Es geht los«, sagte ich zu Sam. »Keine Panik, ich sitze gleich in der Nähe.« Ich deutete auf einen zweiten Stuhl, der an der Seite auf der Empore stand. Sam räusperte sich. »Ich hoffe, ich makke nix verkehrt. « »Wird schon«, sagte ich, während Pascal Fermier gegen das Mikrophon klopfte, und drückte kurz seinen Arm. »Und nochmals danke!« Dann trat auch ich hinter dem Vorhang hervor und stellte mich neben Monsieur Fermier, der jetzt zum Mikrophon griff. Der Buchhändler wartete, bis das Getuschel und das Gescharre der Stühle erstarb, und dann hieß er die Anwesenden in schlichten Worten herzlich willkommen und gab das Mikrophon an mich weiter. Ich bedankte mich und sah ins Publikum. In der ersten Reihe saß der halbe Verlag, das komplette Lektorat war anwesend, sogar Madame Petit thronte in einem dunkelroten Kaftan unübersehbar auf ihrem Stuhl und sagte gerade etwas zu Adam Goldberg. Jean-Paul Monsignac, diesmal mit Fliege, hatte sich neben Florence Mirabeau niedergelassen, die mindestens so aufgeregt schien wie Sam Goldberg. Es war wohl das erste Mal, daß sie zu einer Lesung mitging. Und ganz außen saß wie eine Königin eine äußerst zufriedene Michelle Auteuil, wie immer in Schwarz, neben dem Photographen. »Der ist ja total süß, Ihr Miller, hat hervorragend geklappt mit den Journalisten«, hatte sie mir noch rasch gesagt, als ich in die Buchhandlung gekommen war. »Meine Damen und Herren«, begann ich, »ich möchte Ihnen heute einen Autor vorstellen, der unsere schöne Stadt zum Schauplatz seines wunderbaren Romans gemacht hat. Eigentlich könnte er jetzt gemütlich in seinem englischen Cottage am Kamin sitzen, aber er hat keine Mühe gescheut, um heute abend bei uns zu sein und für uns zu lesen. Sein Roman heißt Das Lächeln der Frauen. Er könnte aber auch Ein Engländer in Paris heißen, denn es geht darum, was passiert, wenn ein Engländer in Paris eine beliebte englische Automarke etablieren soll, und mehr noch darum, was passiert, wenn ein Engländer sich in eine französische Frau verliebt. Begrüßen Sie mit mir - Robert Miller!« Das Publikum klatschte und sah erwartungsvoll auf den schlanken, wendigen Mann in Hemd und Weste, der sich kurz verbeugte und dann hinter dem Tisch Platz nahm. »Also«, sagte Robert Miller und lehnte sich lächelnd in seinem Stuhl zurück. »In mein Cottage ist es schön, aber ich müss schon sagen, ich finde es hier auch sehr gemütlik.« Das waren seine ersten Worte. Aus den Reihen waren ein paar wohlwollende Lacher zu hören. »Doch wirklich«, fuhr Robert Miller ermutigt fort. »Diese Bookhandlung ist wie meine ... äh ... Wohnzimmer, nur daß ich nicht habe solchen viele Bücher.« Er blickte sich um. »Wow«, sagte er. »Das ist wirklich sexy.« Ich wußte nicht, was man an einer Buchhandlung sexy finden konnte - war das englischer Humor? -, beim Publikum jedenfalls kam es gut an. Download 1.37 Mb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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