Das Lächeln der Frauen


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Das Lächeln der Frauen

»Anyway. Ich möchte Sie danken, daß Sie gekommen sind. Leider spreke
ich nicht so gut Französisch wie Sie, aber doch nikt so schlecht fur eine
Ingländer.«
Neuerliches Gelächter.
»Also«, sagte Robert Miller und schlug mein Buch auf. »Dann fangen
wir an.«
Es wurde eine sehr kurzweilige Lesung. Adams Bruder lief, befeuert von
der Reaktion seiner Fans, zur Hochform auf. Er las, er versprach sich auf
amüsante Weise, er riß seine kleinen Witzchen, und die Zuhörer waren
begeistert. Ich muß zugeben, daß ich es selbst nicht besser hätte machen
können.
Am Ende gab es einen Riesenapplaus, ich blickte zu Adam, der mir
komplizenhaft zunickte und seinen Daumen in die Höhe reckte. Monsieur
Monsignac klatschte mit freudiger Miene und sagte dann etwas zu
Mademoiselle Mirabeau, die während der ganzen Lesung an den Lippen des
Autors gehangen hatte. Dann kamen die ersten Fragen aus dem Publikum,
die unser Autor mit Bravour meisterte. Als er von einer attraktiven
Blondine aus der fünften Reihe nach seinem neuen Roman gefragt wurde,
wich er allerdings von unserem Plan ab.
»Oh ja! Naturlich wird es eine neue Roman geben, er ist schon so gut wie
fertig«, sagte er selbstverliebt und vergaß wohl für einen Moment, daß er
gar kein wirklicher Autor war.
»Wovon handelt Ihr neuer Roman, Monsieur Miller? Spielt er wieder in
Paris?«
Der Autor nickte. »Ja, selbstverständlich! Ich liebe diese schöne Stadt.
Und diese Mal ist meine Held ein inglischer Zahnarzt, der sich auf eine
Kongreß verliebt in eine französische Tänzerin aus dem Moulin Rouge«,
fabulierte er.
Ich räusperte mich warnend. Wahrscheinlich hatte ihm sein gestriger
Ausflug ins Pariser Nachtleben neue Inspiration gegeben.
Miller sah zu mir herüber. »Well, ich darf noch nikt alles verraten, sonst
schimpft mein editor mit mir und keiner kauft mehr meine neue Büch«,


sagte er geistesgegenwärtig.
Monsieur Monsignac lachte laut und mit ihm viele andere. Ich rutschte
auf meinem Stuhl herum und versuchte auch zu lächeln. Bisher war alles
gut gelaufen, aber allmählich war es an der Zeit, daß der Zahnarzt zum
Schluß kam. Ich stand auf.
»Wieso haben Sie sich einen Bart wachsen lassen, Mr. Miller? Haben Sie
etwas zu verbergen?« rief da ein vorwitziges Mädchen mit
hochgebundenem Pferdeschwanz von ganz hinten und kicherte dann
zusammen mit ihren Freundinnen.
Miller strich sich über seinen dichten blonden Vollbart. »Nun, Sie sind
noch sehr jong, Mademoiselle«, entgegnete er. »Sonst wußten Sie, daß kein
Mann laßt sich gerne schauen in die Karten. Aber ...«, er machte eine kleine
Kunstpause, »...wenn Sie meinen, ob ich bin beim Secret Service, muss ich
Sie leider enttäuschen. Die Sache ist viel einfacher ... Ich habe eine
wunderbare ...«, er stockte, und ich hielt den Atem an. Er würde doch jetzt
nicht von seiner Frau sprechen? »... eine wunderbare Rasierapparat«, fuhr er
fort, und ich atmete erleichtert weiter. »Und der war eines Tages kapütt.«
Alles lachte, und ich ging zu Miller hinüber und schüttelte ihm die Hand.
»Das war ganz großartig, vielen Dank, Robert Miller«, sagte ich laut und
wandte mich zum Publikum, das frenetisch applaudierte. »Wenn keiner
mehr eine Frage hat, wird der Autor nun gerne signieren.«
Der Applaus verebbte, und die ersten Gäste erhoben sich von ihren
Stühlen, um nach vorne zu kommen, als sich plötzlich eine helle, etwas
atemlose Stimme über die Stuhlreihen hinweg erhob.
»Ich habe noch eine Frage, bitte«, sagte die Stimme, und mein Herz hörte
einen Moment auf zu schlagen.
Links an der Seite, gleich in der Nähe des Eingangs stand Mademoiselle
Aurélie Bredin.
Ich habe in meinem Leben schon viele Lesungen moderiert - in viel
größeren und bedeutenderen Buchhandlungen und mit viel berühmteren
Autoren als Robert Miller.
Aber bei keiner habe ich am Ende so Blut und Wasser geschwitzt wie an
diesem Montagabend in der kleinen Librairie Capricorne.
Aurélie Bredin stand da, wie aus dem Boden gewachsen, und das
Verhängnis kam in einem dunkelroten Samtkleid und aufgesteckten Haaren
unaufhaltsam näher.


»Mr. Miller, haben Sie sich wirklich in eine Pariserin verliebt - wie der
Held in Ihrem Roman?« fragte sie und ihr Mund verzog sich zu einem
feinen Lächeln.
Robert Miller sah mich einen Augenblick verunsichert an, und ich schloß
ergeben die Augen und gab mich in Gottes Hand.
»Nun ... äh ...« Ich spürte, wie der Zahnarzt ins Schwimmen geriet, als er
jetzt wieder zu der Frau im roten Samtkleid hinüberblickte. »Wie soll ich
sagen ... die Frauen in Paris sind einfach ... so ... unglaublich reizfull ... und
da ist es sehr schwer zu widerstehen ...« Er hatte sich offenbar wieder
gefangen und setzte sein Ich-bin-ein-kleiner-Junge-ich-kann-nichts-dafür-
Lächeln auf, bevor er seinen Satz beendete: »Aber ich furchte, ich muß
daruber schweigen - ich bin Gentleman, you know?«
Er deutete eine kleine Verbeugung an, und die Leute brachen erneut in
Applaus aus, während Monsieur Monsignac nach vorne sprang, um Robert
Miller zu gratulieren und sich dann mit seinem Autor photographieren zu
lassen.
»Kommen Sie her, André«, rief er mir zu und winkte. »Sie sollen auch
mit aufs Photo!«
Ich taumelte an die Seite meines glücklichen Verlegers, der jetzt seine
Arme um Robert Miller und mich legte und mir zuraunte: »Il est ravissant,

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