Das Lächeln der Frauen
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Das Lächeln der Frauen
»Hi, fellows«, sagte Samuel Goldberg. »Sprekt ihr etwa uber mich?«
Sam Goldberg war unbemerkt zur Tür hereingekommen und hatte den letzten Teil unserer hitzigen Diskussion wohl noch gehört. Da stand nun also mein Alter ego in einem dunkelblauen Dufflecoat und einer Kappe im Schottenkaro und war beladen mit kleinen Plastiktüten mit Eiffeltürmen und pastellfarbenen Schachteln aus der Confiserie Ladurée. Ich musterte ihn neugierig. Er hatte kurze blonde Haare und blaue Augen wie sein Bruder. Leider sah er wirklich so gut aus wie auf dem Photo. Und obwohl er um die Vierzig sein mußte, hatte er diese jungenhafte Ausstrahlung, die manche Männer nie verlieren, egal wie alt sie werden. Daran änderte auch der Bart nichts - vor allem, wenn er wie jetzt dieses verschmitzte Brad-Pitt-Lächeln aufsetzte. »Hi, Sam, wo steckst du denn die ganze Zeit?« Adam war aufgestanden und begrüßte seinen Bruder mit einem freundschaftlichen Schlag auf die Schulter. »Wir dachten schon, du hättest dich verlaufen.« Sam grinste und eine Reihe blendend weißer Zähne wurde sichtbar. In seinem Beruf wirkte er sicher sehr glaubwürdig, ich konnte nur hoffen, daß er auch als Autor überzeugend war. »Shopping«, erklärte er und mir fiel auf, daß seine Stimme ganz ähnlich klang wie die seines Bruders. »Ich müsste versprekken, die Familie etwas mitzubringen. Oh dear, und die Schlange bei diesem Ladurée war so long! Ich fuhlte mir schon ganz zu Hause.« Er lachte. »So viele Japanese people und alle wollen Tortchen kaufen und diese bunte Dinger.« Er wies auf die Schachteln mit den Macarons. »Sind die wirklich so lecker?« »Das. ist André«, stellte Adam mich vor, und Sam schüttelte mir die Hand. »Schon Sie zu sehen«, sagte er und strahlte mich an. »Ich habe schon so viel von Sie gehört.« Er hatte einen kräftigen Händedruck. »Ich hoffe, nur Gutes«, entgegnete ich etwas verkrampft. Die alten Floskeln. »Vielen Dank, daß Sie nach Paris gekommen sind, Sam. Sie helfen uns wirklich aus der Patsche.« »Oh, yes!« Er schmunzelte und nickte. »Aus der Pätsche«, wiederholte er. »Ja, ja. Adam hat mir alles gesprochen. Ihr beiden habt da eine tolle Ding gedreht, was? Ich muss sagen, ich war sehr überrascht, daß ich eine Blich geschrieben hätte.« Er zwinkerte mir zu. »Glucklicherweise habe ich eine gute Humor.« Ich nickte erleichtert. Adam hatte offenbar gute Arbeit geleistet. Wenn sich sein Bruder zunächst auch aufgeregt haben mochte, als dieses unerwartete Projekt an ihn herangetragen wurde - jetzt wirkte er jedenfalls ganz entspannt. »Wir sind ja jetzt so was wie ... wie sagt man? ... Brüder in die Geiste?« fuhr er fort. » Well, ich hoffe, daß alles gut fonktionieren wird mit unsere kleine Kompott.« Wir lachten alle drei. Dann setzten wir uns, und mein Bruder im Geiste bestellte sich einen Tee mit Milch und eine Apfeltarte und sah sich im Café Les Éditeurs um. »Lovely place«, meinte er anerkennend. In den nächsten zwei Stunden, die wir damit verbrachten, Sam Goldberg auf seine neue Identität einzuschwören, stellte sich heraus, daß Adams Bruder ein wahrer Gemütsmensch war, dessen affirmativer Grundcharakter vor allem in zwei Wörtern seinen Ausdruck fand: lovely und sexy. Lovely waren die Stadt Paris, die beleuchteten goldenen Eiffeltürme aus Plastik für seine Kinder, die zarte aux pommes, die er zum Tee aß und in zierliche Stücke zerlegte, und mein Buch, von dem er zwar nur das erste Kapitel gelesen hatte, dessen Inhalt ihm aber von Adam en détail erzählt worden war. Download 1.37 Mb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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