Ernst Thälmann Reden und Aufsätze


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Der Schwerpunkt unserer Agitation muß in den Betrieben liegen 
 
Drittens: Unsere Agitation muß ebenso wie die  Propaganda in den Dienst der Zerschlagung 
der  Betrugsmanöver  der  Bourgeoisie  und  Sozialdemokratie  gestellt  werden.  Sie  muß  vor 
allem das Hauptmanöver der SPD, den Schwindel mit dem „kleineren Übel“, entlarven und 
klarstellen, daß es sich hier um das größte Übel für die Arbeiterklasse handelt. Sie muß jedem 
Kommunisten  und  jedem  revolutionären  Arbeiter  die  Argumente  liefern,  mit  denen  er  den 
Klassenfeind schlagen kann. 
Viertens: Unsere Agitation muß konkret und praktisch werden. Wir müssen es lernen, bei der 
Entlarvung unserer Gegner, vor allem der SPD und der Nazis, in der Art, wie ich das schon zu 
zeigen versucht habe, einige  Haupttatsachen herauszuarbeiten und mit ihnen eine siegreiche 
Offensive gegen diese Parteien zu entfalten. 
Alle diese Aufgaben der Agitation und Propaganda können nur gelöst werden, wenn unsere 
Presse, ich meine jetzt die Tagespresse, ein völlig anderes Gesicht erhält. 
Unsere  Zeitungen  müssen  wirkliche  Massenorgane  des  Proletariats  werden.  Sie  müssen  das 
Leben  der  Arbeiterklasse,  das  Leben  der  Erwerbslosen,  das  Leben  der  Angestellten,  das 
Leben der Arbeiterinnen und der proletarischen Jugend widerspiegeln. Wir werden, koste es, 
was  es  wolle,  einen  Umschwung  in  unseren  Zeitungen  herbeiführen,  selbst  wenn  wir  an 
verschiedenen Stellen genötigt sind, an Stelle geschulter und politisch ausgebildeter Genossen 
jüngere  Elemente  aus  den  Betrieben  oder  aus  der  Reihe  der  Arbeiterkorrespondenten 
heranzuziehen.  Wir  werden  rücksichtslos  dazu  übergehen,  wenn  die  gelernten  Redakteure 
teilweise  versagen,  selbst  solche  Arbeiterkorrespondenten  an  ihre  Stelle  zu  setzen,  die 
zunächst vielleicht den einen oder anderen politischen Fehler begehen können, weil es ihnen 
ja  an  Schulung  mangelt,  die  aber  mit  der  Verantwortung  wachsen  und  sich  entwickeln 
werden. 
Damit  werden  wir,  wenn  es  anders  nicht  geht,  erzwingen,  daß  unsere  Zeitungen  zu  einem 
wirklichen  Spiegelbild  des  proletarischen  Lebens  werden.  In  unseren  Zeitungen  müssen  die 
Arbeiter  und  Arbeiterinnen  ihr  Leben,  ihre  Nöte,  ihre  Forderungen  einfach  und  konkret 
wiederfinden  und  man  muß  ihnen  an  Hand  dieser  einfachen  und  konkreten  Fragen 
auseinandersetzen,  warum  sich  für  sie  und  für  alle  ihre  Klassengenossen  nur  ein  Weg  aus 
ihrer Klassenlage ergibt: Der Weg der Kommunisten! 
Das, Genossen, ist das Geheimnis einer wirklich bolschewistischen Agitation und Presse. 
Noch  eine  zweite  Frage:  Auch  unsere  Tagespresse,  vor  allem  die  „Rote  Fahne“,  muß  zu 
einem Organ nicht nur der Agitation, sondern vor allem der propagandistischen Erziehung der 
Massen  werden.  Heute  ist  die  „Rote  Fahne“  kein  genügender  Lehrer  der  Partei  und  des 
Proletariats,  kein  genügend  anfeuerndes  Fanal  des  Leninismus.  Und  darum  stelle  ich  die 
zweite Forderung auf: Unsere Zeitungen, vor allem die „Rote Fahne“ müssen ideologisch auf 
ein ganz anderes Niveau gebracht werden. 
Diese  beiden  Aufgaben:  Populärer  zu  werden  und  andererseits  theoretisch  mehr  zu  geben, 
widersprechen  sich  nicht,  sondern  ergänzen  einander.  Mit  der  Lösung  der  ersten  Aufgabe 
können  wir  die  Massen  an  unsere  Zeitungen  heranführen  und  binden.  Mit  der  Lösung  der 
zweiten Aufgabe werden wir die Massen auf ein höheres Niveau bringen, wobei wir auch in 
unseren Zeitungen etwas größere Anforderungen an unsere Leser stellen können und müssen. 
Das eine ohne das andere ist unmöglich. Beides zusammen erst ergibt eine Bolschewisierung 
und Verbesserung des volkstümlichen Inhalts unserer Parteipresse. 
 
Unter dem Sturmbanner des Bolschewismus vorwärts zum Sieg! 
 
Genossen,  ich  schließe  mein  Referat  ab.  Bei  der  Behandlung  der  Arbeit  der  Partei  gab  es 
stellenweise eine scharfe Kritik an unseren Fehlern und Schwächen. Aber wir sind hier nicht 
zusammengekommen,  um  uns  gegenseitig  Komplimente  zu  machen.  Jeder  Genosse  muß 

verstehen, daß eine solche Kritik im Interesse der Partei liegt und unerläßlich ist. Nehmen wir 
die  Behandlung  der  Fehler  an  den  Büchern  der  Genossen  Langner  und  David.  Bedeutet  die 
Kritik an den Fehlern des Genossen Langner, daß wir ihn der Verfälschung des Leninismus, 
wie  sie  Slutzky  begangen  hat,  bezichtigen?  Keineswegs.  Aber  wir  mußten  den  Fehler 
richtigstellen. Darauf kam es an, nicht darauf, den Genossen  Langner zu schlagen. Nehmen 
wir die Feststellung der Fehler im Buch des Genossen David. Auch das bedeutet keineswegs, 
daß  wir  ihn  als  einen  Luxemburgisten  hinstellen  könnten,  der  solche  Tendenzen  in  unsere 
Partei tragen will. Aber zur Klärung der Probleme war unsere scharfe Kritik notwendig. Und 
das gilt ebenso für alle anderen Zweige unserer Arbeit. 
Ich fasse zusammen. Das wichtigste ist: 
Klare Erkenntnis der politischen Situation und der Perspektive der Entwicklung; 
klare Aufgabenstellung, die sich aus dieser Perspektive ergibt; 
der Hauptstoß gegen die Sozialdemokratie, bei gleichzeitiger Verstärkung des Kampfes gegen 
die Nationalsozialisten; 
die  Verbesserung  unserer  Arbeit  auf  den  verschiedensten  Gebieten,  besonders  der 
Betriebsarbeit, der Arbeit unter den Erwerbslosen und die Arbeit der RGO; 
die  Aktivierung  der  Partei  mit  Hilfe  der  ideologischen  Offensive  und  der  bolschewistischen 
Selbstkritik; 
die  Steigerung  unseres  Kampfes  für  die  Auslösung  der  betrieblichen  Kämpfe  und  übrigen 
Massenaktionen; 
Mobilisierung  der  Massen  für  den  revolutionären  Ausweg  nach  dem  Beispiel  der 
Sowjetunion,  für  den  Kampf  gegen  die  Diktatur  der  Bourgeoisie,  für  die  Diktatur  des 
Proletariats. 
Die  Resolution,  die  wir  hier  vom  Polbüro  dem  Plenum  des  ZK  vorlegen,  enthält  die 
wichtigsten Direktiven zu allen diesen Fragen. 
Noch immer krankt die Partei daran, daß die Beschlüsse nicht genügend durchgeführt werden, 
daß die Bolschewisierung der Partei unvollkommen ist, daß die einzelnen Genossen und die 
Parteieinheiten vielfach den leichteren Weg zu gehen versuchen. 
Unser  Weg  ist  nicht  leicht,  Genossen.  Unsere  Aufgaben  sind  denkbar  kompliziert  und 
schwierig.  Unser  Hauptfeind  ist  eine  konterrevolutionäre  Bourgeoisie,  deren  Machtmittel 
außerordentlich entwickelt und konzentriert sind, die große Erfahrungen im Laufe der letzten 
vierzehn,  fünfzehn  Jahre,  seit  dem  Beginn  der  Weltrevolution  im  Februar  1917,  gesammelt 
hat.  Ihr  zur  Seite  steht  eine  noch  immer  sehr  starke  Sozialdemokratische  Partei  mit  einer 
riesigen reformistischen Gewerkschaftsbewegung. Ihr zur Seite steht die nationalsozialistische 
Bewegung,  in  der  Millionen  von  Mittelständlern,  Kleinbürgern,  Angestellten  und  Beamten 
zusammengefaßt sind. Unsere Klassenfeinde sind entschlossen, das äußerste zur Verteidigung 
der bedrohten Existenz der kapitalistischen Klassenherrschaft zu tun. 
Aber  wir,  Genossen,  haben  für  uns  einen  gewaltigen,  welthistorischen  Faktor:  die  Existenz 
der  Sowjetunion,  die  für  die  breitesten  Massen  immer  deutlicher  die  Überlegenheit  der 
proletarischen  Diktatur  über  die  bürgerliche  Diktatur,  demokratischer  oder  faschistischer 
Färbung,  die  Überlegenheit  der  sozialistischen  Planwirtschaft  über  die  verfaulende 
kapitalistische Wirtschaft dokumentiert. 
Nutzen wir diese Möglichkeit aus, schmieden wir unter dem Sturmbanner des Bolschewismus 
unsere  Partei  zur  wirklichen  stählernen  Avantgarde  der  proletarischen  Klasse  ,  machen  wir 
das  Proletariat  zur  Führerin  der  breitesten  werktätigen  Massen  in  Stadt  und  Land,  verjagen 
wir  aus  unseren  Reihen  Zweifel  über  unsere  Stärke  und  Kleinmütigkeit,  Schönfärberei  über 
unsere  Arbeit  und  Spießertum,  Leichtfertigkeit  und  Unterschätzung  des  Klassenfeindes! 
Merzen  wir  alle  Einflüsse  und  Überreste  von  Einflüssen  der  Bourgeoisie  und 
Sozialdemokratie aus den Reihen der Kommunistischen Partei aus! 
Dann  überschreiten  wir  die  Schwelle  einer  neuen  Etappe  der  Bolschewisierung  der  KPD, 
dann wächst die rote Einheitsfront der Partei zum revolutionären Kampf gegen die Versuche 

der  Bourgeoisie,  kapitalistische  Wege  aus  der  Krise  zu  beschreiten,  gegen  die 
imperialistischen  Kriegsdrohungen  gegenüber  der  Sowjetunion!  Dann  wächst  die  rote 
Einheitsfront für den proletarisch-revolutionären Ausweg aus der Krise! 
Dann  lösen  wir  unsere  strategische  Hauptaufgabe:  Die  Gewinnung  der  proletarischen 
Mehrheit für den Kampf um die Eroberung der politischen Macht, den Kampf um die Diktatur 
des Proletariats! 
 
Schlußwort 
 
Eine neue Etappe der Bolschewisierung 
 
Genossen! Was ergibt sich aus dem Gesamtverlauf unserer jetzigen Plenartagung? Im Referat 
habe  ich  davon  gesprochen,  daß  die  Partei  an  der  Schwelle  einer  neuen  Etappe  ihrer 
Bolschewisierung  steht.  Was  bedeutet  das?  Wenn  wir  unsere  Vergangenheit  überprüfen,  so 
können  wir  feststellen,  daß  wir  eine  richtige  Generallinie  hatten.  Wir  haben  auf  dieser 
Generallinie  richtige  Beschlüsse  gefaßt.  Wir  hatten  eine  richtige  strategische  Orientierung. 
Aber in der Praxis, in der Durchführung der Beschlüsse, zeigen sich die Hauptschwächen auf 
allen Gebieten der Arbeit. Es gibt nicht nur eine Schere zwischen den richtigen Beschlüssen 
der Partei und ihrer Durchführung in der Praxis, sondern man muß auch sagen - und sogar in 
der  Diskussion  klang  das  an  einzelnen  Stellen  heraus  -  daß  an  einigen  Knotenpunkten  auch 
die  Bedeutung  der  Rolle  der  Partei  unterschätzt  wird.  Wichtig  ist  ferner,  festzustellen,  daß 
hinsichtlich  der  strategischen  Orientierung  und  ihrer  praktischen  Anwendung  große 
Unterlassungen und ernsthafte Mängel vorhanden sind. Das gilt besonders für die Kämpfe des 
Proletariats und alle Kämpfe der werktätigen Schichten. Das  gilt für die  Betriebsarbeit. Das 
gilt  für  die  gewaltigen  Aufgaben  der  RGO-Arbeit.  Das  gilt  für  das  besondere  Gebiet  der 
Arbeit unter der großen Millionenarmee der Erwerbslosen, für die Frauen- und Jugendarbeit, 
für das innere Parteileben, für die Agitation und Propaganda und in ganz besonderem Ausmaß 
für die Fragen unseres Kampfes gegen den imperialistischen Krieg. 
Die  Beschlüsse  waren  richtig.  Genosse  Pieck  hat  hier  erklärt,  daß  auch  die  Komintern  sich 
manchmal die Frage vorlegt, wieso bei einer richtigen Generallinie, bei richtigen Beschlüssen 
und  der  großen  Autorität,  die  die  Partei  hat,  es  trotzdem  in  der  Durchführung  mangelt  und 
hapert.  Worauf  kommt  es  in  erster  Linie  an?  Darauf,  die  Schere  zwischen  den  Beschlüssen 
und ihrer Anwendung und Durchführung zu schließen. Das heutige Zentralkomitee kann dazu 
und  wird  hoffentlich  dazu  den  besonderen  Schlüssel  liefern.  Von  diesem  Gesichtspunkt  aus 
müssen wir das Ergebnis des Plenums betrachten und den Inhalt der hier gefaßten Beschlüsse, 
die durch die Diskussion und die besonderen Vorschläge einzelner Genossen vervollständigt 
werden,  bewerten.  Von  diesem  Plenum  ausgehend,  muß  die  Partei  dazu  übergehen,  in  der 
Praxis, in der revolutionären Massenarbeit, in der Auslösung, Durchführung und Führung von 
größeren  Massenaktionen  auf  allen  Gebieten  und  auf  allen  Fronten,  in  der  selbständigen 
Führung  der  Kämpfe,  ihre  bolschewistische  Rolle  als  Führerin  der  deutschen  Arbeiterklasse 
zu beweisen. 
Nicht  nur  die  richtige  strategische  Orientierung,  sondern  die  Anwendung  dieser  richtigen 
strategischen Orientierung in der Praxis, das ist das Entscheidende! 
Wir  sind  verpflichtet,  die  größten  Garantien  zu  schaffen,  um  im  kollektiven  Sinn,  im 
unversöhnlichen  Kampf  gegen  unsere  Klassenfeinde  die  hier  gefaßten  Beschlüsse  so  zu 
verwirklichen,  daß  wir  schon  nach  kurzer  Zeit  in  der  Durchführung,  in  der  revolutionären 
Praxis sichtbare Erfolge sehen. 
 

Plenum der revolutionären Praxis 
 
In  diesem  Sinne  muß  man  unsere  Tagung  bezeichnen  als  ein  Plenum  im  Zeichen  der 
revolutionären  Praxis.  Wenn  wir  in  der  Lage  sind,  eine  solche  höhere  Stufe  unserer 
Arbeitsmöglichkeiten und unseres Arbeitstempos zu schaffen, bin ich fest überzeugt, daß das 
einen  Schritt  vorwärts  in  der  Bolschewisierung  der  Partei  bedeutet.  Genosse  Stalin  sagt  in 
seinem  bekannten  Brief,  der  für  die  gesamte  internationale  Arbeiterklasse  und  alle  Parteien 
eine  so  große  Bedeutung  besitzt,  unter  anderem,  daß  man  die  Rolle  der  bolschewistischen 
Partei  und  Lenins  nicht  nach  „Papierchen“  beurteilen  kann,  nicht  nach  Erklärungen  und 
Resolutionen,  sondern  auf  Grund  ihrer  Praxis.  Das  ist  zu  gleicher  Zeit  ein  Hinweis  für  die 
deutsche Partei, ihre Stoßkraft in der Praxis zu verstärken. Genosse Pieck hat an einer Stelle 
seiner Rede ähnliche bedeutungsvolle Worte gejagt, die zweifelsohne auch die Meinung der 
Komintern  zum  Ausdruck  Bringen,  daß  wir  in  unseren  Reihen  den  Kleinmut  beseitigen 
müssen, daß wir die richtige Linie der Partei in die Praxis mit aller Energie umsetzen müssen. 
Genossen,  wenn  wir  eine  zweite  bolschewistische  Partei  in  der  Kommunistischen 
Internationale  sein  wollen  -  manchmal  sagt  man  ja  sogar  schon  „sind“,  ich  sage  hier 
bescheidener:  werden  wollen  -,  dann  müssen  wir  die  Schere,  die  zwischen  den  gefaßten 
Beschlüssen und ihrer Durchführung steht, schließen, dann müssen wir als Wichtigstes große 
Massenkämpfe auslösen und führen. Ich denke an die Entfaltung ökonomischer Streiks, an die 
neuen  Formen  von  Demonstrationsstreiks,  an  den  Proteststreik  im  ganzen  Land,  der  sich 
gegen  alles  richten  muß,  was  jetzt  von  den  Kapitalisten  in  Deutschland  verübt  wird,  an 
Unterdrückung  und  Ausbeutung  des  Proletariats  und  Ausplünderung  der  Millionenmassen 
aller  Werktätigen.  Ich  denke  an  die  große  Waffe,  die  das  Proletariat  mit  dem  politischen 
Massenstreik anzuwenden vermag. 
Wir  haben  hier  die  begeisterte  Rede  des  Genossen  Thorez  gehört.  Dieser  Genosse  von  der 
Führung unserer französischen Bruderpartei sagt an einer Stelle: 
 
„Jeder Schlag gegen das Versailler System ist ein Schlag gegen den französischen Imperialismus“, 
 
und  er  wies  zugleich  darauf  hin,  daß  unsere  Genossen  im  Ausland  häufig  vor  der  Frage 
stehen:  Wir  kommt  es,  daß  die  große  deutsche  Partei  so  wenig  größere  Streiks  auslöst  und 
führt? Was können wir dazu sagen? 
Nur eines: Wir müssen lernen, die Kämpfe zu führen, wir müssen alles ausmerzen, was uns 
daran hindert. Das ist das Wichtigste. 
 
Die Ergebnisse unserer Diskussion 
 
Und  nun,  Genossen:  Was  ergeben  die  Grundzüge  der  gesamten  Diskussion  unserer 
Plenartagung? 
Die  wichtigsten  positiven  Erscheinungen,  die  sich  in  der  Diskussion  widerspiegelten,  kann 
man  in  folgenden  Punkten  zusammenfassen:  In  der  gesamten  Diskussion  zeigte  sich  ein 
ernstes Ringen mit den verschiedenen Problemen, die hier zur Debatte, zur Entscheidung und 
von heute an zur Durchführung vor uns stehen. 
Wir  sahen  die  Äußerung  des  verstärkten  Willens  und  ein  verstärktes  Verständnis  für  die 
Notwendigkeit, Fehler und Mängel in unserer Partei zu beseitigen. 
Wir sahen ferner, daß eine scharfe kritische Stimmung im Zentralkomitee vorhanden ist, die 
widerspiegelt,  daß  in  der  Partei  die  Frage  der  Selbstkritik  verstanden  und  angewandt  wird. 
Wenn  ein  Redner  sich  manchmal  in  bestimmten  Fragen  verrannte  oder  Fehler  machte, 
konnten wir bemerken, daß hier im ZK sofort bei einem großen Teil der Genossen eine Art 
von  kritischer  Unruhe  zu  spüren  war.  Das  ist  ein  absolut  günstiger  Zug,  der  zeigt,  daß  die 
Partei innerlich gewachsen ist und die ideologische Offensive nicht spurlos vorübergeht. 

So  zeigte  denn  die  Diskussion  auch  im  übrigen  das  regere  Leben  in  unserer  Partei,  die 
stärkere  Anteilnahme  an  allen  wichtigen  Fragen  und  damit  auch  das  innere  Wachstum  der 
Partei. 
Und dieses innere Wachstum, Genossen, das sich in der jetzigen Plenartagung widerspiegelt, 
und dem unser organisatorisches Wachstum, die Aufnahme von etwa 200000 Mitgliedern im 
letzten Jahr, die allerdings durch die noch vorhandene Tatsache der Fluktuation beeinträchtigt 
wird, gegenübersteht, gehört zweifelsohne zu unseren wichtigsten Fortschritten. Es gab aber 
auch negative Erscheinungen in der Diskussion: Das Bild, das sich aus der Diskussion über 
den  Zustand  der  Partei  ergab,  beweist,  daß  wir  diesen  Zustand  noch  kritischer  betrachten 
müssen, als wir es schon getan haben. Wenn wir in dieser Frage übereinstimmen, dann muß 
man sehen, daß es sehr gefährlich ist, wenn es in der Partei Stimmungen gibt, die versuchen, 
an  dieser  oder  jener  Stelle  die  Arbeit  der  Partei  zu  beschönigen.  Ein  solcher  Zustand  der 
Schönfärberei  verhindert,  Krankheitskeime  in  der  Partei  so  schnell  zu  beseitigen,  wie  es 
notwendig  ist.  Das  ist,  glaube  ich,  das  zweite  wichtige  Ergebnis  aus  der  Diskussion.  Wir 
müssen  viel  ernster,  viel  systematischer,  viel  verantwortungsbewußter  arbeiten.  Das  gilt  für 
die Führung, für das gesamte Zentralkomitee, für die Bezirksführungen und für die gesamte 
Partei. 
Die  dritte  Frage  ist,  daß  die  Diskussion  zu  einem  gewissen  Teil  nicht  auf  die  von  uns 
gestellten  Fragen,  wie  sie  in  der  Resolution  gleichfalls  enthalten  sind,  die  konkreten 
Antworten gab. 
Eine solche Kritik an der Diskussion darf natürlich keineswegs verallgemeinert werden, denn 
das  würde  die  wirkliche  Tatsache  verletzen,  daß  verschiedene  Diskussionsredner  glänzende 
Tatsachen gebracht haben, die man nicht verkleinern darf. 
Aber von der Gesamtdiskussion kann man nicht völlig befriedigt sein. Das muß man deutlich 
und unbarmherzig aussprechen, auch auf die Gefahr hin, daß Genosse Münzenberg in seiner 
Diskussionsrede  vom  „Flohknacken“  spricht  oder  davon,  man  solle  nicht  immer  mit  dem 
„Holzknüppel“  dreinschlagen,  wobei  ich  nicht  recht  weiß,  ob  Münzenberg  meint,  daß  wir 
Flöhe mit dem Holzknüppel knacken. 
Aber,  Genossen,  diese  Worte  sollen  nicht  nur  zu  unserer  Erheiterung  dienen,  sondern  es  ist 
selbstverständlich  eine  ernste  Tatsache,  wenn  es  eine  solche  Fragestellung  auf  unserem 
Plenum  gibt.  Wir  müssen  den  großen  Ernst  der  Lage  erkennen.  In  eindringlicher  Form  hat 
Genosse  Pieck  diesen  Ernst  der  Situation  hier  ausgedrückt.  Das  Plenum  und  die  gesamte 
Partei  muß  daraus  ihre  Schlußfolgerungen  ziehen.  Wir  müssen  besser  lernen,  in  unserer 
ganzen  Arbeit  eine  Wendung  zu  machen,  den  Widerstand  der  Massen  zu  entfalten,  ihre 
Kämpfe  zu  fuhren  und  diese  Kämpfe  überzuleiten  in  den  Kampf  für  den  revolutionären 
Ausweg. Das ist das Hauptproblem. 
Und nun zu einigen Fragen, die in der Diskussion aufgerollt wurden: 
 
Der Gesamtzusammenhang unserer Aufgaben 
 
Wir haben in der Resolution und auch im Referat den Versuch gemacht, Klarheit darüber zu 
schaffen, daß die Gesamtheit unserer Aufgaben ein Ganzes darstellt. In der Diskussion zeigte 
sich  nicht  immer  ein  genügendes  Verständnis  für  diese  Verbindung  unserer  Aufgaben.  Die 
Sozialdemokratie und die Nazis schlagen, die Streiks gegen die Bourgeoisie und die übrigen 
Massenaktionen  und  Kämpfe  führen,  die  Schwächen  in  der  Betriebs-,  RGO-, 
Erwerbslosenarbeit  beseitigen,  die  Partei  durch  die  ideologische  Offensive  kampffähig 
machen,  kampffähig  vor  allem  auch  in  der  Linie  der  aktiven  Verteidigung  der  Sowjetunion 
und der chinesischen Revolution -, das alles hängt miteinander zusammen und läßt sich nicht 
voneinander  trennen.  Ohne  ideologische  Hebung,  ohne  Steigerung  der  Aktionsfähigkeit  in 
den Betrieben, Gewerkschaften, auf den Stempelstellen, gibt es keinen erfolgreichen Kampf 
gegen  die  SPD  und  die  Hitler-Partei.  Ohne  Entlarvung  der  sozialdemokratischen  und 

sonstigen  Manöver  der  Bourgeoisie  gibt  es  keinen  erfolgreichen  Kampf  gegen  die  Diktatur 
der Bourgeoisie, gegen die Offensive der Kapitalisten, gegen die faschistische Reaktion. Das 
alles zusammen aber ergibt die Lösung unserer strategischen Hauptaufgabe: Gewinnung der 
proletarischen Mehrheit für den Kampf zur Eroberung der politischen Macht! Das alles ergibt 
die  Einstellung  der  Partei  auf  die  richtige  und  wirksame  revolutionäre  Bekämpfung  des 
imperialistischen  Krieges.  Diese  Einheit  unserer  Aufgaben  müssen  wir  in  den  Vordergrund 
rücken. 
 
Zur Frage der Perspektive und des Auswegs 
 
Eine  zweite  Hauptfrage  der  Diskussion  ist  die  heutige  Lage  und  die  Perspektive  der 
Entwicklung. Alle Diskussionsredner zeigten ihr  Einverständnis mit unserer Beurteilung der 
Perspektive.  Das  ist  nicht  wenig.  Die  letzten  Tage  brachten  im  Zusammenhang  mit  den 
Schwierigkeiten der Banken eine neue Bestätigung für die wachsenden Schwierigkeiten, die 
wachsende  Verschärfung  der  Situation.  Die  Bankfusionen  beseitigen  diese  Schwierigkeiten 
nicht, sondern schaffen höchstens eine vorübergehende Atempause. 
Auf dem Plenum gab es bei einigen Genossen eine Diskussion über die Frage: Wie kann ein 
kapitalistischer Ausweg aus der Krise aussehen? Kann es nur der imperialistische Krieg sein 
oder  auch  die  verstärkte  Ausplünderung  der  Massen?  Welche  Lage  wird  im  Falle  eines 
solchen  kapitalistischen  Auswegs  sich  ergeben?  Die  Genossen  Kraus  und  Ludwig  sprachen 
hierzu. 
Ist  es  unsere  Aufgabe,  solche  Erwägungen  anzustellen  und  darüber  zu  diskutieren,  was  für 
eine  Lage  entstehen  würde,  falls  die  Bourgeoisie  aus  der  gegenwärtigen  zyklischen  Krise 
herauskäme, ohne das es zur proletarischen Revolution kommt? Das ist nicht unsere Aufgabe. 
Wir  wissen,  daß  die  Situation  nicht  absolut  ausweglos  für  die  Bourgeoisie  ist.  Aber  wir 
wissen auch, daß wir sie dazu machen müssen. 
Unsere Perspektive ist die weitere Verschärfung der Krise. Unsere Aufgabe ist es, durch die 
volle Entfaltung der Kampfkraft der Massen die revolutionäre Entwicklung zu beschleunigen. 
Die  Fragen,  über  die  wir  diskutieren  müssen  und  auf  die  wir  alle  Aufmerksamkeit 
konzentrieren müssen, heißt nicht: Wie würde ein etwaiger kapitalistischer Ausweg aussehen? 
sondern die ganze Frage, die wir zu stellen haben, heißt: Was tun wir, um den revolutionären 
Ausweg zu erkämpfen? 
Alles Philosophieren darüber, wie die Bourgeoisie im Falle unseres Versagens aus der Krise 
herauskommen würde, lenkt nur von unserer revolutionären Aufgabenstellung ab. 
 

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