Ernst Thälmann Reden und Aufsätze
Parteiprogramm und Parteigeschichte
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Parteiprogramm und Parteigeschichte
Einige Worte zu den Fragen unseres Programms und der Parteigeschichte. Wir haben bereits im November vorigen Jahres im Polbüro gemäß einem Beschluß des VI. Weltkongresses, der die Sektionen verpflichtet, bis zum VII. Weltkongreß einen Programmentwurf auszuarbeiten, diese Frage gestellt. Vorarbeiten sind bereits eingeleitet. Die heutige Plenartagung des Zentralkomitees wird durch ihren Beschluß eine besondere Programmkommission zu wählen haben. Ferner die Frage der Parteigeschichte. Wir haben gleichfalls beschlossen, daß wenigstens der erste Abschnitt der Parteigeschichte bis zum Spaltungsparteitag der USPD in Halle in Angriff genommen wird. Das heißt also, daß wir schon heute Materialien zusammenstellen müssen, um gemeinsam an diese schwierige und verantwortungsvolle Arbeit heranzugehen. Noch einige abschließende Bemerkungen zur ideologischen Offensive: Das Wichtigste, was wir erkennen müssen, ist die Frage der Verbindung der ideologischen Offensive mit der revolutionären Praxis. Die ideologische Offensive dient auf der ganzen Linie der Hebung unserer revolutionären Massenarbeit. Die ideologische Offensive ist unentbehrlich vom Standpunkt der revolutionären Praxis. Sie ist unlöslich verbunden mit der revolutionären Selbstkritik. Bolschewistische Selbstkritik heißt Kontrolle und Hilfe Es ist hier von einigen Genossen ausgesprochen worden, daß es Tendenzen gibt, die Kritik abzuschwächen, über Fehler gutmütig hinwegzugehen oder sie zu verkleinern. Wir wären keine Bolschewiki, wenn wir solchen Tendenzen nachgeben würden. Und wir geben hier für unsere Plenartagung die ernste Erklärung ab, daß die Wachsamkeit der Partei bei der Durchführung ihrer Generallinie, die bolschewistische Wachsamkeit an der theoretischen Front, wie in der praktischen Arbeit bestehen bleibt, und daß wir die bolschewistische Selbstkritik als eine Methode anwenden werden, die nicht allein Kontrolle bedeutet, sondern auch Hilfe, um die Partei kameradschaftlich zu erziehen und vorwärts zu führen. Noch ein letztes Wort zur Frage der „Eisernen Front“. Aus der Diskussion hat sich klar ergeben: Die „Eiserne Front“, dieses groß angelegte Manöver der Sozialdemokratie, das zugleich dazu dient, Terrororganisationen, Bürgerkriegsorganisationen des Sozialfaschismus heranzuziehen, hat eine außerordentliche Bedeutung. Es ist der SPD, den reformistischen Gewerkschaften und dem Reichsbanner gelungen, bei einem Teil ihrer Anhänger Illusionen zu erwecken. Auch dies bestätigt wiederum unsere Auffassung, daß die Partei durch die Verschärfung ihres prinzipiellen Kampfes lernen muß, die Lügenmanöver der Sozialdemokratie zu zerschlagen. Offensive Verteidigung der Partei gegen den Klassenfeind Ich komme zum Schluß, Genossen. Noch einige Worte zur Frage der Verteidigung der Partei gegen den Klassenfeind. Ich habe schon im Referat darauf hingewiesen, daß der Lügenfeldzug gegen die Sowjetunion sich verstärken wird. Ich verweise hier auf die Tatsache, daß zum Beispiel die sozialdemokratische „Chemnitzer Volksstimme“ vor einiger Zeit ein von A bis Z gefälschtes Protokoll über eine angebliche Tagung der Kommunistischen Internationale veröffentlichte - eine solche Tagung hat niemals stattgefunden - auf der angeblich Genosse Manuilski gesprochen haben soll. Es heißt in diesem „Protokoll“, daß die Kommunisten „mit voller Absicht den Nazis die Staatsmacht ausliefern wollen, damit sie die Sozialdemokratie, die Gewerkschaften und den sozialdemokratischen Einfluß liquidieren, das heißt zertrümmern“. Hitler sei „im gegenwärtigen Abschnitt der Entwicklung der deutschen Revolution unser unzweifelhafter Bundesgenosse“. Das alles soll Genosse Manuilski gesagt haben. Genossen, diese Lügen sind ein bißchen zu plump gemacht. Aber das ist nur erst der erste Anfang. Wir werden noch ganz andere Tatsachen dieser antibolschewistischen Lügenoffensive erleben, die sich verstärkt, je aktiver die Bourgeoisie das Problem des Interventionskrieges gegen die Sowjetunion stellt. Genossen, wir sind ein Teil der Kommunistischen Weltpartei in einem Lande, das wir als eines der schwächsten Glieder des imperialistischen Weltsystems auffassen, in einem Lande, in dem sich die ökonomische Krise mit den Erschütterungen des Versailler Vertrages immer mehr verflicht. Auf uns ruht eine besondere historische Verantwortung. Und dieses Plenum muß ein Schritt vorwärts sein, um unsere großen Aufgaben zu lösen, die sich aus der Situation ergeben. Geht an die Arbeit, verstärkt die Fühlung mit den Massen der Arbeiterklasse, erweitert und erhöht die Aktivität der Partei und der Massen. Im Rahmen der Kämpfe, die vor uns stehen, müssen die Voraussetzungen schaffen werden, daß wir niederringen die Diktatur der Bourgeoisie und zum Siege marschieren für die Diktatur des Proletariats! Broschüre, herausgegeben von der KPD, Berlin 1932 ANHANG Bauernhilfsprogramm der KPD Ein historisches Dokument im Dienst der Volksrevolution Arbeiter und Bauern im gemeinsamen Kampf gegen die Volksfeinde! Auf der Tagung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei am 14. und 15. Mai, sowie in seiner Rede am Vorabend der Wahlen in Oldenburg hat der Führer der deutschen Kommunisten, Genosse Ernst Thälmann, das wegweisende KPD-Programm der Hilfe für die werktätigen Bauern der Öffentlichkeit übergeben. Die Kommunistische Partei ruft die Arbeiter, Angestellten, die unteren Beamten und Kleingewerbetreibenden auf, den Kampf der leidenden Bauernmillionen um ihre nackte Existenz, gegen Pfändungen und Zwangsversteigerungen, zu unterstützen. Das Bauernhilfsprogramm der KPD setzt klar die Linie des sozialen und nationalen Freiheitsprogramms vom August 1930 fort. Dieses historische Dokument muß in alle Dörfer, auf das ganze flache Land getragen werden. Überall müssen sich die Arbeiter der Stadt mit dem Landproletariat und der werktätigen Bauernschaft verbünden und ihnen beweisen, daß die Kommunistische Partei allein für die Rettung der hungernden Bauernmassen gegen die Hungeraktion der Volksfeinde kämpft. Hilfe für die unterdrückten Bauern Die Schulden der kleinen und mittleren Bauern, Winzer, Gemüsebauern und Kleinfischer betragen mindestens 5 Milliarden Mark! Wir verlangen Niederschlagung dieser Schuldenlast! Die Schuldenzinsen der werktätigen Bauern an die Banken und Geldwucherer betragen jährlich mindestens 500 Millionen Mark! Weg mit diesem Tribut an das Finanzkapital! Die direkten Steuern der kleinen Bauern betragen mindestens 150 Millionen Mark jährlich! Wir fordern Aufhebung dieser Steuerlast und Herabsetzung der Steuern für die Mittelbauern! Die indirekten Steuern, die den werktätigen Bauer beim Kauf von Produkten stark belasten und durch Verteuerung der Lebenskosten der städtischen Massen den Absatz der Produkte der Bauernwirtschaft stark einschränken, eine Hauptursache der großen Preisspanne zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen sind, betragen rund 5 Milliarden Mark! Wir fordern Aufhebung der indirekten Steuern! Die Pachtlasten der werktätigen Bauern betragen jährlich mindestens 400 Millionen Mark. Wir fordern Aufhebung dieses Tributs an die Großgrundbesitzer! 18000 landwirtschaftliche Großbetriebe verfügen in Deutschland über 5,2 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche (ungerechnet Forstbesitz). Wir fordern entschädigungslose Enteignung des Großgrundbesitzes und unentgeltliche Bereitstellung von Land für die landarmen Bauern und Bauernsöhne! 2,5 Milliarden Mark gibt die Brüningregierung für sogenannte „Osthilfe“ den ostelbischen Junkern, Großbauern und Bankherren. Wir fordern staatliche Beihilfe für die werktätigen Bauern, Bereitstellung der 2,5 Milliarden Osthilfemittel ausschließlich für die Werktätigen! Die Futtermittel- und Industriezollpolitik der Brüning-Schiele-Pegierung erhöhen die Produktionskosten der bäuerlichen Wirtschaft um etwa 40 Prozent. Die Getreidezölle verteuern die Lebenshaltung der auf Zukauf von Brotgetreide angewiesenen Kleinbauern, schränken die Konsumkraft der Massen und damit die Absatzmöglichkeit für die Produkte der Bauernwirtschaft enorm ein. Wir fordern Aufhebung der volksfeindlichen Zölle! Hunderttausende kleine Bauern, Bauernsöhne und Töchter haben durch Massenarbeitslosigkeit den zur Erhaltung der bäuerlichen Existenz notwendigen Verdienst aus Lohnarbeit verloren. Die Massenarbeitslosigkeit und Kurzarbeit in Deutschland bedeutet allein eine Verminderung des Masseneinkommens und der Konsumkraft um 5 Milliarden Mark jährlich. Wiederherstellung dieser Konsumkraft bedeutet Erweiterung des Absatzmarktes für landwirtschaftliche Produkte um 40 Prozent des Gesamtwertes der deutschen landwirtschaftlichen Produktion. Das von der Kommunistischen Partei aufgestellte Programm zur Arbeitsbeschaffung durch Arbeitszeitverkürzung auf 40 Stunden in der Woche mit Lohnausgleich, Wohnungs- und Straßenbau, Flußregulierung usw. ermöglicht Arbeit für alle Arbeitslosen und Hebung der Massenkonsumkraft. Wir fordern beschleunigte Durchführung des Arbeitsbeschaffungsprogramms der KPD! Durch Gesetze und Verordnungen haben der Reichstag und die Regierung bestimmt, daß Zehntausende der von Arbeitslosigkeit Betroffenen, auf Lohnarbeit angewiesenen Kleinbauern, Bauernjugend, wie auch die Kleinfischer, keine Arbeitslosenunterstützung erhalten, damit der Ruin ihrer kleinen Wirtschaft beschleunigt wird. Wir fordern volle Unterstützung für die ganze Dauer der Arbeitslosigkeit, auch für die von Arbeitslosigkeit betroffenen kleinen Bauern, die Bauernjugend Kleinfischer! Die Belastung durch Altenteile, zur wohlerworbenen Sicherung des Lebensabends der alten Bauern und Bäuerinnen, ist für hunderttausende bäuerliche Betriebe untragbar geworden. Ausgaben für erkrankte Familienmitglieder (Arzt und Arzneikosten usw.) können größtenteils von den bäuerlichen Massen nicht mehr getragen werden. Altenteil und Krankenkosten belasten die bäuerlichen Wirtschaften mit mindestens 500 Millionen Mark jährlich. Wir fordern staatliche Alters- und Krankenfürsorge für die Kleinbauernschaft, Winzer und Fischer! Durch ihre faschistische Verordnung vom 27. März 1931 verfügte die Brüning-Schiele- Regierung zugunsten der Großagrarier die zwangsweise Einschränkung des Anbaues von Zuckerrüben um 30 bis 40 Prozent für die bäuerlichen Zuckerrübenpflanzer. Mit Hilfe des Reichsbranntweinmonopols verfügt die Regierung zugunsten der großen Brennereien eine unerhörte Einschränkung des Brennrechts der kleinbäuerlichen Brenner. Wir fordern sofortige Aufhebung der Zuckerrüben-Kontigentierungs-Verordnung vom 27.3.1931 und Aufhebung der Beschränkung des Brennrechts der bäuerlichen Kleinbrenner! Die Unternehmer fuhren eine unerhörte Offensive zum Abbau der Löhne der Arbeiter und Angestellten um 10 bis 30 Prozent. Die Durchführung dieses Lohnraubes würde eine Senkung der Massenkonsumkraft um weitere 4 bis 5 Milliarden Mark und damit weitere Einschränkung des Absatzmarktes für Agrarprodukte um etwa 30 bis 40 Prozent des Gesamtwertes der deutschen landwirtschaftlichen Produktion bedeuten, ferner auch Senkung des Einkommens der noch in Lohnarbeit stehenden Kleinbauern und der Bauernjugend. Unter Führung der Kommunistischen Partei und der RGO muß deshalb die werktätige Bauernschaft den Kampf des Proletariats unterstützen: Gegen jeden Pfennig Lohnabbau! Rund 2 Milliarden Mark jährlich betragen die durch den Young-Plan festgelegten Reparationslasten, die die deutschen Kapitalisten voll und ganz aus den arbeitenden Massen herauspressen. Wir fordern Einstellung der Reparationszahlungen! Die Bourgeoisie schwätzt von Erleichterungen und Beseitigung der Reparationslasten, denkt dabei aber nur an die Geldsäcke der Reichen und die Erhöhung ihrer Profite. Ihre Losung ist: Den Reichen geben und den Armen stehlen! Darum werden alle diese Kampfforderungen zur Hilfe der werktätigen Bauernschaft von dieser Kapitalistenregierung mißachtet und auf das entschiedenste bekämpft. Das werktätige Landvolk muß sich unter Führung der Kommunistischen Partei für diese Bauernforderungen einsetzen und im festen Bündnis mit dem Industrieproletariat für die Durchführung dieser Forderungen überall kämpfen. Die einzige Garantie für die siegreiche Durchführung der Forderungen ist der gemeinsame Kampf für den Sturz der kapitalistischen Herrschaft, für die Errichtung der Arbeiter- und Bauernregierung, das heißt für ein freies sozialistisches Sowjetdeutschland! Die Rote Fahne, 22.5.1931 Download 5.01 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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