Ernst Thälmann Reden und Aufsätze


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haben. So sehen wir in einer ganzen Reihe von kapitalistischen Ländern eine außerordentliche 
Verschärfung der Krise, während zugleich auch  diejenigen  Länder, die am längsten von der 
Krise  verschont  blieben,  wie  Frankreich,  die  Niederlande,  Schweiz  und  Skandinavien, 
gleichfalls eine Ausdehnung und Verschärfung der Krise aufweisen. 
Der  Index  der  Produktion,  der  Umsätze  im  Handelsverkehr  und  der  Weltmarktpreise  ist  in 
allen 
kapitalistischen 
Ländern 
in 
beispiellosem 
Ausmaße 
gesunken. 
Die 
Massenerwerbslosigkeit  hat  einen  noch  nie  dagewesenen  Grad  erreicht.  Ein  kapitalistischer 
Ausweg aus der Krise wird für die Bourgeoisie immer schwieriger. 
Das  Problem  der  Neuaufteilung  der  schon  verteilten  Welt  wird  immer  mehr  in  den 
Vordergrund  der  internationalen  Politik  gestellt.  Die  Frage  des  imperialistischen  Krieges 
gegen die Sowjetunion nimmt mit jedem Tag neue und aktuellere Formen an. 
 
Fakten, die die Weltwirtschaftskrise verschärfen 
 
Welche  Faktoren  sind  es  in  der  Hauptsache,  die  den  besonderen  Charakter  der  Krise,  ihre 
Tiefe und Dauer hervorrufen und steigern? 
1.  Der weltumspannende Charakter der Krise in allen kapitalistischen Ländern; 
2.  demgegenüber das Bestehen der krisenlosen sozialistischen Wirtschaft der Sowjetunion; 
3.  die Verflechtung der industriellen Krise mit der Weltagrarkrise; 
4.  der verschärfte Kampf um neue Märkte und die Tatsache der monopolistisch gebundenen 
Preise und 
5.  als eine neue Erscheinung die schon erwähnte Störung des Kreditsystems. 
Wir sehen also eine Fülle von Erscheinungen, die zur weiteren Verschärfung und Entfaltung 
der  Weltwirtschaftskrise  beitragen.  Die  ganzen  Hoffnungen  der  Weltbourgeoisie  und  der 
internationalen  Sozialdemokratie,  die  Hoffnungen  der  bürgerlichen  Ökonomen  und  der 
sozialdemokratischen  Papageien,  die  die  Melodien  der  Bourgeoisie  nachplappern,  auf  eine 
Abschwächung  der  Krise  im  Jahre  1931,  haben  sich  als  Lug  und  Trug  erwiesen.  Unsere 
Beschlüsse  vom  Januarplenum  des  Jahres  1931  und  vor  allem  die  Perspektiven  des  XI. 
Plenums  des  EKKI  über  eine  weitere  Verschärfung  der  Krise  sind  durch  die  tatsächliche 

Entwicklung restlos bestätigt worden. Wir müssen viel mehr als bisher die Feststellung in den 
Massen  popularisieren,  daß  sich  in  dieser  Bestätigung  die  Richtigkeit  unserer  Linie  und 
Beschlüsse  die  klare  Erkenntnis  des  Marxismus-Leninismus,  des  wissenschaftlichen 
Sozialismus  widerspiegelt.  Noch  niemals  zuvor  hat  die  geschichtliche  Entwicklung  die 
Autorität  des  Marxismus-Leninismus  so  leuchtend,  so  unzweideutig,  so  überwältigend 
erhärtet wie gerade bei den Erscheinungen der jetzigen Weltwirtschaftskrise. 
 
Die Verschärfung des Kampfes um die Märkte 
 
Ich  komme  jetzt  zur  Frage  der  Verschärfung  des  Kampfes  um  die  Märkte,  die  für  die 
gegenwärtige  Phase  der  Krise  in  ökonomischer  und  politischer  Hinsicht  von  großer 
Bedeutung ist. 
Seit  dem  Maiplenum  unseres  Zentralkomitees  hat  der  internationale  Kampf  um  die  Märkte 
auf  der  Grundlage  der  verschärften  Krise  eine  riesige  Erbitterung  und  Zuspitzung  erfahren. 
Die  Kapitalisten  streben  auf  der  Suche  nach  einem  Ausweg  aus  der  Krise  nach  einer  neuen 
Ausplünderung  der  Kolonien.  Sie  entfalten  eine  immer  rücksichtslosere  Konkurrenz 
untereinander.  Sie  wenden  alle  Mittel  und  Methoden  an,  um  sich  gegenseitig  die  Märkte 
abzujagen. 
Die  Schutzzollpolitik,  die  Einfuhrkontingente  und  Einfuhrverbote,  die  Kündigung  von 
Handelsverträgen und die Devisenzwangswirtschaft, schließlich die bewußte Inflationspolitik, 
wie sie im besonderen der englische  Imperialismus mit der Aufgabe des  Goldstandards und 
der  Entwertung  der  Pfundwährung  eingeleitet  hat,  das  alles  sind  Kampfmittel  der 
Imperialisten, um sich die Märkte gegenseitig strittig zu machen. 
Der Zollkrieg hat nicht begonnen mit der Wendung in der Handels- und Zollpolitik Englands. 
Die  Zollpolitik  des  Protektionismus  entsteht  aus  der  Natur  des  monopolistischen 
Kapitalismus.  Die  Politik  des  Protektionismus  hat  sich  besonders  zugespitzt  im  Verlauf  der 
ökonomischen  Weltkrise  und  spitzt  sich  immer  weiter  zu,  entsprechend  dem  Ausmaß  der 
Tiefe dieser Krise. Der englische Pfundsturz in Verbindung mit der Aufgabe des Freihandels 
in  England,  die  neue  Schutzzollpolitik  des  englischen  Imperialismus  spielt  eine  besondere 
Rolle. Diese Politik der englischen Bourgeoisie, die von der MacDonald-Regierung betrieben 
wird,  richtet  sich  gleichermaßen  gegen  die  werktätige  Bevölkerung  Englands,  deren 
Lebenshaltung  durch  die  Inflation  gesenkt  wird,  wie  gegen  die  Konkurrenz  der  übrigen 
kapitalistischen Länder. 
Auf der Grundlage der Inflation versucht der englische Imperialismus auf dem Weltmarkt die 
Preise zu unterbieten, einen Dumpingexport zu betreiben. Der englische Sozialfaschismus, der 
diese  Politik  der  englischen  Bourgeoisie  unterstützt,  versucht  diese  Politik  vor  den  Massen 
durch eine Scheinopposition gegen das Kabinett MacDonald zu verschleiern. Die Politik des 
englischen Imperialismus führt zu einer neuen Verschärfung der imperialistischen Gegensätze 
und  spitzt  die  vorhandenen  Widersprüche  zwischen  dem  imperialistischen  England  und 
seinen Kolonien immer mehr zu. 
 
Der imperialistische Krieg ist zur Tatsache geworden! 
 
Aber  nicht  nur  die  englische  Pfundpolitik,  sondern  überhaupt  der  verschärfte  Kampf  des 
Imperialismus  um  die  Märkte  spitzt  alle  imperialistischen  Konflikte  zu.  Der  Kampf  um  die 
Neuaufteilung der Welt und die Eroberung der Märkte verschärft sich. Die Regierungen der 
kapitalistischen  Länder  wenden  die  Methoden  und  Waffen  des  ökonomischen  Angriffs  mit 
besonderer  Schärfe  gegen  die  Sowjetunion  an  (Erhöhung  der  Zölle,  administrative 
Einfuhrverbote  usw.).  Besonders  aggressiv  handelt  der  amerikanische  Imperialismus  gegen 
die  Sowjetunion.  Die  Kriegsgefahr  nimmt  neue  und  aktuellere  Formen  an,  sowohl  in  der 
Zuspitzung der Konflikte der Imperialisten untereinander, wie ganz besonders in der Richtung 

des unmittelbar drohenden Interventionskrieges der Imperialisten gegen die Sowjetunion. Die 
Ereignisse im Fernen Osten zeigen, daß der imperialistische Krieg aus einer Gefahr zu einer 
Tatsache  geworden  ist,  auf  die  wir  die  allergrößte  Wachsamkeit  und  den  entschlossenen 
Kampfwillen der Massen einstellen müssen. 
Was  zeigt  der  räuberische  Überfall  des  japanischen  Imperialismus  in  China?  Er  ist  die 
Illustration  für  unsere  Feststellung,  daß  die  Imperialisten  zum  Kriege  greifen  als  zu  einem 
Mittel der Überwindung der Krise auf kapitalistischen Wege. 
Der japanische Imperialismus, der mit voller Unterstützung des französischen Imperialismus 
sowohl seinen Einbruch in die Mandschurei als auch seinen Überfall auf Schanghai, Kanton 
und  die  übrigen  großen  Hafenstädte  Chinas  unternommen  hat,  will  die  Aufteilung  Chinas 
unter  die  imperialistischen  Mächte  erzwingen.  Wir  haben  immer  ausgesprochen,  daß  die 
ungleiche Entwicklung des Imperialismus früher oder später die Neuaufteilung Welt mit Hilfe 
imperialistischer  Kriege  auf  die  Tagesordnung  stellen  wird.  Die  Aufteilung  Chinas  spielt 
hierbei eine besonders große und aktuelle Rolle. Heute handelt es sich nicht mehr um bloße 
Tendenzen  und  Pläne  der  Imperialisten,  sondern  schon  um  konkrete  Tatsachen.  Die 
Klassenwirklichkeit  hat  hier  erneut  die  Voraussagen  der  Kommunisten  restlos  bestätigt  und 
alle von der Bourgeoisie und Sozialdemokratie künstlich gezüchteten Illusionen zerschlagen. 
Wir  müssen  lernen,  an  Hand  solcher  Tatsachen  den  Massen  klar  zu  machen,  daß  nur  die 
Kommunisten ihnen die Wahrheit gesagt haben. 
 
Um was geht es beim chinesisch-japanischen Krieg? 
 
Wie steht es heute in China? 
Wir  sehen  das  ungeheuerliche  Verbrechen  des  Weltimperialismus,  eingeleitet  durch  die 
japanische Räuberbande, gegen ein 400-Millionen-Volk. 
Wir  sehen  den  schamlosen  Versuch,  das  chinesische  Volk  mit  seiner  vieltausendjährigen 
Kultur  zwischen  den  imperialistischen  Mächten  einfach  aufzuteilen,  so  wie  man  es  im 
vergangenen Jahrhundert mit den Negersklaven machte. Wir müssen unzweideutig erkennen, 
daß  dieser  blutgierige  Angriff  des  japanischen  Imperialismus  in  der  Spitze  sich  nicht  nur 
gegen  die  chinesische  Sowjetrevolution  und  gegen  die  chinesische  Arbeiterklasse  richtet, 
sondern in seiner ganzen strategischen Orientierung, in seinem ganzen Aufmarschgebiet, wie 
die  Besetzung  von  Charbin  usw.  zeigt,  gegen  die  Sowjetunion,  das  einzige  Land  des 
Sozialismus in der ganzen Welt, im besonderen richtet. 
Es ist kein Zufall, daß gerade das rote Tschapei, die Arbeiterstadt von Schanghai, am meisten 
Opfer der Bombenangriffe und der Beschießung durch die Japaner wurde. 
Nehmen wir z.B. das in unserer Presse und in unserer Partei gar nicht genügend ausgenutzte 
Memorandum von Tanaka, dem bekannten japanischen Premierminister. Man kann die Lage 
im  Osten  nur  verstehen,  wenn  man  die  Enthüllungen  dieses  verbrecherischen  Dokuments 
überall in den Millionenmassen Deutschlands und der Welt popularisiert. Was finden wir in 
dem Tanaka-Memorandum? Er sagt z.B. an einer Stelle: 
 
„Wenn wir uns in Erinnerung rufen, daß die Chinesen unsere einzigen Käufer sind, so müssen wir den 
Tag fürchten, an dem sich China vereinigen wird und seine Industrie zu blühen beginnt.“ 
 
Und welche Methoden schlägt Tanaka für die japanische Politik in Ostasien vor? Er sagt: 
 
„Japan  wird  nicht  imstande  sein,  um  der  Selbstverteidigung  willen  und  zum  Schutz  anderer,  die 
Schwierigkeiten in Ostasien zu beseitigen, wenn es nicht eine Politik von ‚Blut und Eisen’ durchführt.“ 
 
Gegen  wen  soll  sich  die  Politik  von  „Blut  und  Eisen“  richten  außer  gegen  das  chinesische 
Volk? Einmal gegen den wichtigsten imperialistischen Konkurrenten, gegen die Vereinigten 
Staaten,  zum  anderen  gegen  die  Sowjetunion  als  den  Hort  des  Freiheitskampfes  aller 

unterdrückten  Völker  und  Klassen.  Und  Tanaka  zieht  auch  die  praktischen 
Schlußfolgerungen, wobei er sich auf die Erfahrungen des vergangenen Weltkrieges stützt: 
 
„Mandschurei  und  Mongolei  -  das  ist  das  Belgien  des  Fernen  Ostens.  Im  großen  Weltkrieg  ward 
Belgien  zum Schlachtfeld.  In unseren Kriegen mit Rußland und den Vereinigten Staaten  werden  wir 
die Mandschurei und die Mongolei allen Schrecken des Krieges aussetzen müssen.“ 
 
Gegenwärtig  zeigt  die  außerordentliche  Zurückhaltung  der  Vereinigten  Staaten  gegenüber 
dem  japanischen  Vorgehen  in  Schanghai  die  große  Gefahr,  daß  die  Imperialisten  ihre 
Konflikte untereinander vertagen, 
zugunsten des japanischen Überfalls auf die Sowjetunion. 
Es ist klar, daß der japanische Imperialismus in diesem Falle die Rolle eines Kettenhundes der 
Weltimperialisten  spielen  würde,  der  mit  Genehmigung  und  stärkster  Unterstützung  der 
Vereinigten  Staaten,  Frankreichs,  Englands  usw.  den  Angriff  auf  die  Sowjetunion  eröffnet. 
Was sagt Tanaka über diese Politik des Krieges gegen Sowjetrußland? 
Er schreibt: 
 
„Wird  die  Sowjetrußland  gehörige  Ostchinesische  Bahn  sich  in  diesem  Gebiet  entwickeln,  so  wird 
unsere neue Kontinentalpolitik dadurch beeinträchtigt, und dies wird in der nächsten Zukunft unfehlbar 
zu einem Konflikt mit Sowjetrußland führen… Das Programm unserer nationalen Entwicklung schließt 
augenscheinlich die Notwendigkeit ein,  in der Mongolei  unsere Waffen mit Rußland  zu kreuzen, um 
uns der Reichtümer der Nordmandschurei zu bemächtigen. Wenn wir Japans Zukunft betrachten, so 
müssen wir die Unvermeidlichkeit eines Krieges mit Rußland in der Nordmandschurei zugeben. Wenn 
diese Bahn (gemeint ist die Bahn Kirin-Hoinin und Taschantschun-Talaij gebaut ist, können wir Talai 
zum  Ausgangspunkt  eines  Angriffs  auf  Sibirien  nach  drei  Richtungen  hin  machen.  Und  zwar  über 
Taonan,  über  Anschan  und  über  Tsitsihar.  Die  Reichtümer  der  Nordmandschurei  werden  dann  in 
unseren Händen sein.“ 
 
Der strategische Plan des japanischen Imperialismus 
 
Der strategische Plan des japanischen Imperialismus geht also dahin: 
Erstens: Finanzielle und ökonomische Durchdringung der Mandschurei; 
Zweitens:  Militärische  Eroberung  der  Mandschurei  und  Mongolei  bei  gleichzeitiger 
Unterdrückung des chinesischen Volkes, insbesondere unter den heutigen Verhältnissen, die 
Tanaka noch nicht voraussah, der chinesischen Sowjetrevolution. 
Drittens:  Krieg  gegen  die  Sowjetunion  zur  Losreißung  nicht  nur  der  ostchinesischen 
Eisenbahn  und  Wladiwostoks,  nicht  nur  der  mit  der  Sowjetunion  freundschaftlich 
verbundenen  Volksrepublik  der  äußeren  Mongolei,  sondern  zur  Eroberung  Sibiriens,  um 
einen Pufferstaat zu schaffen. 
Viertens:  Krieg  gegen  die  Vereinigten  Staaten,  um  die  Vorherrschaft  des  japanischen 
Imperialismus in ganz Asien und im Stillen Ozean zu schaffen. 
Ich will nur noch hinzufügen, daß das Tanaka-Memorandum in der weiteren Perspektive dann 
auch  noch  die  Eroberung  Indiens  und  schließlich  sogar  Europas  durch  den  japanischen 
Imperialismus  vorsieht.  Aber  während  diese  weiteren  Perspektiven  ebenso  phantastisch  und 
wahnwitzig  erscheinen,  wie  die  Weltherrschaftsträume  der  Imperialisten  aller  Länder  -  man 
braucht nur an die Kriegsziele der Hindenburg und Ludendorff zu denken -, währenddessen 
zeigt die Praxis des japanischen Imperialismus, daß er bereits mit aller Entschiedenheit dazu 
übergegangen  ist,  die  ersten  Teile  des  Tanaka-Planes  zu  erfüllen.  Wir  müssen  uns  also  klar 
sein,  daß  dieses  Tanaka-Memorandum  von  1927  absolut  die  Linie  für  die  gesamte  Politik 
Japans  abgibt.  Und  das  bedeutet  nicht  mehr  und  nicht  weniger,  als  daß  der  japanische 
Imperialismus  den  Krieg  gegen  die  Sowjetunion  so  rasch  als  möglich  entfesseln  will.  Den 
ganzen blutigen Ernst dieser Tatsache  gilt es zu erfassen und den breitesten Massen klar zu 
machen. 

Bei diesem räuberischen Schachergeschäft in China werden sich weiterhin die Konflikte der 
Imperialisten  untereinander  zuspitzen.  Aber  vor  der  Verschärfung  der  Gegensätze  der 
imperialistischen  Mächte  untereinander  tritt  immer  stärker  in  den  Vordergrund  das 
gemeinsame Handeln der imperialistischen Mächte in der Vorbereitung des Krieges gegen die 
Sowjetunion.  Neben  dem  amerikanisch-englischen  Hauptgegensatz  der  Imperialisten 
untereinander rückt der amerikanisch-japanische Gegensatz wieder mehr in den Vordergrund, 
ohne  daß  dadurch  die  Kriegsaktionen  des  japanischen  Imperialismus  und  aller  anderen 
Imperialisten gegen die Sowjetunion eingeschränkt werden. 
 
Die Rolle des deutschen Imperialismus 
 
Für  uns  deutsche  Kommunisten  ist  selbstverständlich  von  größter  Bedeutung  die  Rolle  des 
deutschen Imperialismus in der Frage des japanischen Krieges. 
Was sehen wir hier? Genau wie bei dem Problem des Anti-Sowjetkrieges nimmt die deutsche 
Bourgeoisie auch bei dem Vorgehen des japanischen Imperialismus eine solche Stellung ein, 
daß  sie  unter  allen  Umständen  bei  dem  blutigen  Geschäft  beteiligt  sein  und  von  der  Beute 
profitieren will. 
Ich  verweise  hier  nur  auf  die  schmutzige  Rolle  der  deutschen  faschistischen  Offiziere  in 
China, die dort als militärische Ratgeber seit Jahren an allen Kämpfen gegen die chinesische 
Revolution  und  die  Roten  Armeen  teilnehmen.  Heute  ist  es  vor  allem  die  Frage  der 
Munitions-  und  Waffentransporte,  in  der  sich  die  Teilnahme  der  deutschen  Bourgeoisie  an 
dem Verbrechen der Imperialisten ausdrückt. 
Ich weise darauf hin, daß kürzlich in der „Deutschen  Bergwerkszeitung“ auf diesem Gebiet 
schon  die  Linie  des  wichtigsten  Teiles  der  deutschen  Industrie  aufgezeigt  wurde,  sich  im 
Zusammenhang  mit  den wirtschaftlichen  Verschiebungen  und  der  Belebung  der  Konjunktur 
der Kriegsindustrie an diesem Geschäft zu beteiligen. Es heißt z.B. dort: 
 
„Die Weltbörsen begegnen den Ereignissen im Fernen Osten mit einer nicht nur erstaunlichen Ruhe, 
sondern in einigen Fällen sogar mit einer Art von Hoffnungsfreudigkeit. Die Spekulationswelt hält die 
sich aus einem Kriege ergebenden  wirtschaftlichen Verschiebungen  zu einem großen Teil schon für 
konjunkturbelebend.  Wir  sehen  mit  jeder  neuen  Ausdehnung  dieses  ostasiatischen  Konflikts  neue 
Aktien- und Rohstoffgruppen an den Börsen in Bewegung kommen.“ 
 
Weiter:  In  einer  Bezirksversammlung  des  GdA  in  Hamburg  erklärte  der 
Gewerkschaftssekretär Möhring u.a.: 
 
„Wir müssen feststellen, welche arbeitsfördernde Bedeutung der chinesisch-japanische Konflikt auch 
für die deutschen Angestellten gewinnt.“ 
 
Die  Vorgänge  im  Fernen  Osten,  der  Krieg  in  der  Mandschurei  und  in  den  anderen 
chinesischen  Hafenstädten  bringen  aber  zugleich  mit  dem  Angriff  gegen  die  werktätigen 
chinesischen  Massen  auch  die  stärkste  Bedrohung  der  Sowjetunion;  damit  tritt  der 
Interventionskrieg in ein neues akutes Stadium. Die Besetzung von Charbin, die fortgesetzten 
japanischen Übergriffe im Gebiet der ostchinesischen Eisenbahn, die verstärkte Ansammlung 
weißgardistischer  Elemente  an  der  Grenze  der  Sowjetunion,  die  imperialistischen  Pläne  auf 
Schaffung  eines  Pufferstaates,  unter  Losreißung  von  Teilen  der  Sowjetunion  und 
Einbeziehung  der  äußeren  Mongolei,  die  mit  der  Sowjetunion  in  Frieden  und  enger 
Freundschaft  lebt,  das  alles  zeigt  uns,  wie  außerordentlich  bedrohlich  die  Lage  für  den 
Frieden der Sowjetunion ist. 
In  derselben  Linie  liegt  der  imperialistische  Gewaltstreich  der  litauischen  Regierung  auf 
Memel.  Litauen,  das  auf  direkte  Anweisung  und  unter  Kontrolle  imperialistischer  Staaten 
handelt, reiht sich mit diesem Gewaltakt in die Antisowjetfront der Interventionsmächte ein.  

Bedrohung der Sowjetunion durch den imperialistischen Krieg 
 
Wir haben schon des öfteren betont, daß die Konflikte der Imperialisten untereinander keine 
Abschwächung der Gefahr eines Interventionskrieges gegen die Sowjetunion darstellen. Das 
gilt  für  die  gegenwärtige  Situation  im  besonderen  Maße.  Heute  weiß  keiner  von  uns,  was 
morgen  schon  an  dieser  Kriegsfront  im  Fernen  Osten  sich  ändert.  Der  japanische 
Imperialismus  will  im  Bunde  mit  anderen  imperialistischen  Mächten  seine  Raub-  und 
Kriegspolitik  auch  gegenüber  der  Sowjetunion  einleiten.  Hier  müssen  die  KPD  und  die 
revolutionäre  Arbeiterschaft  und  mit  ihr  die  internationale  Arbeiterklasse  schon  heute  alles 
einsetzen,  um  dieses  Weltverbrechen  mit  allen  seinen  Konsequenzen  auf  das  schärfste  zu 
bekämpfen. 
Die Kräfte der Arbeiterklasse müssen mobilisiert werden gegen die Aufteilung Chinas durch 
die imperialistischen Räuberstaaten, für die Verteidigung der Sowjetunion und Sowjetchinas! 
Nach  wie  vor  erweist  sich  die  ganze  Politik  der  Sowjetunion  als  die  Politik  des  Friedens. 
Kaum  jemals  in  der  Vergangenheit  hatten  wir  es  so  leicht,  den  breitesten  Massen, 
insbesondere  auch  den  sozialdemokratischen  Arbeitern  die  Rolle  der  Sowjetmacht  als  Hort 
und Bollwerk des Friedens klar zu machen. 
Und dem steht gegenüber die Welt der Imperialisten, die Welt des Kapitalismus. 
Es  gilt  die  Leninsche  Losung  der  Komintern  „Krieg  dem  imperialistischen  Krieg“  in  ihrer 
ganzen  Tragweite  zu  begreifen.  Wir  müssen  nicht  nur  in  Worten,  sondern  in  unserer 
revolutionären  Massenarbeit  und  Aktionen  den  bolschewistischen  Kampf  gegen  den  Krieg 
organisieren und führen. Wir müssen die Haager  Instruktion  Lenins und  die Beschlüsse des 
VI.  Weltkongresses  der  Komintern  zum  Allgemeingut  der  Partei  und  der  Arbeiterklasse 
machen. 
Ich will hier nicht viele Worte verlieren über die schändliche Rolle des Völkerbundes, dieses 
Kriegsinstruments der imperialistischen Mächte, die heute auch jedem sozialdemokratischen 
Arbeiter  klar  zu  werden  beginnt.  Oder  nehmen  wir  die  ungeheuerliche  Heuchelei  der 
Imperialisten,  die  sich  in  Genf  zur  sogenannten  Abrüstungskonferenz  vereinigen,  während 
zugleich  im  Fernen  Osten  die  japanischen  Kanonen  und  Geschütze  donnern  und 
Bombenflugzeuge über den Städten kreisen. Ist es nicht blutiger Hohn, wenn dasselbe Japan, 
das ohne Zögern und ohne die geringsten Hemmungen seinen Raubzug gegen das chinesische 
Volk durchführt, zugleich eine führende Rolle bei der Genfer Abrüstungskomödie spielt? 
In Genf hat Genosse Litwinow den alten Vorschlag der Sowjetregierung erneut aufgenommen 
und  im  Namen  der  Arbeiterklasse  der  ganzen  Welt  die  völlige  und  absolute  Abrüstung 
vorgeschlagen. Klar und eindeutig unterstrich Genosse Litwinow die drohende Gefahr neuer 
Kriege.  In  glänzender  Weise  geißelte  Genosse  Litwinow  den  begeistert  von  der  II. 
Internationale  „begrüßten  Plan  der  französischen  Imperialisten,  durch  die  Gründung  einer 
Völkerbundsarmee  eine  Armee  der  Imperialisten  gegen  die  Sowjetunion  auf  die  Beine  zu 
stellen. 
Genosse Litwinow hat auf dieser Tagung der Imperialisten noch einmal vor allen Proletariern 
der  Welt  ausgesprochen,  daß  die  Sowjetregierung  vom  ersten  Tage  ihres  Bestehens  an  den 
imperialistischen Krieg nicht nur mit Worten, sondern durch ihre Taten verurteilt hat, daß die 
Sowjetunion sich gegen alle Kriegstribute, gegen jede nationale Unterdrückung eines Volkes 
durch das andere gewendet hat. 
Die  Imperialisten und ihre Presse haben diese Rede des Genossen  Litwinow, die zur selben 
Stunde  gehalten  wurde,  in  der  ein  Granatenhagel  japanischer  Flugzeuge  und  Geschütze  auf 
das Arbeiterviertel Tschapel niederging, mit offenem Hohn aufgenommen. Wir müssen diese 
Rede  Millionen  Proletariern  und  Werktätigen  zugänglich  machen,  wir  müssen  all  die 
heuchlerischen Abrüstungsmanöver der Imperialisten vor der Arbeiterklasse entlarven und sie 
zu  aktiven  Massenaktionen  gegen  den  imperialistischen  Krieg,  für  die  Verteidigung  der 
Sowjetunion mobilisieren. 

Ist es nicht völlig klar, daß diese Abrüstungskonferenz nur die Kulisse für die Kriegsrüstung 
der  Imperialisten  abgibt?  Nehmen  wir  dazu  noch  die  Tatsache,  daß  Paul  Boncour,  der 
Vorsitzende der Völkerbundskonferenz die Frechheit besitzen kann, von „Mißverständnissen“ 
zu  reden  im  Zusammenhang  mit  dem  Krieg  des  japanischen  Imperialismus  gegen  das 
chinesische  Volk.  Nur  eine  Macht,  die  auf  der  Abrüstungskonferenz  vertreten  ist,  kämpft 
wirklich für den Frieden, ist wirklich zur Abrüstung bereit: die Sowjetunion. 
Alle anderen Teilnehmer, einschließlich Deutschlands, spielen eine Komödie zur Täuschung 
der Massen. 
 

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