Ernst Thälmann Reden und Aufsätze
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Die Sozialdemokratie und der Krieg im Fernen Osten
Die II. Internationale, diese Agentur des kapitalistischen Völkerbundes zeigt anläßlich des japanisch-chinesischen Krieges unzweideutig von neuem ihr wahres Gesicht, wie im August 1914. So, wie sich der Sozialpatriotismus von damals zum heutigen Sozialfaschismus entwickelt hat, so ist auch in der Frage des imperialistischen Krieges die Politik der II. Internationale und der einzelnen sozialdemokratischen Parteien heute nur noch skrupelloser und verbrecherischer als in den damaligen Jahren der Bewilligung der Kriegskredite. Nehmen wir z.B. die japanische Sozialdemokratie, welche Stellung sie einnimmt zur Frage des Krieges. Die „linke“ sozialdemokratische Partei Japans hat durch den Mund ihres Abgeordneten Matzutani vor Pressevertretern folgende Erklärung abgegeben: „Die Operationen der japanischen Truppen in der Mandschurei werden durchaus nicht zum Schutze der kapitalistischen Interessen durchgeführt, sie wurden im Gegenteil durch die Notwendigkeit der Lösung des nationalen Problems hervorgerufen. Deshalb unterscheidet sich die jetzige Lage in der Mandschurei wesentlich von einem Kriege der Kapitalisten.“ Und als Matzutani aus der Mandschurei, wohin er eine „Studienreise“ unternommen hatte, zurückkehrte, stellte er folgende Losungen auf: 1. „Verteidigung der japanischen Vorrechte in der Mandschurei; 2. liefert die Mandschurei in die Hände der japanischen Arbeiter und Bauern. 3. Zwei Millionen japanische Arbeitslose sollen nach der Mandschurei auswandern und dort die Vorrechte Japans verwalten; 4. die Partei soll alle Kräfte auf den Kampf für diese Losungen konzentrieren.“ Ich weise ferner darauf hin, daß der Parteivorstand der Rono-Teischuto („linke“ sozialdemokratische Partei) Ende Oktober die japanische Aktion in der Mandschurei als eine „Schicksalsfrage der japanischen Nation“ darstellte und zuletzt auf die Tatsache, daß die sozialdemokratische Jugend Japans ein Manifest erließ, in dem es heißt: „In den Feldern der Mandschurei, wo die Rohstoffquellen des Exports des japanischen Kapitals und japanischer Waren auf Grund der politischen Vorrechte Japans eine entscheidende Rolle für die japanische Volkswirtschaft spielen, sehen wir den aggressiven Schritt der Sowjetunion, die sonst theoretisch den pazifistischen Internationalismus betonte, des amerikanischen und des englischen Kapitals, sowie den Boykott der feudalen chinesischen Generale gegen die japanischen Waren. Aus diesem Grunde brach der gegenwärtige japanisch-chinesische Konflikt aus. Bei der schnellen Entfaltung der objektiven Situation müssen wir die schematische Strategie aufgeben und statt dessen vom Standpunkt der proletarischen Jugend eine wirklich objektive Taktik durchführen. Wir müssen, um unsere Ziele zu verwirklichen, zuerst auf der Grundlage der Volkswirtschaft den nationalen Sozialismus aufbauen, um dann allmählich zum internationalen Sozialismus vorzudringen, wobei es unsere Aufgabe ist, den fantastischen Idealismus der Kommunistischen Jugend aufs entschiedenste zu bekämpfen.“ Zuletzt noch die Tatsache, Genossen, daß Anfang Februar d. J. die „rechte japanische Sozialdemokratie“ folgende Thesen aufstellte: 1. „Es sind alle nur irgendmöglichen Schritte zu unternehmen, um ganz Japan darüber aufzuklären, daß die japanische sozialdemokratische Partei das Gebäude des japanischen Imperialismus schützt und hochhält. 2. Die sozialdemokratische Partei weist kategorisch die Theorie zurück, die behauptet, daß der Staat eine Waffe zur Unterdrückung der einen Klasse durch die andere sei und unterstützt die Theorie, welche erklärt, der Staat ist ein System der Vereinigung und der Kontrolle. Die Partei ist lediglich bestrebt, den Staatsapparat zu demokratisieren.“ Genossen, ich betone, daß diese drei sozialdemokratischen Organisationen der II. Internationale die Politik des japanischen Imperialismus unterstützen. Wir sind die einzige Partei, die für den Frieden kämpft Angesichts dieser Tatsachen, angesichts der Erkenntnis, daß wir uns nicht mehr vor dem, sondern schon im imperialistischen Krieg befinden, daß der japanische Imperialismus die Brandfackel des imperialistischen Krieges bereits entzündet hat, daß der Funke auf andere imperialistische Mächte überzuspringen droht, und - was das wichtigste ist - daß die Imperialisten offen bestrebt sind, den Frieden der Sowjetunion und ihren sozialistischen Aufbau zu stören, müssen wir Kommunisten unser Banner des proletarischen Internationalismus und der aktiven revolutionären Solidarität kühner und entschlossener denn je entfalten. Wir sind die einzige Partei und die Vertreterin der einzigen Klasse, die wirklich gegen den Imperialismus und für den Frieden kämpft. Aber es genügt nicht, daß wir das wissen. Die Millionenmassen in Deutschland müssen es wissen, von uns in der Propaganda hören, und verstehen. Der Niedergang und die Fäulnis des kapitalistischen Systems, die immer stärkere Formen annehmen, demgegenüber die krisenlose aufsteigende Entwicklung des einzigen Landes der Welt, des Landes des Sozialismus, zeigen vor den Millionen werktätigen Massen immer krasser ihren gewaltigen prinzipiellen Unterschied. Die Imperialisten der kapitalistischen Länderund die ihr treu ergebenen Sozialdemokraten suchen für den kapitalistischen Ausweg aus der Krise durch gewaltsame Neuaufteilung der Märkte, durch bewußte Aufteilung Chinas und durch die neuen, sehr ernst zu nehmenden Kriegsoperationen gegen die Sowjetunion, Millionenmassen für ihre räuberischen Pläne einzufangen und zu gewinnen. Die Kommunistischen Parteien der ganzen Welt und ganz besonders die KPD müssen sich des Ernstes dieser Situation vollauf bewußt sein. Niemals seit der Zeit des Bürgerkriegs und des imperialistischen Angriffs auf die Sowjetunion in den Jahren von 1917 bis 1920 ist die Stunde des Angriffskrieges des Imperialismus gegen die Sowjetunion so nahe gerückt wie in diesen vor uns stehenden Wochen und Monaten. Unsere große historische Losung der Verteidigung der Sowjetunion durch die Millionenmassen des Weltproletariats kann schnell und überraschend von einer Agitations- zu einer Aktionslosung für die KPD und die mit ihr verbundene revolutionäre Arbeiterschaft werden. Diese unsere Hauptlosung birgt in sich den unversöhnlichen Kampf gegen alle imperialistischen Räuber und ihre sozialfaschistischen und faschistischen Kriegsunterstützer im eigenen Lande. Unsere Klassenfeinde beginnen bereits mit neuen Methoden der Vergiftung und der Verleumdung gegen uns und gegen das einzige Land des wirklichen Friedens, gegen die Sowjetunion, ihren ideologischen Feldzug, neben den steigenden Kriegsoperationen, neu zu eröffnen. Nehmen wir z.B. die „Hamburger Nachrichten“, wie sie auf dieser Basis ein Beispiel geben, wie die klassenbewußte Presse der Bourgeoisie diesen Verleumdungsfeldzug inszeniert. Es heißt in den „Hamburger Nachrichten“ u.a. in einem Artikel „Moskau organisiert den Bürgerkrieg in Deutschland“ an einer Stelle folgendermaßen: „Die Kommunistische Internationale habe für die deutschen Kommunisten eine Million Goldrubel von der russischen Partei angefordert, die auch sofort bewilligt wurden. Außerdem seien 40 Agenten der GPU zur Organisierung von Terrorakten, Demonstrationen und planmäßigen Unruhen, sowie für die Organisierung der Industriespionage eingetroffen.“ Wir sehen also, daß mit diesen Plänen der Imperialisten zu gleicher Zeit die Verleumdungen auf diesem Gebiet neue Formen annehmen. Appell des Zentralkomitees an das deutsche Proletariat! Wir müssen in der Agitation und Propaganda das größtmöglichste an Intensität und revolutionärer Leidenschaft entfesseln für die stärkste internationale Solidarität und das engste Bündnis der deutschen revolutionären Arbeiterschaft mit den Millionen der russischen Arbeiter und Bauern, die unbeirrbar kämpfen und ringen für die Politik des Friedens und die Unantastbarkeit ihres wirklichen sozialistischen Vaterlandes. So wie die kapitalistischen Räuber und die sozialdemokratischen und faschistischen Führer den tiefen Haß gegen die Existenz der Sowjetunion und ihre welthistorische Entwicklung zu erzeugen versuchen, so muß es umgekehrt unsere große, kühne und revolutionäre Aufgabe im unermüdlichen Tageskampf und in allen unseren Kampagnen sein, das internationale Band der tiefsten Solidarität und den gemeinsamen revolutionären Massenkampf überall zu organisieren und zu entfalten, nicht nur unmittelbar in der Stunde des kriegerischen Angriffs gegen die Sowjetunion, sondern schon heute im Zusammenhang mit allen vor uns stehenden Aufgaben in ganz Deutschland. Man kann sagen, daß gerade in der jetzigen Situation in der Agitation und Propaganda der leidenschaftlichste bolschewistische Kampf gegen den imperialistischen Krieg viel umfassender und konkreter geführt werden muß, als es in der Vergangenheit der Fall war. Wir tragen eine große Verantwortung. Mehr als einmal seit 1918 wurde der drohende Überfall des Weltimperialismus auf die Sowjetunion durch die Massenaktionen der Komintern in allen Ländern verhindert. Mehr als jemals zuvor hängt von unserer Kampfentschlossenheit und Aktionsfähigkeit die weitere Entwicklung ab. Heute fallen japanische Bomben auf Wusung und Schapei, marschieren japanische Truppen gegen die chinesischen Sowjetgebiete. Wenn es nach dem Willen der imperialistischen Mächte ginge, würden vielleicht morgen schon die Flugzeuggeschwader sowjetrussische Gebiete bombardieren. Ich spreche im Namen der gesamten Plenartagung des Zentralkomitees, wenn ich von dieser Stelle den stärksten Appell an das gesamte deutsche Proletariat und an alle Werktätigen richte, ihre ganze Kraft für den Kampf gegen das imperialistische Kriegsgemetzel in die Waagschale zu werfen. Im Namen des gesamten Plenums des ZK der KPD richte ich die Aufforderung an alle klassenbewußten Arbeiter in den Hafenstädten, an die Seeleute und Hafenarbeiter, an die Eisenbahner, an die Arbeiter der Kriegsund Munitionsindustrie: Wendet eure Kampfmittel des Streiks und alle übrigen Kampfmethoden zur Verhinderung jeder Unterstützung des imperialistischen Krieges durch Munitions- und Waffentransporte an! Ich deute hierbei an, daß besondere Überwachungsausschüsse in einigen Hafenstädten schon gebildet wurden, und daß das der erste Anfang dieser großen Arbeit ist. An die chinesischen Arbeiter und armen Bauern! Und im Namen der Plenartagung unseres ZK richte ich von dieser Stelle aus an die Arbeiter und armen Bauern des chinesischen Volkes, an die gegen das Kriegsverbrechen kämpfenden Arbeiter Japans, an die gesamte internationale revolutionäre Arbeiterschaft und ganz besonders an die Millionen Arbeiter und Bauern, die Rote Armee und die Rote Flotte der Sowjetunion unser Gelöbnis, im Kampfe gegen den imperialistischen Krieg auf der Linie Lenins und des Bolschewismus mit allen Kräften unsere revolutionäre Pflicht zu erfüllen. Wir werden unsere proletarische Solidarität gegenüber den Imperialisten durch den entschlossenen Kampf gegen den Feind im eigenen Land praktisch erhärten! Das auszusprechen und den proletarischen Massen zuzurufen, ist eine der wichtigsten Pflichten der heutigen Tagung unseres Zentralkomitees. Die imperialistischen Gegensätze und das Versailler System Ich komme nun zu der Frage, die mit der Verschärfung der imperialistischen Gegensätze verbunden ist: Zur Frage des Versailler Systems! Auf der Grundlage der ungleichmäßigen Entwicklung in der Epoche des Imperialismus wird das Versailler System der Raubfriedensverträge, die den vergangenen Weltkrieg besiegelten, zu einem Hebel, der alle kapitalistischen Widersprüche auf eine höhere Stufe und in zugespitztere Formen überführt. Wir kennen die Verschärfung des Kampfes des amerikanischen Imperialismus gegen die zurückgehende Position Englands in der Weltherrschaft, weiter die Zuspitzung der Gegensätze zwischen dem englischen Imperialismus und Frankreich, die auch mit dem Rückgang der ökonomischen und politischen Machtstellung Englands in Zusammenhang steht. Betrachten wir Frankreich. Seine imperialistische Hegemonie in Europa wurde durch das Versailler System aufgerichtet. Sie steht in einem gewissen Widerspruch zur Höhe der ökonomischen Entwicklung des französischen Kapitalismus. Das zwingt den französischen Imperialismus, das System seiner Vasallenstaaten auszubauen, seine Rüstungen zu steigern und die Unterdrückung und Niederhaltung Deutschlands mit Hilfe der Young-Sklaverei unvermindert aufrechtzuerhalten (Hoover-Plan, Stillhalteverhandlungen im Zusammenhang mit der geplanten Lausanner Reparationskonferenz). Hier sahen wir ein Zusammengehen Amerikas mit Frankreich, wobei die Vasallenstaaten als Bundesgenossen Frankreichs den unbeugsamen Willen des französischen Imperialismus zur Aufrechterhaltung des erschütterten Versailler Systems unterstützten. Auf der einen Seite wächst die Undurchführbarkeit des Versailler Vertrages und des Young- Plans. Darüber hinaus wird das Schuldenproblem international wie im deutschen Maßstabe zu einer unlösbaren Schwierigkeit für die Imperialisten. Auf der anderen Seite denkt der französische Imperialismus nicht daran, auf das System der Young-Sklaverei zu verzichten, weil es mit der Aufrechterhaltung seiner Vormachtstellung in Europa untrennbar verbunden ist. So führt das Versailler System zu einer außerordentlich scharfen und angespannten Steigerung des Gegensatzes zwischen den Siegern und Besiegten des vergangenen Weltkrieges, wie auch zwischen den Siegern untereinander um die Verteilung der Beute. Die Schwierigkeiten und Widersprüche des Versailler Systems werden durch die Weltwirtschaftskrise gesteigert und bewirken andererseits von sich aus eine weitere Verschärfung der Krise. Wir werden uns mit dieser Frage noch speziell in ihren Auswirkungen für Deutschland beschäftigen müssen. Der revolutionäre Aufschwung und die Zuspitzung des Klassenkampfes Und nun zur letzten Frage, die ich bei der Analyse der internationalen Lage beleuchten will, das ist die Frage des aus der Verschärfung der Krise erwachsenden revolutionären Aufschwunges und der mit ihr verbundenen Zuspitzung des Klassenkampfes zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Bei ihrem Versuch, einen kapitalistischen Ausweg aus der Krise zu beschreiten, geht die Bourgeoisie in allen kapitalistischen Ländern zu ungeheuerlichen Angriffen auf die Lebenshaltung der Massen über. In allen kapitalistischen Ländern sehen wir einen planmäßigen Abbau der Löhne, einen Abbau der Sozialleistungen, einen Rückgang des Verbrauchs der wichtigsten Lebens- und Konsumtionsmittel pro Kopf der Bevölkerung. Die politische Reaktion und die Anwendung faschistischer Herrschaftsmethoden durch die Bourgeoisie tritt immer stärker in Erscheinung. Die Bourgeoisie setzt ganz unverhüllt den Staatsapparat bei ihren Anschlägen auf die werktätigen Massen ein. Sie mobilisiert alle ihre Hilfstruppen, vor allem ihre soziale Hauptstütze, die internationale Sozialdemokratie. Faktoren des revolutionären Aufschwunges Auf der anderen Seite sehen wir eine Reihe von Faktoren des revolutionären Aufschwunges. Die Siege der Roten Armee in China, der Ausbau und die Festigung der chinesischen Sowjetgebiete, die Tatsache, daß in einem Gebiet, das weit größer ist als Deutschland, ein zweites Sowjetland sich gebildet hat, stellen eine welthistorische Tatsache dar, die wir in unserer Agitation und Propaganda viel zu wenig beachten. Wir müssen immer stärker darauf hinweisen, daß neben der Sowjetunion heute schon auf einem zweiten riesigen Gebiet, größer als Deutschland, die Sowjetmacht besteht, daß dort für die chinesische Sowjetrevolution die Aufgabe des Hinüberwachsens der bürgerlich-demokratischen Revolution in die proletarisch- sozialistische Revolution immer mehr heranreift, daß die chinesischen Sowjets, die heute noch Organe der revolutionär-demokratischen Diktatur des Proletariats und des Bauerntums sind, dazu berufen sind, zu Organen der Diktatur des Proletariats, die sich auf das Bündnis mit den armen Bauern stützt, zu werden. Ich erinnere ferner an die Ereignisse in Spanien, an die Aufstände, Streiks und Demonstrationen in Indien, an die Welle von Streiks in einer Reihe kapitalistischer Länder, an die Bauernrebellionen und Bauernmassenaktionen, an die englische Flottenmeuterei, an den großen Wahlerfolg unserer Bruderpartei in Bulgarien und an andere Tatsachen der revolutionären Entwicklung. Der Siegeszug des Sozialismus in der Sowjetunion Der stärkste Faktor für den revolutionären Aufschwung auf der ganzen Welt, der beherrschende welthistorische Faktor für die ganze gegenwärtige Periode ist der Siegeszug der Sowjetunion. Ich will nicht das wiederholen, was wir alle über die gigantischen Erfolge der Sowjetmacht bei allen dort vorhandenen und zu überwindenden Schwierigkeiten beim Aufbau des Sozialismus wissen. Ich will nur darauf hinweisen, daß die Überlegenheit der sozialistischen Planwirtschaft, wie sie sich unverkennbar in dem Widerspruch zwischen dem Niedergang des Kapitalismus und dem Aufstieg des Sozialismus ausdrückt, eine außerordentlich revolutionierende Wirkung auf die Massen ausübt. Vor wenigen Tagen hat die KP der Sowjetunion ihre 17. Parteikonferenz beendet, die zu den Ergebnissen des ersten Fünfjahrplans Stellung nahm und die Linie für den zweiten Fünfjahrplan festlegte. Heute, nachdem das letzte, das vierte Jahr des Fünfjahrplans begonnen hat, können wir sagen, es ist gesichert, daß die Losung: Durchführung des Fünfjahrplans in vier Jahren in vollem Umfange erfüllt wird. Es ist gesichert, daß die Aufgabe des ersten Fünfjahrplans, die Fundamente der sozialistischen Wirtschaft zu Ende zuführen, vollbracht wird. Auf dem Weg zur klassenlosen Gesellschaft Der zweite Fünfjahrplan, der endgültig alle Reste der sogenannten parasitären kapitalistischen Klassen beseitigt, die völlige Abschaffung der Klassenunterschiede in Angriff nimmt, bringt einen neuen gewaltigen Wendepunkt der Weltgeschichte. Nachdem der Aufbau der Fundamente der sozialistischen Wirtschaft beendet ist, wird nun mit dem zweiten Fünfjahrplan auf einem Sechstel der Erde die klassenlose sozialistische Gesellschaft erbaut. Wir müssen natürlich auseinanderhalten das Problem des Sozialismus und den Übergang in den Kommunismus. Selbst wenn die klassenlose Gesellschaft erbaut, wird, wie es in der strategischen Linie des zweiten Fünfjahrplans als Beschluß auf der XVII. Parteikonferenz signalisiert und angenommen wurde, so bedeutet das noch nicht, daß mit dem Abschluß des zweiten Fünfjahrplans schon alle Überreste gewisser bürgerlicher Ideologien beseitigt sind. Die Frage des Aufbaues des Kommunismus ist eine Frage von Etappen des Sozialismus. Von diesem Gesichtspunkt aus muß man die Frage des Aufbaues der klassenlosen Gesellschaft stellen. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit allen Fragen der ökonomischpolitischen und kulturellen Entwicklung, wie sie auf allen Gebieten durch den zweiten Fünfjahrplan aufgeworfen werden, zuwenden und damit die heroischen Erfolge des Sozialismus in der Sowjetunion für unsere revolutionäre Propaganda nutzbar machen. Auch uns wird der Siegeszug des Sozialismus durch die einfache Wucht der Tatsachen zu einer unüberwindlichen Kraftquelle für die proletarische Revolution in allen kapitalistischen und kolonialen Ländern. Das Beispiel der krisenlosen Sowjetunion, das Beispiel der proletarischen Diktatur, die die Arbeitslosigkeit hundertprozentig beseitigt hat, die die Lebenshaltung der Massen unablässig steigert, die als einzige Macht die Politik des Friedens betreibt und auch nicht die leisesten Keime des Faschismus duldet, die die größten sozialen, kulturellen und politischen Errungenschaften für die werktätigen Massen ausbaut und sichert, dieses Beispiel hat eine zwingende Beweiskraft. Aber wir verstehen es immer noch nicht, diese glänzenden Argumente, die uns die Wirklichkeit liefert, in genügendem Maße auszunutzen. Wir verstehen es nicht, den Millionenmassen, die selbst nach einem Ausweg aus der Krise suchen und dabei zwangsläufig sich immer stärker auf das Beispiel und das Vorbild der Sowjetunion orientieren, praktisch und handgreiflich aufzuzeigen, wie man diesem Beispiel in Deutschland folgen kann. Der Klassenfeind selbst zeigt uns sehr deutlich die überragende revolutionäre Bedeutung der sozialistischen Siege der Sowjetunion. Die sozialdemokratischen Betrugsmanöver mit dem Staatskapitalismus, mit denen wir uns noch ausführlicher beschäftigen werden, sind ein solcher Versuch, die Massen vom Kampf um den revolutionären Ausweg aus der Krise auf Grund des Vorbilds der Sowjetunion zurückzuhalten und für den kapitalistischen Ausweg der Bourgeoisie einzufangen. Um so wichtiger ist unsere Propaganda für den revolutionären Ausweg, unsere unermüdliche Auswertung der großen sozialistischen Erfolge in der Sowjetunion. II. Die Lage in Deutschland Bei der Betrachtung der Lage in Deutschland werde ich darauf verzichten, im Referat alle Fragen und Tatsachenmaterialien ausführlicher wiederzugeben, sondern ich werde mich darauf beschränken, die wichtigsten Schlußfolgerungen herauszuarbeiten, die sich aus der Analyse der ökonomischen und politischen Verhältnisse in Deutschland ergeben. Zunächst einige Bemerkungen über die Entwicklung der Krise in Deutschland. Was zeigt sich seit dem Maiplenum des ZK an neuen Tatsachen? Mit der Verschärfung der Krise im Weltmaßstabe haben wir auch in Deutschland eine höhere Phase in der Entfaltung der Krise zu verzeichnen. Während es der Bourgeoisie auf Grund des monopolistischen Charakters der kapitalistischen Wirtschaft Deutschlands in den beiden ersten Jahren der Krise gelungen war, die Erschütterungen der Krise, vor allem auf die nichtmonopolistischen Teile des Kapitals abzulenken, zeigt sich in diesem verschärften Stadium der Weltkrise, daß schon eine Reihe der wichtigsten Kommandohöhen des Finanzkapitals, Großbanken und große Industriekonzerne, von der Krise erfaßt werden. Im vergangenen Sommer, im Zusammenhang mit dem Bankenkrach, der Erschütterung des Kreditsystems in Deutschland und dem Hoover-Plan haben wir die damaligen Ereignisse völlig richtig eingeschätzt. Für uns kann es keine Trennung, keine schematische Abgrenzung der verschiedenen Phasen der Krise geben. Wir können nicht von einer besonderen Bankenkrise oder besonderen Kreditkrise sprechen, wie die Bourgeoisie, die darin einen prinzipiellen Unterschied zur industriellen Krise konstruiert. Wir müssen im Gegenteil mit besonderer Schärfe herausarbeiten, wie sich bei den verschiedenen Erscheinungsformen der Krise, bei ihren verschiedenen Phasen doch immer ein und derselbe Prozeß der Erschütterung der kapitalistischen Wirtschaft auf Grund ihrer inneren Widersprüche vollzieht. Was zeigte sich z.B. beim Bankenkrach? Wenn man den wirklichen ökonomischen Inhalt untersucht, so ergibt sich, daß in dem Zusammenbruch einer Reihe von Großbanken und der weiteren Erschütterung anderer Großbanken, sowie in der sich mehrenden Pleite kleinerer Bankunternehmungen, stets die industrielle Krise, die Störung der Produktion, ihre Widerspiegelung fand. Die Banken wurden zahlungsunfähig, weil sie den zusammenbrechenden Konzernen, wie Nordwolle, Schultheiß-Patzenhofer, Borsig usw. riesige Kredite eingeräumt hatten, weil diese Kredite entweder verloren waren, oder aber eingefroren, wie z.B. beim Stahltrust, Ruhrbergbau und anderen Konzernen. Die deutsche Bourgeoisie mußte dazu übergehen, ein vorübergehendes äußeres und inneres Moratorium zu erlassen. Denn nichts anderes als ein solches faktisches Moratorium war ja die Bankenschließung einerseits und der Hoover-Plan und das Stillhalteabkommen andererseits. Das Finanzkapital, die Großbourgeoisie ging auf Grund dieser Verschärfung der Krise schrankenlos dazu über, unmittelbar den Staatsapparat zur Sanierung der Banken einzusetzen. Das geschah in Form von offenen und verschleierten Subventionen, in Form sogenannter „Sanierungen“ oder durch Kredite, die in Wirklichkeit auch nur Geschenke auf Kosten der werktätigen Steuerzahler waren. Nichts anderes ist auch die jetzt mit neuen riesigen Subventionen erfolgte Zusammenlegung der deutschen Großbanken, bei der von zwei der so geschaffenen Riesenbanken der Staat die Mehrheit der Aktien besitzt. Wieder wird mit den Milliarden der Steuerzahler der Versuch unternommen, den Zusammenbruch der Bankkonzerne zu verschleiern und aufzuschieben. Auf diesem Wege versuchte die Finanzoligarchie unter maßloser Ausplünderung der Massen den Finanzkrach zu verhindern. Die drohende Zahlungsunfähigkeit und die damit verbundene Gefahr der Inflation konnte jedoch durch alle Maßnahmen der Bourgeoisie nicht aufgehoben, sondern nur vertagt werden. Der Bestand der Reichsbank an Gold und Devisen ist weiter gesunken. Von Mitte bis Ende 1931 um etwa 50 Prozent. Der Ausfuhrüberschuß Deutschlands geht auf Grund der Pfundinflation, der Zollkämpfe und der allgemeinen Exportoffensive der kapitalistischen Länder immer mehr zurück. Zugleich ist der innere Markt durch die dauernde Senkung der Massenkaufkraft um etwa 30 Prozent unter den Stand von 1929 herabgedrückt. Durch die Notverordnung im Dezember wurde der Konsum um mehr als 4 Milliarden herabgesetzt. Download 5.01 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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