Ernst Thälmann Reden und Aufsätze
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Die Rolle der Angestellten im Produktionsprozeß
Aber etwas ausführlicher möchte ich mich mit einer Frage beschäftigen, die in letzter Zeit als Diskussionsfrage in der RGO und auch in Berlin eine gewisse Rolle gespielt hat und die unter den Verhältnissen des kapitalistischen Deutschland keine untergeordnete Bedeutung hat: Mit der Frage der Angestellten. Wie steht es damit, Genossen? In der erwähnten Diskussion waren einige Genossen nicht damit einverstanden, daß man die Angestellten nicht zum eigentlichen Proletariat rechnen könne, sondern als eine außerhalb des eigentlichen Proletariats stehende besondere Schicht betrachten muß. Nachdem diese Frage so lebhaft diskutiert wurde, ist es notwendig, den marxistisch-leninistischen Standpunkt zu diesem Problem unzweideutig herauszuarbeiten. Welchen Standpunkt finden wir in den Werken von Marx, Engels und Lenin in dieser Frage? Marx spricht von den Angestellten als von kommerziellen Lohnarbeitern, bisweilen auch merkantilen Lohnarbeitern. Sowohl im „Kapital“ wie in den „Theorien über den Mehrwert“ gibt es eine Reihe von Stellen, in denen Marx die Rolle dieser kommerziellen Lohnarbeiter in der Gesellschaft beleuchtet. Ganz klar ergibt sich daraus, daß vom Standpunkt ihrer Rolle im Produktionsprozeß die Angestellten sowohl eine große Übereinstimmung mit dem industriellen Proletariat aufweisen, als auch ein wesentlicher Unterschied sich ergibt. Welches ist die Übereinstimmung? Es ist die Tatsache, daß Millionen von ihnen Lohnarbeiter, daß sie Ausgebeutete sind, die ihre Arbeitskraft als Ware verkaufen müssen. Welches ist der Unterschied? Es ist die Tatsache, daß der eigentliche Proletarier durch seine Arbeitskraft Mehrwert erzeugt, während dies im allgemeinen beim Angestellten nicht der Fall ist. Ich will einige Sätze von Marx aus dem 3. Band des „Kapital“ zu dieser Frage zitieren: Karl Marx über die Frage der Angestellten „Wie verhält es sich mit den kommerziellen Lohnarbeitern, die der kaufmännische Kapitalist, hier der Warenhändler, beschäftigt? Nach einer Seite hin ist ein solcher kommerzieller Arbeiter Lohnarbeiter wie ein anderer. Erstens, insofern die Arbeit gekauft wird vom variablen Kapital des Kaufmanns… Zweitens, sofern der Wert seiner Arbeitskraft und daher sein Arbeitslohn bestimmt ist wie bei allen anderen Lohnarbeitern durch die Produktions- und Reproduktionskosten seiner spezifischen Arbeitskraft, nicht durch das Produkt seiner Arbeit. Aber es muß zwischen ihm und den direkt vom industriellen Kapital beschäftigten Arbeitern derselbe Unterschied stattfinden, der zwischen dem industriellen Kapital und dem Handelskapital und daher zwischen dem industriellen Kapitalisten und dem Kaufmann stattfindet. Da der Kaufmann als bloßer Zirkulationsagent weder Wert noch Mehrwert produziert…, so können auch die von ihm in denselben Funktionen beschäftigten merkantilen Arbeiter unmöglich unmittelbar Mehrwert für ihn schaffen… Die unbezahlte Arbeit dieser Kommis, obgleich sie nicht Mehrwert schaffen, schafft ihm aber Aneignung von Mehrwert, was für dies Kapital dem Resultat nach ganz dasselbe; sie ist also für es Quelle des Profits… Der eigentlich kommerzielle Arbeiter gehört zu der besser bezahlten Klasse von Lohnarbeitern, zu denen, deren Arbeit geschickte Arbeit ist, über der Durchschnittsarbeit steht. Indes hat der Lohn die Tendenz zu fallen, selbst im Verhältnis zur Durchschnittsarbeit, im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise, teils durch Teilung der Arbeit innerhalb des Kontors… Zweitens, weil die Vorbildung. Handels- und Sprachkenntnisse usw. mit dem Fortschritt der Wissenschaft und Volksbildung immer rascher, leichter, allgemeiner, wohlfeiler reproduziert werden, je mehr die kapitalistische Produktionsweise die Lehrmethoden usw. aufs Praktische richtet. Die Verallgemeinerung des Volksunterrichts erlaubt diese Sorte aus Klassen zu rekrutieren, die früher davon ausgeschlossen, an schlechtere Lebensweise gewöhnt waren. Dazu vermehrt sie den Zudrang und damit die Konkurrenz. Mit einigen Ausnahmen entwertet sich daher im Fortgang der kapitalistischen Produktion die Arbeitskraft dieser Leute; ihr Lohn sinkt, während ihre Arbeitsfähigkeit zunimmt.“ (Marx: „Kapital“, 3. Band, I, S. 276 bis 285) Soweit die Feststellungen von Marx. Aus ihnen ergibt sich ganz deutlich, daß man die Angestellten nicht einfach zum Proletariat rechnen kann. Andererseits zeigt Marx aber auch, wie sich die Unterschiede hinsichtlich Schulung, Qualifikation der Arbeit der Angestellten und ihrer Sonderstellung im Prozeß der kapitalistischen Entwicklung allmählich vermindern. Lenin über die Frage der Angestellten Was ergibt sich aus den Schriften Lenins zur Frage der Angestellten? Lenin hat sich trotz der Verhältnisse im kapitalistischen Rußland, wo unter den Verbündeten des Proletariats vor allem die ungeheuren Millionen der Landbevölkerung, Dorfarmut, Mittelbauern usw. eine ausschlaggebende Rolle spielten, mehrfach mit dem Angestelltenproblem beschäftigt. Für uns in Deutschland und in den meisten kapitalistischen Ländern spielen die Angestellten eine größere Rolle. Wir finden in den Schriften Lenins eine Reihe völlig unzweideutiger und glänzender Formulierungen. Ich will hier nur zwei Stellen herausgreifen. In einem Artikel aus dem Jahre 1912 über „Ökonomischer und politischer Streik“ schreibt Lenin: „Wenn die Liberalen (und die Liquidatoren) den Arbeitern sagen: ihr seid stark, wenn ihr Sympathien in der ‚Gesellschaft’ habt, so sagt der Marxist den Arbeitern etwas anderes: ihr habt Sympathien in der ‚Gesellschaft’, wenn ihr stark seid. Unter Gesellschaft sind in diesem Fall alle möglichen demokratischen Bevölkerungsschichten zu verstehen: die Kleinbourgeoisie, die Bauern, die mit dem Arbeiterleben in Berührung kommenden Intellektuellen, die Angestellten usw.“ Hier ist völlig klar zum Ausdruck gebracht, daß Lenin die Angestellten nicht zum eigentlichen Proletariat zählt. Das ergibt sich auch aus zahlreichen anderen Stellen seiner Werke. Schon im Jahre 1903 schreibt er in einer Art Rundschreiben über die Angestellten unter folgender Überschrift: „Verbindungen und Tätigkeit mit anderen Schichten der Bevölkerung außerhalb der Arbeiterklasse“, d.h. er reiht sie mit den Beamten unter diese Schichten außerhalb der Arbeiterklasse ein. Noch klarer und deutlicher ist eine Formulierung aus den Thesen Lenins über die Hauptaufgaben des II. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale. Dort wird als Aufgabe für die proletarische Diktatur, und zwar nicht nur für die Sowjetunion, sondern ganz allgemein ausgesprochen: „Die dritte Aufgabe besteht darin, daß man die unvermeidlichen Schwankungen jener, in allen vorgeschrittenen Ländern noch ziemlich zahlreichen, wenn auch eine Minderheit darstellenden Klasse der kleinen Eigentümer in der Landwirtschaft, der Industrie, dem Handel, sowie der ihnen entsprechenden Schicht der Intelligenz, der Angestellten usw., - daß man die Schwankungen dieser Klasse zwischen der bürgerlichen Demokratie und der Sowjetmacht neutralisiert oder unschädlich macht.“ In dieser These Lenins werden die Angestellten also als zugehörig zur kleinbürgerlichen Klasse aufgefaßt, wobei Lenin aber mit meisterhafter Dialektik hervorhebt, daß sie nicht etwa mit den Kleinproduzenten einfach auf eine Stufe gestellt werden dürfen, sondern eine den Kleinproduzenten „entsprechende Schicht“ darstellen. Der Ausdruck „Halbproletarier“, der z.B. in der „Internationale“ vom Genossen Hirsch gebraucht wurde, ist deshalb theoretisch nicht einwandfrei. Die Schichten der Angestellten in Deutschland Natürlich können wir uns nicht einfach damit begnügen, an Hand dieser Zitate von Marx und Lenin festzustellen, daß die Angestellten kein direkter Bestandteil des Proletariats sind. Unsere Aufgabe besteht vielmehr darin, mit der Methode der marxistischen Dialektik konkret an die Rolle und Lage der Angestelltenschichten in Deutschland heranzugehen, wobei die Formulierungen von Marx und Lenin eine große Anleitung für uns sein können. Und was ergibt sich bei einer solchen Untersuchung? Einmal die Feststellung, daß es überhaupt unmöglich ist, von der gesamten Angestelltenschaft als einer einheitlichen Masse zu sprechen. Ihre unteren Schichten unterliegen in der modernen kapitalistischen Wirtschaft einem direkten Proletarisierungsprozeß. Man braucht nur an die Warenhäuser und Großbanken zu denken, wo die Angestellten zu Hunderten und Tausenden zusammengepfercht sind, wo also in ihrer Arbeitsweise eine ähnliche Zusammenballung und Mechanisierung Platz greift wie beim Proletariat. Andererseits ergibt sich auch hinsichtlich ihrer sozialen Abstammung ein solcher in der gleichen Linie laufender Prozeß, wie ihn Marx und Engels vorausgesagt haben. Während früher die Angestellten sich vorwiegend ihrer sozialen Herkunft nach aus der eigentlichen Kleinbourgeoisie, den Beamten- und Angestelltenschichten selbst rekrutieren, ist bei den jüngeren Jahrgängen in immer steigenderem Maße ein solcher Prozeß zu verzeichnen, daß der Anteil von Arbeitersöhnen und Arbeitertöchtern steigt. Aber dieser Proletarisierungsprozeß muß von uns dialektisch betrachtet werden. Auch die andere Tendenz, die dieser Annäherung der unteren Angestelltenschichten an das Proletariat entgegenwirkt, beruht auf den Bedingungen ihrer Arbeitsweise. Sie müssen noch immer hinsichtlich ihrer Kleidung, ihrer Umgangsformen usw. bestimmten Anforderungen der Bourgeoisie Rechnung tragen, und es ist klar, daß das auf ihre Ideologie abfärbt. Ein Transportarbeiter z.B. kann Hamburger Platt sprechen, aber ein Bankangestellter muß die Bourgeoisie auf Hochdeutsch bedienen. Wenn wir also beide Seiten dieses Prozesses betrachten, so ergibt sich die Schlußfolgerung, daß diese Millionen unteren Angestellten, die dem Proletariat am nächsten stehende Schicht darstellen, also eine Schicht, die neben der Dorfarmut den wichtigsten Verbündeten für das Proletariat, ja, zum Teil sogar schon beinahe mehr als nur einen bloßen Verbündeten darstellt. Wir haben dann eine weitere breite Schicht der Angestellten, die unmittelbar zur Kleinbourgeoisie zu zählen sind (Personalchefs, Abteilungsleiter, Kontrolleure), die z.B. das Recht haben, ihrerseits Entlassungen von Arbeitern und Angestellten vorzunehmen. Und schließlich die schmale oberste Schicht der Angestellten, wie Direktoren usw., die, auch wenn sie formell Gehalt beziehen, doch unmittelbar Anteilhaber an der Verteilung des Profits sind und direkt zur Bourgeoisie gehören. Unsere Angestelltenarbeit Je mehr wir bei der Behandlung dieses Problems differenzieren, je konkreter wir herangehen, desto einwandfreier vom Standpunkt des Marxismus-Leninismus wird unsere theoretische Analyse sein. Desto erfolgreicher werden wir auch in der Lage sein, die richtigen Methoden für unsere Politik gegenüber den Angestellten zu finden. Denn das, Genossen, muß man mit aller Entschiedenheit unterstreichen: Eine Verbesserung unserer Arbeit unter den Angestellten kann nicht dadurch erzielt werden, daß wir plump und obendrein falsch erklären: Die Angestellten sind auch Proletarier, sondern nur dadurch, daß wir eben die Besonderheiten dieser Schicht und zugleich ihre enge Verbundenheit mit dem Proletariat klar und präzise aufzeigen und daraus die richtigen entsprechenden Methoden für die Arbeit unter ihnen ableiten. Man darf also weder eine solche Abweichung dulden, als wenn alle Angestellten vom revolutionären Standpunkt unzuverlässig wären und als „Stehkragenproletarier“ angesprochen und angesehen werden müssen, noch darf man den entgegengesetzten Fehler durchgehen lassen, als ob die Angestellten mit dem eigentlichen Industrieproletariat einfach gleichgestellt werden können. Im ganzen genommen gilt selbstverständlich für die Frage der Angestellten das gleiche wie für die Verbündeten des Proletariats überhaupt. Genosse Stalin beschäftigte sich in den „Problemen des Leninismus“ mit der Frage des Klassenbündnisses unter der proletarischen Diktatur. Er zitiert zunächst einige Sätze von Lenin, darunter den Satz: „Jene Klasse, die die politische Herrschaft in ihre Hände nahm, nahm sie mit dem Bewußtsein, daß sie sie allein nimmt. Das liegt im Begriff der Diktatur des Proletariats.“ Stalin führt dann aus, daß dadurch das Klassenbündnis mit den werktätigen und ausgebeuteten Massen der anderen Klassen keineswegs ausgeschlossen wird, und fährt fort: „Was ist das für eine besondere Form des Bündnisses und worin besteht sie? Widerspricht nicht dieses Bündnis mit den werktätigen Massen der anderen nichtproletarischen Klassen überhaupt der Idee der Diktatur der Klasse? Diese besondere Form des Bündnisses besteht darin, daß die führende Kraft dieses Bündnisses das Proletariat ist. Diese besondere Form des Bündnisses besteht darin, daß der Führer des Staates, der Führer im System der Diktatur des Proletariats eine einzige Partei ist, die Partei des Proletariats, die Partei der Kommunisten, die die Führung mit anderen Parteien nicht teilt und nicht teilen kann.“ (Stalin: „Probleme des Leninismus“, I. Band, Seite 19) Was hier für die proletarische Diktatur gesagt ist, gilt mit den entsprechenden Abänderungen in der Linie auch für den revolutionären Klassenkampf des Proletariats vor der Machteroberung, im Kampf gegen die kapitalistische Diktatur. Deshalb die Notwendigkeit, bei der Anwendung der Losung Volksrevolution jede Unklarheit bezüglich der Frage der proletarischen Hegemonie zu beseitigen, falsche Losungen und Formulierungen, wie „Dreibund der Werktätigen“ zu korrigieren. Die Losung „Volksrevolution“ ist ein Synonym, eine populäre Formulierung für proletarischsozialistische Revolution. Der Inhalt unseres Kampfes für die Volksrevolution ist die Politik der Arbeiterklasse, ist der Kampf für die Diktatur des Proletariats, das sich auf das Bündnis oder auf „Neutralitätsabkommen“ mit den übrigen Werktätigen stützt. Warum ist es so notwendig, das zu betonen? Weil die Klarheit über die Politik der eigenen Klasse eine Voraussetzung für das Verständnis unserer gesamten Strategie und Taktik ist. Unser Kampf gegen SPD und NSDAP Nehmen wir unseren Kampf gegen die beiden wichtigsten konterrevolutionären Massenparteien: Die Sozialdemokratie und die Nationalsozialisten. Betrachten wir die vor uns liegenden Preußenwahlen, wobei das, was für die Preußenwahlen gilt, auch schon für die Präsidentschaftswahlen zutrifft. Die Sozialdemokratie versucht den Massen einzureden, ihre Politik und die Preußenregierung seien ein „kleineres Übel“ gegenüber der Politik der Nationalsozialisten und gegenüber einer etwaigen späteren Hitler-Regierung. So schreibt z.B. das „Hamburger Echo“: „Genau wie die französische Sozialdemokratie für die kommenden Wahlen die Taktik beschlossen hat, die dazu führt, den Kandidaten der ausgesprochenen Reaktion zu schlagen, so wird auch die deutsche Sozialdemokratie ihre Taktik so wählen, daß die Reaktion aufs Haupt geschlagen wird. In dem Kampf zwischen Hindenburg und einem Vertreter der Harzburger Front ergibt sich unter obwaltenden Umständen ihre Stellung von selbst. Daß die Reaktion mit allen Mitteln versucht, die Kandidatur Hindenburgs zu torpedieren, ist der Beweis dafür, daß sie erkennt, daß dieser Mann trotz seiner konservativen Grundeinstellung für Staatsstreiche und ähnliche Dinge nicht zu haben ist.“ Wir müssen den breitesten Massen klarmachen, daß dies ein Betrug ist. Wir müssen Klarheit darüber schaffen, daß man die Hitlerpartei nicht schlagen kann, ohne den Masseneinfluß der SPD insbesondere im Proletariat niederzuringen. Wir müssen Klarheit darüber schaffen, daß man eine spätere Hitler-Regierung nicht bekämpfen kann, ohne rechtzeitig den Hauptstoß zur Gewinnung der wichtigsten Schichten der Arbeiterklasse gegen die SPD gerichtet zu haben, denn sie ist es, die breite Schichten der Arbeiterklasse für die Bourgeoisie einfängt, bzw. gefangen hält und dadurch dem Klassenkampf entzieht oder direkt gegen den Klassenkampf einsetzt. Warum müssen wir den Hauptstoß gegen die Sozialdemokratie richten? Unsere Strategie, die den Hauptstoß gegen die Sozialdemokratie lenkt, ohne dadurch den Kampf gegen den Hitlerfaschismus abzuschwächen, unsere Strategie, die gerade durch den Hauptstoß gegen die Sozialdemokratie überhaupt erst die Voraussetzungen für eine wirksame Bekämpfung des Hitlerfaschismus schafft - diese Strategie ist nicht verständlich, wenn man die Rolle der proletarischen Klasse als der einzigen bis zu Ende revolutionären Klasse nicht klar verstanden hat. In dem Vorwort zu seinem Buch „Auf dem Wege zum Oktober“ hat Genosse Stalin die revolutionäre Strategie des Leninismus in klassischer Weise formuliert. Er bezeichnet als die grundlegende strategische Regel des Leninismus die Erkenntnis: „1. daß die gefährlichste Stütze der Feinde der Revolution in der Periode der herannahenden revolutionären Entscheidung die Kompromißlerparteien sind; 2. daß es unmöglich ist, ohne Isolierung dieser Parteien den Feind (den Zarismus oder die Bourgeoisie) zu stürzen; 3. daß infolgedessen das stärkste Feuer in der Periode der Vorbereitung der Revolution auf ihre Isolierung, auf die Loslösung der breiten Massen der Werktätigen von diesen Parteien gerichtet werden muß.“ Die praktische Anwendung dieser Strategie in Deutschland erfordert den Hauptstoß gegen die Sozialdemokratie. Sie ist mit ihren „linken“ Filialen die gefährlichste Stütze der Feinde der Revolution. Sie ist die soziale Hauptstütze der Bourgeoisie, sie ist der aktivste Faktor der Faschisierung, wie das XI. Plenum sehr richtig aussprach, und sie versteht zugleich in der gefährlichsten Art, als „gemäßigter Flügel des Faschismus“ die Massen durch ihre Betrugsmanöver für die Diktatur der Bourgeoisie und für ihre faschistischen Methoden einzufangen. Die Sozialdemokratie schlagen, das ist gleichbedeutend damit, die Mehrheit des Proletariats zu erobern und die wichtigste Voraussetzung für die proletarische Revolution zu schaffen. Aber es genügt nicht, daß wir diese Erkenntnis haben. Es genügt nicht, daß wir diese richtige Strategie theoretisch anerkennen. Wir müssen vielmehr in der Praxis unsere Konsequenzen daraus ziehen. Dazu gehört vor allem, neben vielen anderen Fragen, die richtige Bekämpfung der sozialdemokratischen Betrugsmanöver. Die Politik des größten Übels für die Arbeiterklasse Das Hauptmanöver der Sozialdemokratie für eine ganze Periode ist der Schwindel mit dem sogenannten „kleineren Übel“. Diese Feststellung des XI. Plenums hat für uns in Deutschland allergrößte Bedeutung. Ich habe schon auf die Preußenwahlen hingewiesen, wo ebenso wie bei der Reichs-Präsidentenwahl die SPD zweifelsohne von neuem in stärkster Weise den Schwindel mit dem „kleineren Übel“ auftischen wird, ich will nur auf einen Punkt hinweisen, der bei unserer Entlarvung dieses Betrugsmanövers von ausschlaggebender Bedeutung ist. Wir sprechen oft von der Politik des „kleineren Übels“ der Sozialdemokratie. Ich glaube, daß diese Formulierung für diesen Begriff irreführend und unzweckmäßig ist. Die Politik, die die SPD betreibt, ist ja in Wirklichkeit keineswegs eine Politik des „kleineren Übels“, sondern gerade die Politik des größten Übels für die Arbeiterklasse. Das ist es, was wir den Massen zu zeigen haben. Die Sozialdemokratie führt jeweils soviel Anschläge im Dienste der Bourgeoisie gegen das Proletariat und die Werktätigen durch, wie nur vom Standpunkt des jeweiligen Reifegrades der Faschisierung durchgeführt werden können. Wenn ihre konterrevolutionären Taten bisweilen in einem oder dem anderen Punkt hinter dem zurückbleiben, was an konterrevolutionären Forderungen von dem extremsten Flügel des Faschismus, von Hugenberg und Hitler aufgestellt wird, so geschieht das nicht deshalb, weil die SPD besser wäre als Hitler und Hugenberg, weil ihre Politik wirklich ein „kleineres Übel“ wäre, sondern nur deshalb, weil eben mehr an Ausplünderung und Unterdrückung der Arbeiter unter den gegebenen Verhältnissen nicht durchgesetzt werden kann. „Kleineres Übel“ - das ist also nichts als der Betrug, mit dem die SPD ihre tatsächliche Politik des jeweils größten Übels für die deutsche Arbeiterklasse verschleiert. Diese Feststellung müssen wir bei der Entlarvung der Politik der Sozialdemokratie in unserer gesamten Agitation und Propaganda stets mit dem größten Nachdruck hervorheben. Andere Betrugsmanöver der SPD-Führer Die verlogene „Theorie“, der Betrug des „kleineren Übels“, ist gewissermaßen die Hauptachse des Systems der sozialdemokratischen Massenbetrugsmanöver. Aber es ist notwendig, die Vielseitigkeit und Mannigfaltigkeit dieser Manöver klar zu erkennen. Ich will nur einige Beispiele aus der letzten Zeit anführen, um zu zeigen, wie die SPD ständig immer neue betrügerische Tricks und Gaunerstückchen ausheckt, die manchmal nur für einige Tag und Wochen ihrer Agitation und Propaganda Verwendung finden, um dann sang- und klanglos zu verschwinden und einem neuen Schwindel Platz zu machen. Ein solches Manöver war das sogenannte „Einheitsfrontangebot“ Breitscheids in seiner Darmstädter Rede, das vom „Vorwärts“ und der übrigen SPD-Presse sofort aufgegriffen wurde und heute schon wieder längst vergessen ist, weil wir es rasch und radikal entlarvten. Ich erinnere hierbei an ähnliche Betrugsmanöver der französischen Reformisten. Ein solches Manöver ist das Gerede vom „Generalstreik“ im Falle einer kommenden Hitler- Regierung, die zugleich mit der offenen faschistischen Diktatur infiziert wird. Dadurch soll selbstverständlich nur der Kampf gegen die tatsächliche Diktatur der Bourgeoisie, die heute durch die Brüning-Severing-Regierungen ausgeübt wird, abgeschwächt werden. Ein solches Manöver ist umgekehrt die sozialfaschistische These, wie sie Breitscheid in Emden vertreten hat, ein Eintritt der Hitlerpartei in die Regierung sei ganz günstig, weil sich dadurch die Nazis „abwirtschaften“ würden und die weitere Behauptung, eine Brüning-Hitler- Regierung sei immer noch ein „kleineres Übel“ gegenüber einer bloßen Hitlerregierung. Ein solches Manöver der Sozialdemokratie und Bourgeoisie ist der Schwinde mit dem Preisabbau, der angeblich einen Ausgleich für die Lohnsenkungen bringen soll. Dieser Preisabbauschwindel wurde nun schon drei- oder vermal immer von neuem aufgetischt, jedesmal mit kleinen Veränderungen der Form nach, aber stets mit dem gleichen verlogenen Grundinhalt. Ein solches Manöver war der sogenannte Hilferuf der „Einheitsfront der Gewerkschaften“ zur Sicherung des Tarifwesens gegen Hitler und Hugenberg. Ein solches Manöver ist der neue Schwindel des ADGB in Sachen der Arbeitsbeschaffung. Dabei haben wir es einfach mit ihrem Hauptwahlmanöver zu tun, in dessen Dienst auch der geplante „Krisenkongreß“ des ADGB stehen soll. Ein solches Manöver ist die Bildung der „Eisernen Front“. Ein solches Manöver macht die SPD gegenwärtig bei der Reichspräsidentschaftswahl, indem sie die Hindenburgfront als „kleineres Übel“ darstellt. Download 5.01 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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