Ernst Thälmann Reden und Aufsätze


Download 5.01 Kb.
Pdf ko'rish
bet30/40
Sana23.08.2017
Hajmi5.01 Kb.
#14055
1   ...   26   27   28   29   30   31   32   33   ...   40
SPD und NSDAP sind Zwillinge 
 
Wie  steht  es  nun  mit  dem  Verhältnis  zwischen  der  Politik  der  Hitlerpartei  und  der 
Sozialdemokratie? Schon das XI. Plenum hat von einer Verflechtung dieser beiden Faktoren 
im  Dienste  des  Finanzkapitals  gesprochen.  Am  klarsten  hat  Genosse  Stalin  schon  im  Jahre 
1924 die Rolle dieser beiden Flügel gekennzeichnet, indem er von ihnen als von „Zwillingen“ 
sprach, „die einander ergänzen“. 
Gegenwärtig  zeigt  sich  diese  Entwicklung  in  Deutschland  unverkennbar.  Die 
Sozialdemokratie als „gemäßigter Flügel des Faschismus“ nimmt in letzter Zeit teilweise den 
nationalistischen Sprachgebrauch des Hitlerfaschismus an. Ich erinnere an jene Nummer des 
„Vorwärts“, die die große Überschrift brachte „Der Young-Plan muß fallen“, während doch 
dieses Blatt stets die größte Reklame für den Young-Plan betrieben hat. Ich erinnere an den 
berüchtigten  Noske-Artikel  in  der  „BZ  am  Mittag“,  der  gleichfalls  genau  so  gut  im 
„Völkischen Beobachter“ hätte stehen können. 
Auch in der Frage der Terrororganisationen ahmt die SPD immer mehr den Hitlerfaschismus 
nach.  Man  braucht  hier  nur  an  die  Reichsbannerschufo  oder  neuerdings  an  die  sogenannten 
„Hammerschaften“  der  „Eisernen  Front“  zu  denken,  die  als  Hilfsinstrumente  der 
Kapitalsdiktatur  zur  Verteidigung  des  kapitalistischen  Systems  gegen  das  revolutionäre 
Proletariat eingesetzt werden sollen. 
Vor  allem  aber  sind  es  die  Preußen-Regierung  der  SPD  und  der  ADGB,  die  die  Rolle  der 
Sozialdemokratie  als  aktivster  Faktor  bei  der  Faschisierung  Deutschlands,  wie  sie  das 
XI. Plenum festgestellt hat, durch ihre Praxis voll und ganz bestätigt. 
Während  so  die  Sozialdemokratie  sich  immer  mehr  dem  Hitlerfaschismus  nähert,  betont 
dieser  umgekehrt  seine  Legalität  und  vertritt  neuerdings  offen  auch  die  Plattform  der 
Brüningschen Außenpolitik. Man braucht nur an Hitlers verschiedene Erklärungen zu denken, 
wonach jede Naziregierung dafür eintreten werde, daß alle „privaten“ Tribute bezahlt werden, 
und  daß  die  Frage  der  Bezahlung  der  politischen  Schulden  gleichfalls  nur  ein  Problem  des 
Zahlenkönnens und keine Frage des Zahlenwollens sei. In allen diesen Punkten zeigte sich die 
weitgehende gegenseitige Annäherung der SPD und der Nationalsozialisten auf der Linie der 
Faschisierung.  Die  Verhandlungen  über  die  Frage  der  Präsidentenwahl  im  Zusammenhang 
mit  der  Hindenburg-Kandidatur  offenbarten  am  deutlichsten,  wie  weit  dieser  Prozeß  der 
Herstellung der faschistischen Konzentration der Bourgeoisie bereits gelungen ist. 
 
Unser Kampf gegen die Durchführung der faschistischen Diktatur 
 
Wie  steht  es  mit  unserem  Kampf  gegen  die  weitere  Faschisierung,  gegen  die  verstärkte 
Durchführung  der  faschistischen  Diktatur,  gegen  eine  etwaige  Hitler-Regierung  in 
Deutschland? 
Eine richtige Einschätzung des Hitlerfaschismus in Deutschland sichert uns bereits vor dem 
Fehler,  eine  Hitlerregierung  einfach  mit  der  offenen  faschistischen  Diktatur  gleichzusetzen. 
Im  übrigen  steht  für  uns  die  Frage  so,  daß  wir  gegen  jede  weitere  Verschärfung  der 
Faschisierung,  gegen  jeden  weiteren  Schritt  in  der  Richtung  zur  offenen  faschistischen 
Diktatur durch unseren gegenwärtigen Kampf gegen die Diktatur der Bourgeoisie überhaupt 
ankämpfen  müssen.  Aufs  schärfste  müssen  wir  unter  den  Massen  der  Arbeiterschaft  gegen 

eine  solche  Fragestellung  auftreten,  als  ob  man  an  Stelle  des  heutigen  Kampfes  gegen  die 
jetzige  Form  der  Diktatur  der  Bourgeoisie,  gegen  das  Brüning-Severing-System  einen  etwa 
bevorstehenden  sogenannten  Entscheidungskampf  gegen  eine  Hitler-Regierung  abwarten 
müsse. Nur wenn man heute den schärfsten Kampf gegen die Brüning-Severing-Politik, das 
heißt, gegen die Politik der Diktatur der Bourgeoisie führt, kann man zugleich in Wirklichkeit 
einen ernsthaften Massenkampf auch gegen Hitler und Hugenberg durchführen. 
So  ist  die  Frage,  ob  es  gelingt,  einen  höheren  Grad  der  faschistischen  Entwicklung 
Deutschlands  zu  vereiteln  oder  das  Tempo  dieser  faschistischen  Entwicklung  zu 
verlangsamen  oder  sie  zurückzuwerfen,  im  stärksten  Maße  von  der  Entfaltung  des 
Klassenkampfes abhängig. 
 
Objektiver und subjektiver Faktor 
 
Damit  komme  ich  bei  der  Analyse  der  Situation  Deutschlands  zur  Frage  des  revolutionären 
Aufschwungs  und  seiner  neuen  Faktoren.  Ich  will  über  die  Ereignisse  und  Faktoren  des 
Klassenkampfes  in  der  Zeit  vom  Mai-Plenum  des  ZK  bis  zur  heutigen  Tagung  keine 
ausführliche  Darstellung  geben.  Wir  haben  in  der  Resolution  eine  Reihe  von  Punkten 
aufgeführt,  in  denen  die  wichtigsten  positiven  Erscheinungen  des  revolutionären 
Aufschwungs Und die wichtigsten positiven Erfolge unserer revolutionären Massenarbeit zum 
Ausdruck kommen. Im Zusammenhang mit den Aufgaben der Partei für die Zukunft wird von 
diesen Erfahrungen der Massenarbeit noch im einzelnen zu sprechen sein. 
Zweifelsohne  gibt  es  auf  einer  ganzen  Reihe  von  Gebieten  große  und  positive  Erfolge  der 
Partei,  große  und  neue  wachsende  Erfolge  des  Proletariats  im  Klassenkampf.  Aber  das  ist 
nicht  allein  das  Ausschlaggebende.  Wenn  wir  die  objektive  Verschärfung  der  Situation 
betrachten und wenn wir ein Bild benutzen, das schon bei einer früheren Gelegenheit einmal 
angeführt  wurde,  nämlich  uns  die  Entwicklung  als  eine  Art  von  Wettlauf  zwischen  der 
Offensive der Bourgeoisie und ihrem faschistischen Kurs und unserem revolutionären Kurs, 
unserer revolutionären Arbeit vor Augen führen, so müssen wir offen eingestehen, daß wir bei 
diesen Wettlauf nicht besonders günstig abschneiden. 
Wir sprechen deshalb in unserer Resolution offen aus, daß die „Erfolge und Teilerfolge der 
revolutionären  Massenarbeit  in  einem  Mißverhältnis  zu  den  günstigen  objektiven 
Bedingungen stehen“. 
Das ist nichts anderes als das „Zurückbleiben“ des subjektiven Faktors, 
von dem wir schon im Anschluß an das XI. Plenum des EKKI auf dem Mai-Plenum unseres 
Zentralkomitees im vergangenen Jahr ernsthaft und kritisch gesprochen haben. 
Hierbei ist es notwendig, verschiedene Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Wir sprechen von 
einem  solchen  Zurückbleiben  nicht  etwa  in  dem  Sinne,  als  ob  die  Partei  schuld  daran  sei, 
wenn  in  Deutschland  noch  nicht  die  Revolution  gesiegt  hat.  Eine  solche  Darstellung  des 
„Zurückbleibens“  würde  unter  Umständen  dazu  führen  können,  daß  ein  Teil  der 
Arbeiterklasse  auf  Grund  unserer  eigenen  Ausführungen  in  ihrem  Vertrauen  zur  Partei 
erschüttert würde. Wir dürfen, wie das auch in der Resolution versucht wird, die objektiven 
Schwierigkeiten  unserer  revolutionären  Massenarbeit  nicht  aus  unserer  Betrachtung 
ausschalten.  Man  kann  z.B.  bei  der  heutigen  internationalen  Verflechtung  das  Problem  der 
deutschen  Revolution  nicht  lediglich  vom  Standpunkt  der  Innenpolitik  stellen,  sondern  muß 
es  auch  vom  internationalen  Standpunkt  aus  betrachten,  wobei  gewisse  Schwierigkeiten  für 
den Sieg der proletarischen Revolution in Deutschland sich in bestimmtem Maße verstärken. 
 
Keine falschen Schlußfolgerungen aus der Feststellung objektiver Schwierigkeiten 
 
Die Drohung des französischen Imperialismus mit der Intervention im Falle einer deutschen 
Revolution und die von der SPD daraufhin hervorgerufene Stimmung ist eine der objektiven 
Schwierigkeiten, mit der wir rechnen müssen.  Die Sozialdemokratie zieht nach dem Muster 

Otto  Bauers  in  Österreich,  der  dort  erklärt:  „Revolution  ist  gut,  aber  wir  sind  ein  kleines 
Land“, 
aus  der  internationalen  Verflochtenheit  der  heutigen  kapitalistischen  Welt  die 
Schlußfolgerung,  daß  das  Proletariat  keinesfalls  in  irgendeinem  Lande  mit  der  Sache  des 
Sozialismus  beginnen  kann,  sondern  daß  man  in  jedem  Land  auf  alle  anderen,  mit  anderen 
Worten, auf den Sankt-Nimmerleins-Tag warten müsse. 
Wir Kommunisten denken gar nicht daran, aus der notwendigen internationalen Fragestellung 
beispielsweise  für  die  deutsche  Revolution  irgendeinen  opportunistischen  Schluß  zu  ziehen. 
Wir  denken  nicht  daran,  etwa  zu  sagen,  daß  das  deutsche  Proletariat  mit  seiner  Revolution 
warten müsse, bis in Frankreich der Imperialismus gestürzt ist. Aber wir ziehen eine andere 
Schlußfolgerung daraus, so, wie das unsere französischen Genossen tun: Weil eine kommende 
Revolution  des  deutschen  Proletariats  durch  den  französischen  Imperialismus  bedroht  sein 
würde, verstärken unsere französischen Genossen ihren Kampf gegen den Feind im eigenen 
Lande und üben so proletarische Solidarität mit der Sache der deutschen Arbeiterklasse. 
Auch  für  uns,  Genossen,  steht  die  eminent  wichtige  Aufgabe,  das  Kampfbündnis  mit  den 
französischen Kommunisten und dem französischen revolutionären Proletariat noch viel fester 
zu  schmieden.  Das  gleiche  gilt  genau  in  demselben  Maße  von  den  polnischen,  englischen, 
tschechischen,  belgischen  Genossen  und  der  ihnen  folgenden  revolutionären  Arbeiterschaft, 
es  gilt  in  allererster  Linie,  was  kaum  erwähnt  zu  werden  braucht,  von  den  165  Millionen 
Proletariern und Bauern und den Kommunisten der Sowjetunion. 
Oder nehmen wir einen  anderen Punkt: Die zusätzlichen Schwierigkeiten der Krise, wie sie 
sich  vor  allem  in  der  Streikfrage  äußern.  Es  wäre  unsinnig,  wollte  man  diese  zusätzlichen 
Schwierigkeiten einfach leugnen. Natürlich ist es in einer bestimmten Hinsicht komplizierter, 
große  Streikkämpfe  auszulösen  und  zu  führen,  wenn  sechs  Millionen  Erwerbslose  auf  der 
Straße liegen, wenn vor  der Masse der Arbeiterschaft die drohende Gefahr steht, gleichfalls 
aus  dem  Betrieb  zu  fliegen,  wenn  in  vielen  Betrieben  ohnehin  schon  die  Kurzarbeit 
durchgeführt wird. 
Aus diesen zusätzlichen Schwierigkeiten aber leitet die Sozialdemokratie, die reformistische 
Gewerkschaftsbürokratie  im  Dienste  ihrer  konterrevolutionären  Politik  die  Theorie  her, 
Streiks  seien  während  der  Krise  nicht  möglich.  Wenn  wir  uns  zu  einer  solchen 
Schlußfolgerung drängen ließen, so  würden wir  dem plattesten Opportunismus Tür und Tor 
öffnen. 
Den erhöhten Schwierigkeiten stehen ja  auch andere Faktoren  gegenüber, die wiederum die 
objektiven  Voraussetzungen  für  die  Entfaltung  großer  Streikkämpfe  stärken:  Der 
revolutionäre  Aufschwung,  die  allgemeine  Radikalisierung  der  Massen,  die  Senkung  des 
Lebensniveaus der Betriebsarbeiter, vor allem der Kurzarbeiter, die den Unterschied zwischen 
ihrer Lebenshaltung und derjenigen der Erwerbslosen stark vermindert, so daß ihr Interesse, 
im  Betrieb  zu  bleiben,  immer  mehr  nachläßt.  Die  nicht  zu  unterschätzende  Kampfkraft  der 
Millionen  von  Erwerbslosen  ist  gleichfalls  ein  positiver  Faktor.  Diese  und  andere  Faktoren 
erleichtern objektiv die Streikführung. 
Wir  dürfen  uns  also  keineswegs  hinter  den  objektiven  Schwierigkeiten  in  opportunistischer 
Weise  verstecken,  sondern  müssen  erkennen,  daß  die  objektiven  Schwierigkeiten  zugleich 
auch  eine  dialektische  Quelle  für  die  Erleichterung  und  Forcierung  unserer  revolutionären 
Massenarbeit bilden. 
Denn  das  alles  hebt  ja  keineswegs  die  Tatsache  des  Zurückbleibens  unserer  Arbeit  und 
unserer Erfolge hinter den durch die objektive Lage gegebenen Möglichkeiten auf. Das alles 
ändert  nichts  daran  und  darf  nichts  daran  ändern,  daß  wir  die  revolutionäre  Pflicht  haben, 
dieses  Zurückbleiben  mit  schonungslosester  bolschewistischer  Selbstkritik  aufzudecken  und 
unsere praktischen Konsequenzen für die Verbesserung der Massenarbeit daraus zu ziehen. 
Zusammenfassend  ergibt  sich  also  für  die  Lage  in  Deutschland  das  gleiche,  was  wir 
international  feststellten,  nur  in  noch  gesteigertem  Ausmaß:  Der  Klassenkampf  zwischen 
Bourgeoisie  und  Proletariat  um  den  kapitalistischen  oder  proletarisch-revolutionären 

sozialistischen Ausweg aus der Krise ist in ein außerordentlich verschärftes Stadium getreten. 
Die  Voraussetzungen  einer  revolutionären  Krise  reifen  mit  größter  Beschleunigung  heran. 
Vor allem von unserer Kraft hängt es ab, diese Entwicklung auszunutzen. Damit schließe ich 
den analytischen Teil meines Referats ab und komme zu der Frage, die der Ausgangspunkt für 
die Behandlung unserer Aufgaben und der Arbeit der Partei sein muß: Zur Frage der Rolle des 
subjektiven Faktors, der Rolle der Partei. 
 
Wir müssen durch unsere Kraft die Situation für die Bourgeoisie ausweglos machen 
 
Genosse Stalin hat über die revolutionäre Flut, die die vorübergehende Ebbe in den Jahren der 
relativen Stabilisierung des Kapitalismus von 1924 bis 1928 abgelöst hat, gesagt: 
 
„Sie  kann  mit  dem  Sieg  des  Proletariats  enden,  vielleicht  aber  auch    nicht,  sondern  nur  von  einer 
neuen Ebbe abgelöst werden, der wiederum eine neue revolutionäre Flut folgen wird.“ 
 
Was bedeutet diese Formulierung für uns? Sie bedeutet im Sinne der Feststellungen Lenins, 
daß es keine absolut ausweglose Situation für den Kapitalismus geben kann, sondern daß es 
von  unserer  Kraft,  vom  subjektiven  Faktor,  von  unserer  Partei  und  dem  von  ihr  geführten 
Proletariat  abhängt,  die  Situation  für  die  Bourgeoisie  ausweglos  zu  machen.  Die  Worte  des 
Genossen Stalin unterstreichen diese Verantwortlichkeit der kommunistischen Parteien für die 
Ausnutzung einer revolutionären Krise zum Siege der proletarischen Revolution. Dabei ist es 
klar, daß dies nicht nur gilt für jeden Augenblick, wo die revolutionäre Krise in vollem Maße 
entwickelt  sein  wird,  wo  die  objektiven  Voraussetzungen  für  die  proletarische  Revolution 
herangereift  sind,  sondern  daß  diese  Verantwortlichkeit  der  Partei,  daß  diese  organisierende 
Rolle der Partei, die den Klassenkampf des Proletariats Kind unter seiner Führung der übrigen 
Werktätigen  zur  vollen  Entfaltung  ringen  muß,  ebenso  für  die  Zeit  des  Heranreifens  der 
Voraussetzungen  einer  revolutionären  Krise  von  ausschlaggebender  Bedeutung  ist.  Eine 
richtige revolutionäre Politik und Massenarbeit der Partei ist eine unerläßliche Voraussetzung 
dafür, daß es uns gelingt, die Kampfkraft der Arbeiterklasse und der Werktätigen gegen den 
kapitalistischen  Ausweg  aus  der  Krise,  wie  ihn  die  Bourgeoisie  mit  aller  Anstrengung  zu 
beschreiten  versucht,  in  die  Waagschale  zu  werfen  und  dadurch  die  revolutionäre 
Entwicklung  in  ausschlaggebendem  Maße  zu  beschleunigen.  Für  eine  solche  Politik  und 
Arbeit der Partei ist das wichtigste eine richtige strategische Orientierung. 
Was bedeutet das in der Praxis? 
 
Über die Losung Volksrevolution 
 
Auf dem Januar-Plenum unseres ZK im vergangenen Jahr sprachen wir in unserer Resolution 
davon, daß die Losung der Volksrevolution die strategische Hauptlosung unserer Partei sein 
müsse.  Heute,  nach  einem  Jahr  schwerer  Arbeit,  großer  und  neuer  Erfahrungen,  nach  dem 
XI. Plenum  des  EKKI  muß  man  die  Frage  aufwerfen,  inwieweit  wir  diese  Formulierung 
konkretisieren müssen. Die Losung Volksrevolution war eine richtige Losung und bleibt eine 
notwendige Losung, wobei wir, wie es in den letzten Monaten geschehen ist, mit aller Schärfe 
verhindern müssen, daß diese Losung opportunistisch und unleninistisch verfälscht wird. 
Es  gab  in  Teilen  der  Partei  bei  der  Anwendung  der  Losung  der  Volksrevolution  die 
Vorstellung, als ob wir die wichtigste strategische Aufgabe, wie sie das X. Plenum des EKKI 
für die Sektionen in den kapitalistischen  Ländern, vor allem in Deutschland, aufgestellt hat, 
als  ob  wir  die  Eroberung  der  Mehrheit  des  Proletariats  bereits  ganz  oder  zum  größten  Teil 
schon in Deutschland gelöst hätten. Es gab solche Stimmungen, als ob wir bereits unmittelbar 
an  die  Aufgabe  der  proletarischen  Revolution  herangelangt  seien.  Dabei  übersahen  diese 
Genossen, daß wir, ganz abgesehen von den objektiven Vorbedingungen, in erster  Linie die 
wichtigste  strategische  Vorbedingung  für  die  siegreiche  Organisierung  der  proletarischen 

Revolution,  die  Eroberung  der  Mehrheit  der  Arbeiterklasse,  unbedingt  lösen  müssen. 
Natürlich,  Genossen,  kann  die  Eroberung  der  proletarischen  Mehrheit,  die  Gewinnung  der 
eigenen  Klasse  nur  auf  der  Linie  einer  solchen  Politik  erfolgen,  die  den  Widerstand  der 
Massen gegen die Offensive der Bourgeoisie und die Kämpfe der Massen gegen die Politik 
der Diktatur der Bourgeoisie und gegen jeden kapitalistischen Weg aus der Krise organisiert 
und  in  den  Kampf  um  den  revolutionären  Ausweg,  um  die  Volksrevolution,  das  heißt,  die 
proletarisch-sozialistische  Revolution  überleitet.  In  diesem  Sinne  war  die  Losung 
Volksrevolution und bleibt die Losung Volksrevolution eine richtige, entscheidende Losung. 
Natürlich, Genossen, kann man die Aufgabe der Eroberung der entscheidenden Schichten des 
Proletariats nicht trennen und schematisch gegenüberstellen der anderen Aufgabe, Verbündete 
im  Klassenkampf  aus  den  außerhalb  des  Proletariats  stehenden  werktätigen  Schichten,  wie 
vor allem den Millionen von Angestellten, der Dorfarmut und Teilen der übrigen werktätigen 
Bauernschaft und der städtischen Mittelschichten und Intellektuellen zu gewinnen, die bereit 
sind, unter der Führung, der Hegemonie des Proletariats gegen den Kapitalismus zu kämpfen. 
Auch  in  diesem  Sinne  hat  die  Losung  Volksrevolution  eine  große  Bedeutung  für  unsere 
Politik und Arbeit, weil sie den Charakter der proletarischen Revolution im Sinne von Marx 
und  Lenin  richtig  ausdrückt,  sofern  wir  sie  nur  richtig  anwenden  und  die  proletarische 
Hegemonie  niemals  vergessen.  Man  kann  für  Deutschland  speziell  sagen,  daß  hier  die 
Anwendung  der  Losung  Volksrevolution  besonders  zweckmäßig  ist,  weil  auf  Grund  der 
nationalen Unterdrückung des werktätigen deutschen Volkes durch das Versailler System und 
den  räuberischen  Young-Plan  diese  Aufgabe  der  Gewinnung  und  Herüberziehung  von 
Verbündeten  für  das  Proletariat  und  der  Neutralisierung  der  übrigen  Mittelschichten 
erleichtert wird. 
 
Die Achse unserer Politik: Eroberung der Mehrheit des Proletariats 
 
Genossen,  bedeutet  das  alles  auch  nur  im  mindesten  eine  Abschwächung  der  Tatsache,  daß 
die  Achse  unserer  Politik,  die  Achse  unserer  Strategie  und  Taktik  auf  der  Linie  des 
Marxismus-Leninismus,  die  Politik  der  eigenen  Klasse,  die  Gewinnung  der  eigenen  Klasse, 
die  Eroberung  der  Mehrheit  des  Proletariats  sein  muß?  Eine  solche  Auffassung  wäre  ein 
außerordentlich  verhängnisvoller  Fehler.  Nachdem  wir  gesehen  haben,  daß  Fehler  und 
Abweichungen in dieser Linie in einer ziemlichen Fülle in unserer Partei aufgetaucht sind, ist 
es  notwendig,  auf  der  heutigen  Plenartagung  des  Zentralkomitees  mit  größter  Klarheit  und 
äußerster  Präzision  auszusprechen,  was  die  strategische  Hauptaufgabe  der  Partei  sein  muß: 
Die  Gewinnung  der  Mehrheit  des  Proletariats  für  den  Kampf  um  die  Eroberung  der 
politischen Macht! 
Das bedeutet  eine  größere Klärung des Problems unserer Strategie.  Indem unsere Aufgaben 
wachsen, die Anforderungen an unsere Politik sich erhöhen, in demselben Maße muß unsere 
Partei wachsen und reifer werden. Selbstverständlich muß auch die Parteiführung, muß auch 
das  Zentralkomitee  gleichfalls  wachsen,  indem  es  die  Probleme  immer  klarer  und  schärfer 
stellt  und  der  Partei  dadurch  eine  stärkere  Hilfe  leistet,  zumal  wenn  bestimmte  Fehler  und 
Schwächen aufgetreten sind, gegen die wir unser Feuer richten mußten. 
Was  bedeutet  die  Eroberung  der  Mehrheit  des  Proletariats?  Gibt  es  .einen  Unterschied 
zwischen  dieser  Formulierung  und  der  anderen  von  den  entscheidenden  Schichten  des 
Proletariats? Das ist nicht der Fall, Genossen! Wenn wir sagen: Mehrheit des Proletariats, so 
versteht  sich  von  selbst,  daß  wir  das  nicht  zahlenmäßig,  nicht  parlamentarisch,  sondern 
politisch  meinen.  Mit  Mehrheit  bezeichnen  wir  die  Hauptmasse,  die  strategisch 
ausschlaggebende  Masse  des  Proletariats,  und  das  ist  dasselbe,  als  wenn  wir  sagen:  Die 
entscheidenden Schichten. 
Es  wäre  falsch,  diese  Frage  etwa  nur  geographisch  zu  stellen,  indem  man  unter  den 
entscheidenden  Schichten  die  Arbeiterschaft  bestimmter  Bezirke  verstehen  würde,  z.B. 

Ruhrgebiet,  Berlin  oder  wie  zu  Brandlers  Zeiten  1923,  Mitteldeutschland  mit  Sachsen  und 
Thüringen. Natürlich ist für unsere Stoßrichtung auch der Gesichtspunkt wichtig, in Hinsicht 
auf  kommende  Kämpfe  gerade  an  strategisch  wichtigen  Punkten  unsere  Kräfte  zu 
konzentrieren.  Aber  das  wichtigste  für  uns  ist,  unsere  Arbeit  auf  diejenigen  Schichten  des 
Proletariats  zu  konzentrieren,  die  vom  Standpunkt  des  revolutionären  Klassenkampfes  den 
Ausschlag  geben.  Dabei  gibt  es  eine  Reihe  von  Gesichtspunkten.  Z.B.  vom  Standpunkt  des 
Kampfes gegen den imperialistischen Krieg sind es die Munitionsbetriebe und die verwandten 
Betriebe,  also  Chemie-Industrie,  Teile  der  Metallindustrie,  Eisenbahner,  Hafenarbeiter  und 
Seeleute, die eine große Rolle spielen. Vom strategischen Standpunkt allgemein kommt den 
Eisenbahnern, dem Bergbau, den Kraftwerken, den Gaswerken, den Straßenbahnern usw. eine 
große  Bedeutung  zu.  Andererseits  müssen  wir  naturgemäß  auch  den  Gesichtspunkt 
berücksichtigen, dort unter der Arbeiterschaft unseren Einfluß zu sichern, wo besonders große 
Massen konzentriert sind, also zum Beispiel in Zentren der Metallindustrie, oder bestimmten 
konzentrierten  Industrierevieren.  Das  alles  sind  Fragen,  die  man  nicht  schematisch  stellen 
kann, sondern die in der konkreten, praktischen Massenarbeit eines jeden Bezirks auf Grund 
einer  gründlichen  Analyse  der  dortigen  Verhältnisse  untersucht  und  gelöst  werden  müssen, 
um eine richtige Einstellung unserer Arbeit zu ermöglichen. 
Natürlich  bedeutet  das  keineswegs  eine  Vernachlässigung  der  Arbeit  unter  den  übrigen 
Schichten  der  Arbeiterklasse  oder  der  sonstigen  Werktätigen.  Nehmen  wir  z.B.  die 
Landarbeiter.  Natürlich  kann  man  nicht  nur  mit  dem  Gesichtspunkt  des  Kampfes  gegen  die 
Konterrevolution,  des  Kampfes  gegen  etwaige  Versuche  der  Faschisten  und  Weißgardisten, 
proletarische  Zentren  von  außen  her  zu  zernieren,  kann  es  von  größter  Bedeutung  für  den 
revolutionären Klassenkampf sein, ob wir wirkliche, feste Stützpunkte unter den Landarbeiter 
haben. 
Ich  will  nicht  ausführlicher  über  die  Frage  unserer  Bauernpolitik  sprechen,  weil  dies  bei 
anderer  Gelegenheit  geschehen  ist  und  weil  wir  sagen  können,  daß  die  Partei  gerade  auf 
diesem Gebiet erfolgreiche Ansätze zu einer richtigen revolutionären Arbeit vom Standpunkt 
der Gewinnung der Verbündeten aufweisen kann. 
 

Download 5.01 Kb.

Do'stlaringiz bilan baham:
1   ...   26   27   28   29   30   31   32   33   ...   40




Ma'lumotlar bazasi mualliflik huquqi bilan himoyalangan ©fayllar.org 2024
ma'muriyatiga murojaat qiling