Ernst Thälmann Reden und Aufsätze
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SPD und NSDAP sind Zwillinge
Wie steht es nun mit dem Verhältnis zwischen der Politik der Hitlerpartei und der Sozialdemokratie? Schon das XI. Plenum hat von einer Verflechtung dieser beiden Faktoren im Dienste des Finanzkapitals gesprochen. Am klarsten hat Genosse Stalin schon im Jahre 1924 die Rolle dieser beiden Flügel gekennzeichnet, indem er von ihnen als von „Zwillingen“ sprach, „die einander ergänzen“. Gegenwärtig zeigt sich diese Entwicklung in Deutschland unverkennbar. Die Sozialdemokratie als „gemäßigter Flügel des Faschismus“ nimmt in letzter Zeit teilweise den nationalistischen Sprachgebrauch des Hitlerfaschismus an. Ich erinnere an jene Nummer des „Vorwärts“, die die große Überschrift brachte „Der Young-Plan muß fallen“, während doch dieses Blatt stets die größte Reklame für den Young-Plan betrieben hat. Ich erinnere an den berüchtigten Noske-Artikel in der „BZ am Mittag“, der gleichfalls genau so gut im „Völkischen Beobachter“ hätte stehen können. Auch in der Frage der Terrororganisationen ahmt die SPD immer mehr den Hitlerfaschismus nach. Man braucht hier nur an die Reichsbannerschufo oder neuerdings an die sogenannten „Hammerschaften“ der „Eisernen Front“ zu denken, die als Hilfsinstrumente der Kapitalsdiktatur zur Verteidigung des kapitalistischen Systems gegen das revolutionäre Proletariat eingesetzt werden sollen. Vor allem aber sind es die Preußen-Regierung der SPD und der ADGB, die die Rolle der Sozialdemokratie als aktivster Faktor bei der Faschisierung Deutschlands, wie sie das XI. Plenum festgestellt hat, durch ihre Praxis voll und ganz bestätigt. Während so die Sozialdemokratie sich immer mehr dem Hitlerfaschismus nähert, betont dieser umgekehrt seine Legalität und vertritt neuerdings offen auch die Plattform der Brüningschen Außenpolitik. Man braucht nur an Hitlers verschiedene Erklärungen zu denken, wonach jede Naziregierung dafür eintreten werde, daß alle „privaten“ Tribute bezahlt werden, und daß die Frage der Bezahlung der politischen Schulden gleichfalls nur ein Problem des Zahlenkönnens und keine Frage des Zahlenwollens sei. In allen diesen Punkten zeigte sich die weitgehende gegenseitige Annäherung der SPD und der Nationalsozialisten auf der Linie der Faschisierung. Die Verhandlungen über die Frage der Präsidentenwahl im Zusammenhang mit der Hindenburg-Kandidatur offenbarten am deutlichsten, wie weit dieser Prozeß der Herstellung der faschistischen Konzentration der Bourgeoisie bereits gelungen ist. Unser Kampf gegen die Durchführung der faschistischen Diktatur Wie steht es mit unserem Kampf gegen die weitere Faschisierung, gegen die verstärkte Durchführung der faschistischen Diktatur, gegen eine etwaige Hitler-Regierung in Deutschland? Eine richtige Einschätzung des Hitlerfaschismus in Deutschland sichert uns bereits vor dem Fehler, eine Hitlerregierung einfach mit der offenen faschistischen Diktatur gleichzusetzen. Im übrigen steht für uns die Frage so, daß wir gegen jede weitere Verschärfung der Faschisierung, gegen jeden weiteren Schritt in der Richtung zur offenen faschistischen Diktatur durch unseren gegenwärtigen Kampf gegen die Diktatur der Bourgeoisie überhaupt ankämpfen müssen. Aufs schärfste müssen wir unter den Massen der Arbeiterschaft gegen eine solche Fragestellung auftreten, als ob man an Stelle des heutigen Kampfes gegen die jetzige Form der Diktatur der Bourgeoisie, gegen das Brüning-Severing-System einen etwa bevorstehenden sogenannten Entscheidungskampf gegen eine Hitler-Regierung abwarten müsse. Nur wenn man heute den schärfsten Kampf gegen die Brüning-Severing-Politik, das heißt, gegen die Politik der Diktatur der Bourgeoisie führt, kann man zugleich in Wirklichkeit einen ernsthaften Massenkampf auch gegen Hitler und Hugenberg durchführen. So ist die Frage, ob es gelingt, einen höheren Grad der faschistischen Entwicklung Deutschlands zu vereiteln oder das Tempo dieser faschistischen Entwicklung zu verlangsamen oder sie zurückzuwerfen, im stärksten Maße von der Entfaltung des Klassenkampfes abhängig. Objektiver und subjektiver Faktor Damit komme ich bei der Analyse der Situation Deutschlands zur Frage des revolutionären Aufschwungs und seiner neuen Faktoren. Ich will über die Ereignisse und Faktoren des Klassenkampfes in der Zeit vom Mai-Plenum des ZK bis zur heutigen Tagung keine ausführliche Darstellung geben. Wir haben in der Resolution eine Reihe von Punkten aufgeführt, in denen die wichtigsten positiven Erscheinungen des revolutionären Aufschwungs Und die wichtigsten positiven Erfolge unserer revolutionären Massenarbeit zum Ausdruck kommen. Im Zusammenhang mit den Aufgaben der Partei für die Zukunft wird von diesen Erfahrungen der Massenarbeit noch im einzelnen zu sprechen sein. Zweifelsohne gibt es auf einer ganzen Reihe von Gebieten große und positive Erfolge der Partei, große und neue wachsende Erfolge des Proletariats im Klassenkampf. Aber das ist nicht allein das Ausschlaggebende. Wenn wir die objektive Verschärfung der Situation betrachten und wenn wir ein Bild benutzen, das schon bei einer früheren Gelegenheit einmal angeführt wurde, nämlich uns die Entwicklung als eine Art von Wettlauf zwischen der Offensive der Bourgeoisie und ihrem faschistischen Kurs und unserem revolutionären Kurs, unserer revolutionären Arbeit vor Augen führen, so müssen wir offen eingestehen, daß wir bei diesen Wettlauf nicht besonders günstig abschneiden. Wir sprechen deshalb in unserer Resolution offen aus, daß die „Erfolge und Teilerfolge der revolutionären Massenarbeit in einem Mißverhältnis zu den günstigen objektiven Bedingungen stehen“. Das ist nichts anderes als das „Zurückbleiben“ des subjektiven Faktors, von dem wir schon im Anschluß an das XI. Plenum des EKKI auf dem Mai-Plenum unseres Zentralkomitees im vergangenen Jahr ernsthaft und kritisch gesprochen haben. Hierbei ist es notwendig, verschiedene Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Wir sprechen von einem solchen Zurückbleiben nicht etwa in dem Sinne, als ob die Partei schuld daran sei, wenn in Deutschland noch nicht die Revolution gesiegt hat. Eine solche Darstellung des „Zurückbleibens“ würde unter Umständen dazu führen können, daß ein Teil der Arbeiterklasse auf Grund unserer eigenen Ausführungen in ihrem Vertrauen zur Partei erschüttert würde. Wir dürfen, wie das auch in der Resolution versucht wird, die objektiven Schwierigkeiten unserer revolutionären Massenarbeit nicht aus unserer Betrachtung ausschalten. Man kann z.B. bei der heutigen internationalen Verflechtung das Problem der deutschen Revolution nicht lediglich vom Standpunkt der Innenpolitik stellen, sondern muß es auch vom internationalen Standpunkt aus betrachten, wobei gewisse Schwierigkeiten für den Sieg der proletarischen Revolution in Deutschland sich in bestimmtem Maße verstärken. Keine falschen Schlußfolgerungen aus der Feststellung objektiver Schwierigkeiten Die Drohung des französischen Imperialismus mit der Intervention im Falle einer deutschen Revolution und die von der SPD daraufhin hervorgerufene Stimmung ist eine der objektiven Schwierigkeiten, mit der wir rechnen müssen. Die Sozialdemokratie zieht nach dem Muster Otto Bauers in Österreich, der dort erklärt: „Revolution ist gut, aber wir sind ein kleines Land“, aus der internationalen Verflochtenheit der heutigen kapitalistischen Welt die Schlußfolgerung, daß das Proletariat keinesfalls in irgendeinem Lande mit der Sache des Sozialismus beginnen kann, sondern daß man in jedem Land auf alle anderen, mit anderen Worten, auf den Sankt-Nimmerleins-Tag warten müsse. Wir Kommunisten denken gar nicht daran, aus der notwendigen internationalen Fragestellung beispielsweise für die deutsche Revolution irgendeinen opportunistischen Schluß zu ziehen. Wir denken nicht daran, etwa zu sagen, daß das deutsche Proletariat mit seiner Revolution warten müsse, bis in Frankreich der Imperialismus gestürzt ist. Aber wir ziehen eine andere Schlußfolgerung daraus, so, wie das unsere französischen Genossen tun: Weil eine kommende Revolution des deutschen Proletariats durch den französischen Imperialismus bedroht sein würde, verstärken unsere französischen Genossen ihren Kampf gegen den Feind im eigenen Lande und üben so proletarische Solidarität mit der Sache der deutschen Arbeiterklasse. Auch für uns, Genossen, steht die eminent wichtige Aufgabe, das Kampfbündnis mit den französischen Kommunisten und dem französischen revolutionären Proletariat noch viel fester zu schmieden. Das gleiche gilt genau in demselben Maße von den polnischen, englischen, tschechischen, belgischen Genossen und der ihnen folgenden revolutionären Arbeiterschaft, es gilt in allererster Linie, was kaum erwähnt zu werden braucht, von den 165 Millionen Proletariern und Bauern und den Kommunisten der Sowjetunion. Oder nehmen wir einen anderen Punkt: Die zusätzlichen Schwierigkeiten der Krise, wie sie sich vor allem in der Streikfrage äußern. Es wäre unsinnig, wollte man diese zusätzlichen Schwierigkeiten einfach leugnen. Natürlich ist es in einer bestimmten Hinsicht komplizierter, große Streikkämpfe auszulösen und zu führen, wenn sechs Millionen Erwerbslose auf der Straße liegen, wenn vor der Masse der Arbeiterschaft die drohende Gefahr steht, gleichfalls aus dem Betrieb zu fliegen, wenn in vielen Betrieben ohnehin schon die Kurzarbeit durchgeführt wird. Aus diesen zusätzlichen Schwierigkeiten aber leitet die Sozialdemokratie, die reformistische Gewerkschaftsbürokratie im Dienste ihrer konterrevolutionären Politik die Theorie her, Streiks seien während der Krise nicht möglich. Wenn wir uns zu einer solchen Schlußfolgerung drängen ließen, so würden wir dem plattesten Opportunismus Tür und Tor öffnen. Den erhöhten Schwierigkeiten stehen ja auch andere Faktoren gegenüber, die wiederum die objektiven Voraussetzungen für die Entfaltung großer Streikkämpfe stärken: Der revolutionäre Aufschwung, die allgemeine Radikalisierung der Massen, die Senkung des Lebensniveaus der Betriebsarbeiter, vor allem der Kurzarbeiter, die den Unterschied zwischen ihrer Lebenshaltung und derjenigen der Erwerbslosen stark vermindert, so daß ihr Interesse, im Betrieb zu bleiben, immer mehr nachläßt. Die nicht zu unterschätzende Kampfkraft der Millionen von Erwerbslosen ist gleichfalls ein positiver Faktor. Diese und andere Faktoren erleichtern objektiv die Streikführung. Wir dürfen uns also keineswegs hinter den objektiven Schwierigkeiten in opportunistischer Weise verstecken, sondern müssen erkennen, daß die objektiven Schwierigkeiten zugleich auch eine dialektische Quelle für die Erleichterung und Forcierung unserer revolutionären Massenarbeit bilden. Denn das alles hebt ja keineswegs die Tatsache des Zurückbleibens unserer Arbeit und unserer Erfolge hinter den durch die objektive Lage gegebenen Möglichkeiten auf. Das alles ändert nichts daran und darf nichts daran ändern, daß wir die revolutionäre Pflicht haben, dieses Zurückbleiben mit schonungslosester bolschewistischer Selbstkritik aufzudecken und unsere praktischen Konsequenzen für die Verbesserung der Massenarbeit daraus zu ziehen. Zusammenfassend ergibt sich also für die Lage in Deutschland das gleiche, was wir international feststellten, nur in noch gesteigertem Ausmaß: Der Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat um den kapitalistischen oder proletarisch-revolutionären sozialistischen Ausweg aus der Krise ist in ein außerordentlich verschärftes Stadium getreten. Die Voraussetzungen einer revolutionären Krise reifen mit größter Beschleunigung heran. Vor allem von unserer Kraft hängt es ab, diese Entwicklung auszunutzen. Damit schließe ich den analytischen Teil meines Referats ab und komme zu der Frage, die der Ausgangspunkt für die Behandlung unserer Aufgaben und der Arbeit der Partei sein muß: Zur Frage der Rolle des subjektiven Faktors, der Rolle der Partei. Wir müssen durch unsere Kraft die Situation für die Bourgeoisie ausweglos machen Genosse Stalin hat über die revolutionäre Flut, die die vorübergehende Ebbe in den Jahren der relativen Stabilisierung des Kapitalismus von 1924 bis 1928 abgelöst hat, gesagt: „Sie kann mit dem Sieg des Proletariats enden, vielleicht aber auch nicht, sondern nur von einer neuen Ebbe abgelöst werden, der wiederum eine neue revolutionäre Flut folgen wird.“ Was bedeutet diese Formulierung für uns? Sie bedeutet im Sinne der Feststellungen Lenins, daß es keine absolut ausweglose Situation für den Kapitalismus geben kann, sondern daß es von unserer Kraft, vom subjektiven Faktor, von unserer Partei und dem von ihr geführten Proletariat abhängt, die Situation für die Bourgeoisie ausweglos zu machen. Die Worte des Genossen Stalin unterstreichen diese Verantwortlichkeit der kommunistischen Parteien für die Ausnutzung einer revolutionären Krise zum Siege der proletarischen Revolution. Dabei ist es klar, daß dies nicht nur gilt für jeden Augenblick, wo die revolutionäre Krise in vollem Maße entwickelt sein wird, wo die objektiven Voraussetzungen für die proletarische Revolution herangereift sind, sondern daß diese Verantwortlichkeit der Partei, daß diese organisierende Rolle der Partei, die den Klassenkampf des Proletariats Kind unter seiner Führung der übrigen Werktätigen zur vollen Entfaltung ringen muß, ebenso für die Zeit des Heranreifens der Voraussetzungen einer revolutionären Krise von ausschlaggebender Bedeutung ist. Eine richtige revolutionäre Politik und Massenarbeit der Partei ist eine unerläßliche Voraussetzung dafür, daß es uns gelingt, die Kampfkraft der Arbeiterklasse und der Werktätigen gegen den kapitalistischen Ausweg aus der Krise, wie ihn die Bourgeoisie mit aller Anstrengung zu beschreiten versucht, in die Waagschale zu werfen und dadurch die revolutionäre Entwicklung in ausschlaggebendem Maße zu beschleunigen. Für eine solche Politik und Arbeit der Partei ist das wichtigste eine richtige strategische Orientierung. Was bedeutet das in der Praxis? Über die Losung Volksrevolution Auf dem Januar-Plenum unseres ZK im vergangenen Jahr sprachen wir in unserer Resolution davon, daß die Losung der Volksrevolution die strategische Hauptlosung unserer Partei sein müsse. Heute, nach einem Jahr schwerer Arbeit, großer und neuer Erfahrungen, nach dem XI. Plenum des EKKI muß man die Frage aufwerfen, inwieweit wir diese Formulierung konkretisieren müssen. Die Losung Volksrevolution war eine richtige Losung und bleibt eine notwendige Losung, wobei wir, wie es in den letzten Monaten geschehen ist, mit aller Schärfe verhindern müssen, daß diese Losung opportunistisch und unleninistisch verfälscht wird. Es gab in Teilen der Partei bei der Anwendung der Losung der Volksrevolution die Vorstellung, als ob wir die wichtigste strategische Aufgabe, wie sie das X. Plenum des EKKI für die Sektionen in den kapitalistischen Ländern, vor allem in Deutschland, aufgestellt hat, als ob wir die Eroberung der Mehrheit des Proletariats bereits ganz oder zum größten Teil schon in Deutschland gelöst hätten. Es gab solche Stimmungen, als ob wir bereits unmittelbar an die Aufgabe der proletarischen Revolution herangelangt seien. Dabei übersahen diese Genossen, daß wir, ganz abgesehen von den objektiven Vorbedingungen, in erster Linie die wichtigste strategische Vorbedingung für die siegreiche Organisierung der proletarischen Revolution, die Eroberung der Mehrheit der Arbeiterklasse, unbedingt lösen müssen. Natürlich, Genossen, kann die Eroberung der proletarischen Mehrheit, die Gewinnung der eigenen Klasse nur auf der Linie einer solchen Politik erfolgen, die den Widerstand der Massen gegen die Offensive der Bourgeoisie und die Kämpfe der Massen gegen die Politik der Diktatur der Bourgeoisie und gegen jeden kapitalistischen Weg aus der Krise organisiert und in den Kampf um den revolutionären Ausweg, um die Volksrevolution, das heißt, die proletarisch-sozialistische Revolution überleitet. In diesem Sinne war die Losung Volksrevolution und bleibt die Losung Volksrevolution eine richtige, entscheidende Losung. Natürlich, Genossen, kann man die Aufgabe der Eroberung der entscheidenden Schichten des Proletariats nicht trennen und schematisch gegenüberstellen der anderen Aufgabe, Verbündete im Klassenkampf aus den außerhalb des Proletariats stehenden werktätigen Schichten, wie vor allem den Millionen von Angestellten, der Dorfarmut und Teilen der übrigen werktätigen Bauernschaft und der städtischen Mittelschichten und Intellektuellen zu gewinnen, die bereit sind, unter der Führung, der Hegemonie des Proletariats gegen den Kapitalismus zu kämpfen. Auch in diesem Sinne hat die Losung Volksrevolution eine große Bedeutung für unsere Politik und Arbeit, weil sie den Charakter der proletarischen Revolution im Sinne von Marx und Lenin richtig ausdrückt, sofern wir sie nur richtig anwenden und die proletarische Hegemonie niemals vergessen. Man kann für Deutschland speziell sagen, daß hier die Anwendung der Losung Volksrevolution besonders zweckmäßig ist, weil auf Grund der nationalen Unterdrückung des werktätigen deutschen Volkes durch das Versailler System und den räuberischen Young-Plan diese Aufgabe der Gewinnung und Herüberziehung von Verbündeten für das Proletariat und der Neutralisierung der übrigen Mittelschichten erleichtert wird. Die Achse unserer Politik: Eroberung der Mehrheit des Proletariats Genossen, bedeutet das alles auch nur im mindesten eine Abschwächung der Tatsache, daß die Achse unserer Politik, die Achse unserer Strategie und Taktik auf der Linie des Marxismus-Leninismus, die Politik der eigenen Klasse, die Gewinnung der eigenen Klasse, die Eroberung der Mehrheit des Proletariats sein muß? Eine solche Auffassung wäre ein außerordentlich verhängnisvoller Fehler. Nachdem wir gesehen haben, daß Fehler und Abweichungen in dieser Linie in einer ziemlichen Fülle in unserer Partei aufgetaucht sind, ist es notwendig, auf der heutigen Plenartagung des Zentralkomitees mit größter Klarheit und äußerster Präzision auszusprechen, was die strategische Hauptaufgabe der Partei sein muß: Die Gewinnung der Mehrheit des Proletariats für den Kampf um die Eroberung der politischen Macht! Das bedeutet eine größere Klärung des Problems unserer Strategie. Indem unsere Aufgaben wachsen, die Anforderungen an unsere Politik sich erhöhen, in demselben Maße muß unsere Partei wachsen und reifer werden. Selbstverständlich muß auch die Parteiführung, muß auch das Zentralkomitee gleichfalls wachsen, indem es die Probleme immer klarer und schärfer stellt und der Partei dadurch eine stärkere Hilfe leistet, zumal wenn bestimmte Fehler und Schwächen aufgetreten sind, gegen die wir unser Feuer richten mußten. Was bedeutet die Eroberung der Mehrheit des Proletariats? Gibt es .einen Unterschied zwischen dieser Formulierung und der anderen von den entscheidenden Schichten des Proletariats? Das ist nicht der Fall, Genossen! Wenn wir sagen: Mehrheit des Proletariats, so versteht sich von selbst, daß wir das nicht zahlenmäßig, nicht parlamentarisch, sondern politisch meinen. Mit Mehrheit bezeichnen wir die Hauptmasse, die strategisch ausschlaggebende Masse des Proletariats, und das ist dasselbe, als wenn wir sagen: Die entscheidenden Schichten. Es wäre falsch, diese Frage etwa nur geographisch zu stellen, indem man unter den entscheidenden Schichten die Arbeiterschaft bestimmter Bezirke verstehen würde, z.B. Ruhrgebiet, Berlin oder wie zu Brandlers Zeiten 1923, Mitteldeutschland mit Sachsen und Thüringen. Natürlich ist für unsere Stoßrichtung auch der Gesichtspunkt wichtig, in Hinsicht auf kommende Kämpfe gerade an strategisch wichtigen Punkten unsere Kräfte zu konzentrieren. Aber das wichtigste für uns ist, unsere Arbeit auf diejenigen Schichten des Proletariats zu konzentrieren, die vom Standpunkt des revolutionären Klassenkampfes den Ausschlag geben. Dabei gibt es eine Reihe von Gesichtspunkten. Z.B. vom Standpunkt des Kampfes gegen den imperialistischen Krieg sind es die Munitionsbetriebe und die verwandten Betriebe, also Chemie-Industrie, Teile der Metallindustrie, Eisenbahner, Hafenarbeiter und Seeleute, die eine große Rolle spielen. Vom strategischen Standpunkt allgemein kommt den Eisenbahnern, dem Bergbau, den Kraftwerken, den Gaswerken, den Straßenbahnern usw. eine große Bedeutung zu. Andererseits müssen wir naturgemäß auch den Gesichtspunkt berücksichtigen, dort unter der Arbeiterschaft unseren Einfluß zu sichern, wo besonders große Massen konzentriert sind, also zum Beispiel in Zentren der Metallindustrie, oder bestimmten konzentrierten Industrierevieren. Das alles sind Fragen, die man nicht schematisch stellen kann, sondern die in der konkreten, praktischen Massenarbeit eines jeden Bezirks auf Grund einer gründlichen Analyse der dortigen Verhältnisse untersucht und gelöst werden müssen, um eine richtige Einstellung unserer Arbeit zu ermöglichen. Natürlich bedeutet das keineswegs eine Vernachlässigung der Arbeit unter den übrigen Schichten der Arbeiterklasse oder der sonstigen Werktätigen. Nehmen wir z.B. die Landarbeiter. Natürlich kann man nicht nur mit dem Gesichtspunkt des Kampfes gegen die Konterrevolution, des Kampfes gegen etwaige Versuche der Faschisten und Weißgardisten, proletarische Zentren von außen her zu zernieren, kann es von größter Bedeutung für den revolutionären Klassenkampf sein, ob wir wirkliche, feste Stützpunkte unter den Landarbeiter haben. Ich will nicht ausführlicher über die Frage unserer Bauernpolitik sprechen, weil dies bei anderer Gelegenheit geschehen ist und weil wir sagen können, daß die Partei gerade auf diesem Gebiet erfolgreiche Ansätze zu einer richtigen revolutionären Arbeit vom Standpunkt der Gewinnung der Verbündeten aufweisen kann. Download 5.01 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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