Leitung: Prof. Dr. Ludwig Zöller
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Damals beherbergte Wallerstein eine der führenden Hofkapellen Deutschlands, die viele bekannte Virtuosen und Komponisten wie zum Beispiel Mozart, Beethoven und Haydn anlockte. Der politische Niedergang und die prekäre Finanzlage führten um 1820 zum Einstellen der Hofkonzerte und somit zum Ende der Hofkapelle. Im Jahre 1806 fiel das Fürstentum Oettingen-Wallerstein mehrheitlich an Bayern und verlor somit seine Selbständigkeit. Abb. 45: Blick auf Wallerstein mit Brauerei (Quelle: http://www.markt-wallerstein.de/htm/start.htm) 68 Heute leben in Wallerstein, zu dem die Ortschaften Birkhausen, Ehringen und Munzigen gehören, cirka 3.500 Menschen. Wallerstein befindet sich an der „Romantischen Straße“. Sie ist eine der ältesten und wohl bekanntesten Ferienstraßen in Deutschland. Die Route führt auf ca. 360 km durch die schönsten Ferienregionen von Bayern, Baden-Württemberg, Franken, Oberbayern bis hin zu den Alpen. 14.2 Sehenswürdigkeiten in Wallerstein • Pest – und Dreifaltigkeitssäule: Das Wahrzeichen der Stadt wurde 1722-1725, als die Pest tausende Menschen das Leben kostete, von Graf Anton Karl errichtet. Die Be- völkerung wollte damit Gott um Barmherzigkeit und Verschonung bitten. • Schloss Wallerstein und der fürstliche Schlosspark: Nachdem die schon im 12. Jahrhundert erbaute Burg 1648 zerstört wurde, wurde an deren Stelle der fürstliche Wohntrakt erbaut. Seit dem 17. Jahrhundert diente die Residenz als Regierungssitz des Hauses Oettingen-Wallerstein. Die heutige Gestalt nahm das Schloss Wallerstein 1804 durch Zusammenfügung zu einer Dreiflügelanlage an. Abb. 46: Pest- und Dreifaltigkeitssäule (Quelle: http://www.markt-wallerstein.de/htm/start.htm) Abb.47: Schloss Wallerstein (Quelle: http://www.wallerstein.de/wallerstein/index.html) 69 Im Inneren befinden sich die ehemaligen Residenz- und Wohnräume mit originalem Mobiliar und Inventar sowie eine Porzellan- und Gläsersammlung. Diese jedoch können nicht mehr besichtigt werden. Weiterer Blickfang ist die fürstliche Hofreitschule, die nach dem Vorbild der Wiener Hofreitschule 1741- 1751 erbaut wurde. W Weiterhin befinden sich im Park das Moritzschlösschen, welches 1803 von J. A. von Belli de Pino erbaut wurde sowie die St.-Anna-Kapelle, das Jagdschloss und die Orangerie von 1835 Abb. 48: Blick in das Innere des Schlosses (Quelle: http://www.wallerstein.de/wallerstein/index.html) Abb. 49: Fürstliche Reitschule (Quelle: http://www.globopix.defotosmarktwallerstein_1.html) 70 Abb. 50: Moritzschlösschen (Quelle: http://www.globopix.defotosmarktwallerstein_1.html) Abb. 51: Jagdschloss (Quelle: http://www.globopix.defotosmarktwallerstein_1.html) • Hauptstraße mit barocker katholischer Kirche Abb. 52: Hauptstraße Wallerstein (Quelle: http://www.globopix.defotosmarktwallerstein_1.html) 71 Abb. 53: Katholische Kirche Wallerstein (Quelle: http://www.globopix.defotosmarktwallerstein_1.html) 14.3 Der Riessee und seine Ablagerungen Bereits Jahrzehnte nach dem Einschlag füllte sich der Krater mit Grundwasser und Niederschlägen und verwandelte sich somit zu einem riesigen See. Man nimmt an, dass dieser zur Zeit seiner größten Ausdehnung ca. 170 Meter tief und 320 km 2 groß gewesen ist. Abb. 54: Idealisierter Schnitt durch das Seeufer am nördlichen Riesrand (Quelle: Groiss 2000, Abb. 41) 72 Dicke Ton- und Mergelablagerungen, kalkige Deltaablagerungen am nördlichen Riesrand sowie die aus Seekreide und Algenkalk bedeckten Hügel des kristallinen Rings zeugen von dem damaligen Kratersee. Aufgrund des ariden Klimas und des fehlenden Abflusses versalzte der See nach seiner Entstehung langsam und bot damit nur Braun- und Rotalgen sowie Kieselalgen einen Lebensraum. Es lagerten sich Tone und Mergel auf dem Kraterboden ab. Durch die Veränderung des ariden Klimas zu einem gemäßigteren humiden Klima versüßte der See. Somit konnte sich eine reiche Pflanzen- und Tierwelt an den Uferzonen des Sees ansiedeln, die anhand gefundener Fossilien im Riesseekalk nachgewiesen werden konnten. Durch die Anhebung der Albtafel im Pleistozän und der damit folgenden Vertiefung der Flüsse wurde der Krater nach Süden hin entwässert und auf sein heutiges Niveau ausgeräumt. Süßwasserkalke sind, neben Suevite und Trümmermassen, die typischen Gesteine der Riesregion und kennzeichnen besonders die Randbereiche und Erhebungen des kristallinen Ringes. Man unterscheidet zwei Typen: 1. Travertine - Entstehung: Ausfällung von CaCO 3 an Quellaustritten von stark kohlenstoffdioxidhaltigen Wässern - früher wichtiger mineralischer Rohstoff der Gegend (Verwendung als Baustein) - Unterscheidung von zwei Typen: 1. markante Felsen und kleinere Erhebungen auf und nahe des Inneren Ringes (Wallersteiner Burgfelsen, Adlersberg bei Nördlingen) 2. kleine Travertin Mounds nahe der Uferregion des ehemaligen Kratersees 2. organogen entstandene massige Kalke - stehen indirekt oder direkt mit dem Wachstum von Algen (Cladophorites) in Verbindung - konisch nach oben verbreiternde Bioherme - kleine Cladophorites-Aggregate wachsen zu großen Biohermen zusammen 73 14.4 „Wallersteiner Burgfelsen“ Der ca. 70 Meter hohe Felsen, der den Mittelpunkt des Ortes bildet, befindet sich im Park des Schlosses. Der Wallersteiner Felsen bildet zusammen mit anderen Hügeln wie zum Beispiel dem Wennenberg, dem Adlersberg oder die Marienhöhe bei Nördlingen einen Kranz um das Kraterinnere des Rieses. Diese Erhebungen sind kristalline Gesteine, meist bedeckt mit Süßwasserkalken, die inmitten von tertiären Ablagerungen an die Oberfläche geraten sind. Dieser hufeisenförmige Kristalline Wall, gebildet von kristallinen Schollen, steigt aus dem Kraterinneren relativ steil an und fällt nach außen hin flach in die Schollenzone ab. Der aus Riesseekalken bestehende Felsen weist am Grunde eine ca. 10 m mächtige Abfolge gebankter Riesseekalke auf. Im Hangenden folgen massige Riesseekalke. Oben auf dem Felsen kann man biogene Sedimente (Stromatolithe) erkennen. Abb. 55: Ringstrukturen des Ries und Richtung der Striemung (Quelle: Mattmüller 1994, Abb. 17) 74 Abb. 56: Am Fuße des Felsens (Quelle: http://www.museum.hu-berlin.de/min/zerin/exk01.html) Abb. 57: Stromatolith (Quelle: http://www.bodensee-sternwarte.de/Archiv/HeiB/exkurs/ex050610/ries.htm) 75 Bei klarem Wetter kann man von dieser Erhebung aus, die morphologisch sehr gut ausgeprägten westlichen, östlichen und südlichen Kraterränder des Nördlinger Rieses, erkennen. Abb. 58: Ausblick (Quelle: http://www.geocities.com/CapeCanaveral/Galaxy/3402/astro/Ries.html) Entstehung: - Travertinbildung im Aufstiegsbereich vadoser Wässer während der gesamtem Zeitdauer des Kratersees - von außen eingedrungenes Süßwasser stieg in Form von artesischen Quellen an die Oberfläche - gegen Ende der See-Zeit Ausgleich des Druckes der artesischen Wasser durch die Höhe des Seespiegels Ende der Kalkausscheidung - Ablagerung von tonigen Sedimenten auf dem gesamten Felsen und im Bereich des gesamten Kraters - Herausarbeitung des stabilen Travertinfelsens (Härtling) durch Erosion der weichen Seetone 76 Abb. 59: Entstehung des Wallersteiner Felsens (Quelle: Groiss 2000, Abb. 51) 77 14.5 Details zur Riesgenese Kristallines Grundgebirge: - zum Großteil aus prävariskischen Metamorphiten bestehend (Orthogneise, Paragneise, Metabasite) mit variskisch intrudierten Magmatiten (Granite) - als der Teil der Vindelizischen Schwelle Verbindung zwischen Bayerischen Wald und Schwarzwald Perm: - Einsenkung nach Ende der variskischen Gebirgsbildung - Gliederung in Senken und Schwellen - Füllung der Senken mit den Abtragungsprodukten (rote Tonsteine, grobkörnige Sandsteine und Konglomerate) der Schwellenbereiche - während des Oberperms vorwiegend sedimentfrei aufgrund der herrschenden Höhenlage Trias: - Überflutung des Randgebietes des Rieses von Nordwesten her durch das transgredierende Muschelkalk-Meer Ausbildung einer sandigen Randfazies mit ca. 50 m Mächtigkeit für das Kraterzentrum - Obertrias: Ausweitung des Sedimentbeckens durch weitere Absenkung des Vindelizischen Landes 200 m Keuperablagerungen im Rieszentrum Jura: - langfristige und endgültige Erreichung des Rieses durch das Meer Überflutung des Vindelizischen Festlandes Faziesdifferenzierung - Lias: unterste geringste Ablagerung (30 m im Kraterzentrum, 50 m im nordwestlichen und 15 m im südöstlichen Kraterbereich); Tone und Mergel mit Kalkbänken auf sandigen Untergrund - Dogger: weitaus mächtiger (140 m im Kraterzentrum); weniger Faziesdifferenzierung, 90 m mächtige Opalinuston, 40 m Eisensandstein - Malm: mächtigste (350 m) und wichtigste Juraabteilung; durch karbonatische Sedimentation Wechselfolge von Kalken und Mergeln - Besiedlung von Schwämmen; Entstehung eines submarinen Reliefs mit Schwellen und Senken durch Riffwachstum und Zusammenwachsen der Riffe 78 Kreide: - Rückzug des Jurameeres der Erosion ausgesetztes Festland - Malmkalke unterliegen durch Heraushebung der Verkarstung und Abtragung - kurzfristige Erreichung von Teilen des Rieses durch das Kreidemeer jedoch fast vollständige Abtragung dieser Kreideablagerungen Tertiär: - Abtragung und Verwitterung des Bodens im Alttertiär (rote lateritische Böden) - seit der Wende Eozän/Oligozän Absenkung des Molassebeckens Eindringen der Unteren Meeresmolasse in den südöstlichen Teil des Rieses - im Obermiozän Ausdehnung der Sedimentation der Oberen Süßwassermolasse bis in den Kraterbereich - Heraushebung der Alb kräftige Abtragungs- und Verkarstungsphase - Entstehung des Rieskraters im höheren Torton (vor 14,7 Mio. Jahren) durch den Einschlag eines Riesenmeteoriten - Verschüttung des Entwässerungsnetzes durch Trümmermassen Seenbildung - Entstehung des Riessees im Krater - Bildung von Travertinen und Algenkalke - Auffüllung des Rieskraters durch Ablagerungen des Riessees Plombierung des ehemaligen Sprengtrichters Quartär: - Heraushebung Süddeutschlands Abtragung der Riestrümmermassen und Plombierungen - Abtragung der leicht erodierbaren Riesseetone Kraterstruktur morphologisch wieder erkennbar - beschränkte Sedimentation - Gestaltung der heutigen Landschaft 79 Literaturverzeichnis: - Angenheister, G. & Preuss, E. (1969): Das Ries: Geologie, Geophysik und Genese eines - Kraters; Bericht der Arbeitsgemeinschaft Ries, Geologica Bavarica, München (Bayerisches - Geologisches Landesamt) - Chao, E.C.T., Hüttner, R. & Schmidt-Kaler, H. (1992): Aufschlüsse im Ries-Meteoriten- - Krater, München (Bayerisches Geologisches Landesamt) - Groiss, J. T., Haunschild, H. & Zeiss, A. (2000): Sammlung geologischer Führer Band 92: - Das Ries und sein Vorland, Borntraeger, Stuttgart. - Hüttner, R. & Schmidt-Kaler, H. (1999): Die geologische Karte des Rieses 1:50000: Erläute- - rungen zu Erdgeschichte, Bau und Entstehung des Kraters sowie zu den Impaktgesteinen, - Geologica Bavarica, München (Bayerisches Geologisches Landesamt) - Mattmüller, C.R. (1994): Ries und Steinheimer Becken, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart. Internetquellen: - http://www.markt-wallerstein.de/htm/start.htm - http://www.fuerst-wallerstein.de - http://www.lfu.bayern.de/geologie/fachinformationen/geotoprecherche/indexx.htm - http://www.museum.hu-berlin.de/min/zerin/exk01.html - http://www.opus-bayern.de/uni-augsburg/volltexte/2006/179/pdf/Wallerstein.pdf - http://www.globopix.defotosmarktwallerstein_1.html - http://www.museum.hu-berlin.de/min - http://www.bodensee-sternwarte.de/Archiv/HeiB/exkurs/ex050610/ries.htm - http://www.geocities.com/CapeCanaveral/Galaxy/3402/astro/Ries.html 80 Matthias Thüroff 15. Hainsfarth bei Öttingen Thema: Aufschluss am Sportplatz, Sedimente des Rieskratersees, Fossilien, Bildungsmilieu, Ausräumung, Reliefentwicklung, Altmühl-Rezat-Stausee 15.1 Der Rieskratersee 15.1.1 Entwicklungsstadien des Rieskratersees Voraussetzung für die Bildung eines etwa zwei Millionen Jahre bestehenden Kratersees war der Einschlag eines Meteoriten mit einem Durchmesser von ungefähr einem Kilometer vor etwa 14,5 Millionen Jahren zur Zeit des mittleren Miozäns in Süddeutschland Nachrutschen der Kraterwände nach dem Ende der Auswurftätigkeit Grund: Ausgleichsbewegungen des Untergrundes Bildung eines Ringwalls aus kristallinem, teilweise zerbrochenem Gestein des Grundgebirges Auffüllen des Kraters durch Auswurfmaterial (Bunte Breccie) aus Schlammlawinen und Explosionswolken und durch die Rückfederbewegung des Grundgebirges Entstehung eines abflusslosen Kraters mit einer Tiefe von 500 Meter und einem Durchmesser von 25 Kilometer Wasserzufluss aus dem Grundwasser und aus zahlreichen und intensiven Niederschlägen Bildung eines abflusslosen und sehr flachen, aber 400 qkm großen Kratersees (vgl. Köln: 410 qkm, Bodensee: 540 qkm) Nach heutigen Maßstäben der drittgrößte See Europas Anfänglich trockenes, arides und semiarides Steppenklima Versalzung des Ries-Kratersees (Sodasee) auf Grund von Lösungen aus dem heißen Untergrund und des trockenen Klimas im Jungtertiär Folge: Phasenweises Austrocknen des Sees Auf Grund dieser lebensfeindlichen Bedingungen überwiegende Ansiedlung von Rot- und Braunalgen, wie auch Kieselalgen (Diatomeen) Infolge Sauerstoffzehrung durch tierische und pflanzliche Verwesung Bildung von Stinkmergel, einem Erdölmuttergestein Erdöllagerstätten wegen geringer Mengen jedoch kaum nutzbar Nach Übergang von semiaridem zu feuchterem, humiden Klima Bildung eines Süßwassersees 81 Voraussetzung für die Entwicklung einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt Kalkablagerungen als Zeichen für einen mit Wasser voll ausgefüllten Krater Gegen Ende des Tertiär zunehmende Verlandung und Trockenfallen des Sees auf Grund erodierender Kraterränder Ausräumung weicher toniger und mergeliger Riesseesedimente aus dem Kraterbereich und darüber hinaus Bestehenbleiben der resistenteren Kalksteine im Uferbereich Im Zuge der isostatischen Landhebung zwischen Pliozän und Pleistozän Eintiefung der Flüsse Formung des heutigen Kraters Ablagerung von Löß im Riesbecken durch Westwinde während der folgenden Eiszeit Grundlage für fruchtbare Böden und hoher landwirtschaftlicher Nutzung Aufbau des heutigen Beckenbodens durch obermiozäne Süßwasserkalke mit überlagernden Lößschichten sowie durch den Fluss Wörnitz und seinen Nebenflüssen Eger und Schwalb gekennzeichnet 15.1.2 Sedimentation des Kratersees 15.1.2.1 Bildung und Ausräumung der Seesedimente Nach Kraterbildung Transport von Schuttmassen und Auswurfmaterial durch Schlammströme ins Kraterinnere Ablagerung heute als Konglomerate oder Sandsteine, darüber Sedimentation feinkörniger, mehrere 100 m dicker Ton- und Mergelschichten im Zuge des Kratersees Sedimentation von Tonen und Mergeln auf den Bunten Trümmermassen des Kraterbodens mit einer Mächtigkeit von Anfangs 100 Meter bis 300 Meter nach zwei Millionen Jahren mit kleinen eingelagerten Braunkohleflözen in den oberen 50 Metern auf Grund eingeschwemmter Landpflanzen In Flachwasserbereichen und in Ufernähe Bildung widerständiger Kalkablagerungen durch Grünalgen Auffüllen des Kraters mit Seesedimenten innerhalb von zwei Millionen Jahren Höhe der Seesedimente jedoch unklar Auf Grund des Ausbruchs der Wörnitz wahrscheinlich keine vollständige Abdeckung des Rieskraters mit Seesedimenten Bedeckung des Kraters und des Umlandes mit Schottern und Sanden Vorläufiges Verschwinden der Kraterform Gegen Ende des Tertiärs Hebung der Albtafel und Abtragung der weichen Ton- und Mergelschichten bei Bestehenbleiben der resistenten Kalkablagerungen 82 Ausräumung und Freilegung der heutigen Kraterform Aufbau zahlreicher Höhenzüge durch die widerständigen Kalkablagerungen 15.1.2.2 Arten der Seesedimente Einteilung der Seesedimente hydrogeologisch nach Trümmermassen in Form von gering bis sehr gering leitenden silikatischen Kluftgesteinen und nach den darüber abgelagerten Faziesräumen des Riessees Randfazies der Riesseesedimente meist aus lockeren gelagerten Seekalken und Konglomeraten Kalkablagerungen an den Uferbereichen in Form von zahlreichen Aufschlüssen erkennbar Beckenfazies aus äußerst feinschichtigen und kaum durchlässigen silikatisch- karbonatischen Mergeln und Tonen Rythmisch gebänderte Bereiche als Zeichen für saisonale Schwankungen des Wasserspiegels Post-Impakt-Sedimente heute jedoch kaum sichtbar Bedeckung der Seesedimente später durch die eiszeitlichen Lößablagerungen Riesseesedimente von nur geringer wasserwirtschaftlicher Bedeutung 15.1.2.3 Fossilien des Kratersees Fossilien in Riesseekalken als wichtigster Beleg für die klimatischen Bedingungen und den Salzgehalt des Kratersees Wichtige Fossilien aus der Zeit des Salzseestadiums in aridem bis semiaridem Klima: Rot- und Braunalgen sowie Kieselalgen (Diatomeen) Letztere verantwortlich für die durch den häufigen Pyrit angezeigte Eutrophierung des Sees Wasserschnecke (Hydrobia trochulus) und Muschelkrebs (Cybris faba risgoviencies) als Beleg für leichten Salzgehalt im See Erdölquelle auf Grund des hohen Anteils an organischen Substanzen Wichtige Fossilien des Süßwasserstadiums zur Zeit des feuchten, humiden Klimas: Eingeschwemmte Pflanzenreste, Süßwasserschnecken, Ostrakoden und vereinzelte Fische Funde von Posthornschnecken und Federresten wärmeliebender Vögel, wie Reiher, Flamingos und Pelikane als Beleg für Versüßung des Sees und verbesserter Lebensbedingungen 83 Artenreiche Flora und Fauna durch Funde von versteinertem Schilf, Schildkröten, Zapfen der Wasserkiefer, Blätter im Uferbereich und Angiospermen belegt Größere Fossilien jedoch äußerst selten 15.1.2.4 Der Altmühl-Rezat-Stausee Auswirkungen des Ries-Ereignisses auf ganz Süddeutschland Zerstörung der bestehenden Gewässersysteme infolge des Einschlags Folge: Umleitungen und Aufstau vieler Flüsse durch die Verschüttung der Flussläufe und Bäche auf Grund zurückfallender Bunter Trümmermassen sowie Erdbewegungen Unterbrechung von Ur-Wörnitz, Ur-Eger und Ur-Altmühl in ihrem Lauf Entstehung zahlreicher natürlicher Stauseen Altmühl-Rezat-Stausee mit 540 qkm größter Stausee Entstehung infolge des Aufstauens des damals zur Donau entwässerten Ur-Mains Erstreckung von Treuchtlingen bis über Nürnberg hinaus und bis Ansbach 15.2 Aufschluss am Sportplatz Hainsfarth 15.2.1 Aufbau und Entstehung der Riesseekalke Abb . 60: Aufschluss Hainsfarth (Quelle: http://www.geologie.lfu.bayern.de/geotope/geotopeBayernsSchoenste/58.html) Sportplatz bei Hainsfarth als wichtiges Geotop in Bayern und Teil des Nationalen Geoparks Ries im Landkreis Donau-Ries Relikt des dort endenden Kratersees Bekannt für die dort sichtbaren Seerandbildungen am Sportplatz Hainsfarth („Büschel“) Kalkablagerungen und Kalksande des ehemaligen Kratersees Bildung der massigen Riesseekalke zur Zeit einer artenarmen Tier- und Pflanzenwelt auf Grund eines trockenen ariden Klimas 84 Entstehung in den Untiefen und Uferbereichen des ehemaligen Kratersees unter dem Einfluss stark schwankender Seespiegelstände Gelegentliches Auftauchen der Kalkablagerungen bei sehr geringen Wasserständen Aufbau der Riesseekalke aus Algen bzw. Cyanophyceen Einlagerung schichtiger Kalksedimente mit salztoleranten Kleinschnecken (Hydrobien), Ostrakoden, eingeschwemmten Landschnecken und vereinzelten Ooiden zwischen deren Biokonstruktionen Ergänzung der biogenen Karbonate durch löchrig-poröse Travertinbildungen Fällung des Travertins durch Aufstieg von kalkreichem Seewasser aus einer artesischen Quelle unter Beteiligung von Mikroben 15.2.2 Betrachtung des Aufschlusses Aufschluss der Riesseekalke in Schichtfazies, hauptsächlich der Algen-Bioherm-Fazies in Form von sog. Algenstotzen Abb . 61: Aufschluss der Riesseekalke (Quelle: http://www.museum.hu- berlin.de/min/zerin/exkursion/exkursion2_16.html) Ausbreitung in Form von kegelförmigen Strukturen, sog. Rüben nach oben Entstehung von massigen und knolligen Algenstotzen durch den Zusammenschluss mehrerer dieser Kegel Höhe zwischen einem und maximal fünf Metern Aufbau der Algenstotzen durch die Blaugrünalge Cladophorites Zwischen den Algenstotzen Einlagerung schichtartiger Bereiche artenarmer, aber individuenreicher Faunen Wichtiges Indiz für Brackwasserbiotope 85 Schichtfazies gekennzeichnet durch zahlreiche Schalen der Schalenkrebse (Cypris) und der Wasserschnecke (Hydrobia), aber auch durch vereinzelte Reste von Treibholz und der Landschnecke (Cepaea) sowie von Schildkröten und Wasservögeln Blaualgen / Cyanobakterien: Älteste und einfachste Lebewesen bzw. zellkernlose Bakterien Einordnung der Fossilien in die früheste Erdgeschichte (Präkambrium) Verantwortlich für Kalkausfällung CO 2 -Entzug durch die Photosynthese der Blaualgen Verringerung des CO 2 -Gehaltes im Seewasser Lokaler Anstieg des PH-Wertes Ausfällung von Kalk Schalenkrebse: Krebstiere, auch Muschelkrebse genannt, mit einer zweiklappigen, sie völlig einschließenden Schale (äußerlich vergleichbar mit Muschelschalen) Größe zwischen 0,2 und 2 mm Abb. 62 - 63: Riesseekalke in Schichtfazies (Algen-Bioherm-Fazies). Gekennzeichnet von zahlreichen Fossilien zwischen den Algenstotzen (Quelle: http://www.museum.hu-berlin.de/min/zerin/exkursion/exkursion2_16.html) 15.2.3 Bedeutung der Riesseekalke Früher: Nutzung der Riesseekalke als Bau- und Schottergesteine Erkennbar in zahlreichen Steinbrüchen in der Umgebung (z. B. Steinbruch bei Aumühle, Steinbruch bei Wengenhausen) Heute vor allem wichtige Fundorte zahlreicher Versteinerungen und Fossilien Aufschlüsse der Riesseekalke wichtige Exkursionsziele für Schüler und Studenten auf Grund der gut erkennbaren geologischen Prozesse Darunter vor allem der Aufschluss am Sportplatz bzw. der Büschelberg bei Hainsfarth Zahlreiche Publikationen über die gewonnen Erkenntnisse aus diesen Aufschlüssen 86 Literaturverzeichnis: Rothe, P. (2005) : Die Geologie Deutschlands. 48 Landschaften im Portrait - Darmstadt Internetquellen (Zugriff jeweils 08.04.2008): http://www.geologie.lfu.bayern.de/geotope/geotopeBayernsSchoenste/58.html http://www.lfu.bayern.de/presse/archiv/pm_detail_archiv.php?ID=200 http://www.lfu.bayern.de/presse/pdf/50_07.pdf http://www.museum.hu-berlin.de/min/zerin/exkursion/exkursion2_16.html http://www.geologie.uni-freiburg.de/root/people/ulmer/ries/ries.html http://www.uni-ulm.de/uni/fak/zawiw/ries/natur.htm http://www.geopark- ries.de/index.php/geopark/entstehung_rieskrater/der_rieskrater_wird_zum_salzsee http://www.geologie.lfu.bayern.de/app/media/user- files/1184778134275_63_Riesseekalke_Tafel_Mail.pdf |
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