Nemis adabiyoti tarixi


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Karimov SH Nemis adabiyoti tarixi darslik 2009

Die dreifache Taufe

Klaus Eulenspiegel, einem biederen Einwohner zu Kneitlingen im braunschweigschen, war ein Söhnchen geboren worden. Da er nun große Stücke auf den Burgherrn Till von Utzen zu Ableben hielt, bat er diesen, den kleinen Erdenbürger aus der Taufe zu heben. So kam es, dass das Knäblein den Namen Till erhielt. Nachdem alle Taufgäste in der Herberge wacker jenem Biere zugesprochen hatten, das man dortzulande Mumme nennt, zog die ausgelassene Gesellschaft mit Holdrio und Juchei heimwärts nach Kneitlingen. Als sie nun einen schlüpfrigen Steg überqueren mussten, unter dem ein schmutziges Gewässer träge dahinfloss, geschah es, dass die Kindsfrau schwankte – sie hatte fleißig auf des Kindleins Wohl getrunken – und mit dem Täufling ins Wasser fiel. Es fehlte nicht viel, so wäre der kleine Till gleich auf seinem ersten Lebenswege jämmerlich im Schlamm erstickt.


Mit Hall und Gelächter zog man die beiden aus dem Morast heraus und begab sich eilends nach Kneitlingen. Dort wurde Till, der schwarz wie ein Mohr aussah, mit warmem Wasser feinsäuberlich gewaschen. Seine Mutter behauptete nun, ihr Till sei dreimal getauft worden: zuerst in der Kirche zu Ableben, zum anderen Male im Moraste und schließlich daheim im Waschzuber.




Guter Rat
kommt nie zu spät

Den Kopf voller Possen, kam Till Eulenspiegel auch einmal nach dem weltberühmten Städtchen Schilda in Sachsen, dessen Bewohner sich durch kluge Einfälle von jeher ausgezeichnet hatten und dafür im ganzen Reich bekannt waren.


Till Eulenspiegel fand die Schildbürger bei schwerer Arbeit. Sie bauten an einem neuen Rathaus. Das sollte ein würdiger Prachtbau werden. Beidem regen Gemeinsinn und dem großen Eifer der Bürger gedieh das Werk zusehends und konnte gar bald eingeweiht und benutzt werden. Allein, da stelle sich ein arger Missstand heraus: das Gebäude war innen völlig dunkel, so dass die ehrbaren, würdigen Ratsherren am hellen, lichten Tag ihre Sitzungen bei brennenden Kienspänen, die sie sich an die Hüte stecken, abhalten mussten. Im Übereifer des Bauens hatten sie die Fenster vergessen, und niemand hatte das gemerkt. In ihrer Not wendeten sie sich an Till Eulenspiegel. Der kargte nicht mit seiner Weisheit, doch wollte er sie nicht umsonst dem Gemeinwesen zur Verfügung stellen und bat sich für seine Mühe 50 Gulden aus, die ihm auch bewilligt wurden. Darauf rückte er mit seinem Ratschlag kühn heraus.


„Was tut ein kluger Mann“, sagte er, „wenn es ihm an Wasser in seinem Hause gebricht? Nun, er nimmt einen Zuber oder Eimer und füllt das Gefäß mit Wasser. Das trägt er dann in sein Haus. Kann es einer so mit dem Wasser halten, warum nicht auch mit dem Licht?“


Kaum hatte er seine Rede beendigt, so ging eine freudige Bewegung durch ganz Schilda, und es bedurfte der Mahnung des würdigen Stadtoberhauptes nicht, die Bürger zu opferwilligen Leistungen anzuspornen. Männlein und Weiblein gingen froh ans Werk, holten Säcke, Körbe, Kessel, Fässer, Büchsen, Häfen und Töpfe, was ihnen gerade in die Hand fiel, und füllten das schöne, blanke Sonnenlicht hinein. War das Gefäß voll, so deckten sie es vorsichtig zu und gossen den Segen hoffnungsvoll im Rathause aus. Manche opferten sich förmlich auf für das Gemeinwohl, liefen wohl über ein Dutzend Mal hin und her und keuchten vor Eifer. Darauf hielten die Ratsherren wieder ihren feierlichen Einzug im Rathaus; allein es war so dunkel wie zuvor. Da ärgerten sich die Ratsmänner gar sehr über ihren Ratgeber, und es ward der Beschluss gefasst, von Eulenspiegel die 50 Gulden zurückzuverlangen, wenn er es nicht ermöglichte, Licht zu schaffen. Eulenspiegel, in die Enge getrieben, gab ihnen alsbald den Rat, das Dach abzudecken. Wieder erstaunten ganz Schilda über diesen unerhörten Einfall. Sogleich riss man das Dach ab, und wunderbarerweise ergoss sich nun ein herrlicher Strom schönen Sonnenlichts in das Rathaus. Aller Kummer war vergessen, die Not hatte ein Ende – bis auf einmal und unverhofft ein Platzregen kam, der seinen Weg ins Rathaus nahm, alle Räume überschwemmte, die Ratsherren pudelnass machte und die Akten verdarb. Da blieb nichts anderes übrig, als das Dach neu aufzurichten. Wieder herrschte im Haus ägyptische Finsternis. Nun wurden die Schildbürger ernstlich böse auf den falschen Ratgeber und wollten ihm zu Liebe. Der aber war längst über alle Berge. Da nahmen sich die Schildbürger heilig vor, keinem Fremden mehr zu trauen, keinen Rat von auswärts mehr zu beflogen, überhaupt immer das Gegenteil von dem zu tun, was die Narren in der Welt draußen taten. Das wurde bei ihnen die Regel, und dadurch wahrten sie ihren alten, guten Ruf.


3. Beantworten Sie folgende Fragen.


1) Wo und unter welchen Umständen wurde Eulenspiegel getauft?


2) Welche Städte besuchte er?
3) Womit waren die Schildbürger beschäftigt?
4) Welchen Rat gab Till ihnen?

4. Welche Gemeinsamkeiten haben die zwei Texte?


Was unterscheidet sie voneinander?

5. Im Text „Guter Rat kommt nie zu spät“ geht es um die Schildbürger. Ihre Dummheit ist sprichwörtlich geworden, und bis heute bezeichnet man besonders dumme Menschen im Deutschen als „Schildbürger“. Erklären Sie diese Tatsache anhand des Textes.


6. Die Erzählungen lassen sich gut inszenieren. Wählen Sie sich einen der Texte aus und schreiben Sie ihn in Form eines Szenestückes um. Inszenieren Sie es in der Klasse.



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