Sprachlehrforschung/Applied Linguistics Die Verwendung multimedialer Hilfsmittel im Daf-unterricht


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5.4.1. Satzbaufehler 
 
Auf die Fehlerklassifizierung folgte die Datenanalyse, wobei die von den 
Versuchspersonen gemachten Fehler nach Parallelen mit normgerechten 
Äußerungen in der L1 und der L2 untersucht werden. Ziel ist die Differen-
zierung zwischen möglichen Transferfehlern, die tatsächlich aus dem Eng-
lischen stammten und solchen Fehlern, die auch aus der Muttersprache 
hätten stammen können. (vgl. Marx, 2000) Ein Fehler kann nur ein einziges 
Graphem betreffen, kann aber auch ein Morphem oder sogar ein ganzes 
Lexem stören. Fehler, die sich über die Wortgrenze hinaus erstrecken, be-
treffen ein Syntagma oder sogar größere Einheiten wie den Satz, den Ab-
satz oder den ganzen Text. Insgesamt ist bei der Fehleranalyse jedoch von 
größter Wichtigkeit, dass die Lerner erkennen, welche Struktur die zu er-
lernende Sprache hat, wo sie mit ihrer Muttersprache übereinstimmen und 
wo sie von dieser abweichen müssen. Die Lerner müssen die Fremdsprache 
also als ein anderes, ein abweichendes System wahrn

zuerst ein System auf: Das heißt für die Lerner natürlich, dass unter 
Fremdsprache alle möglichen Fremdsprachen verstanden werden können. 
Nun muss deutlich gemacht werden, dass es verschiedene Systeme der 
Fremdsprachen gibt, um die Übergeneralisierung von Sprachlernern zu 
vermeiden. Und dieses System muss als abgesondertes bewusst aufgebaut 
werden. 
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Die Verwendung multimedialer Hilfsmittel im DaF-Unterricht 
an taiwanesischen Universitäten 
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Übergeneralisierung ist ein häufig vorkommender Flexions- und Kasusfeh-
ler. Oksaar (1977: 198f) schreibt dazu, dass „Übergeneralisierung eine 
Sprachform ist, die regelwidrig nach dem Vorbild einer oder mehrerer an-
derer Sprachformen gebildet wird. Übergeneralisierungen kommen dann 
zustande, wenn ein Sprecher/Schreiber einen Ausdruck verwenden möchte, 
essen Verwendungsmöglichkeiten er nicht oder nicht sicher genug 
bertragen beim Sprachenerwerb eine gelernte 
d
kennt.“ Die Sprachlerner ü
Regel auf ein Gebiet, in dem deren Anwendung zu einem Fehler führt. Zu-
erst sind das Akkusativobjekt und Dativobjekt, die im modernen Chine-
sisch nicht erkennbar sind. Verbvalenzen, die den Akkusativ und Dativ er-
fordern, sind für taiwanesische Lerner ebenso wie andere Wortarten, bei 
denen der Dativ zwingend erfordert wird, ein besonderes Problem. Um nä-
her die Fehlerquellen, die auf die Herkunftssprache zurückzuführen sind, 
zu kennen, ist die nächste Phase ein kurzer Vergleich der deutschen mit der 
modernen chinesischen Sprache: 
1) Phonologische Ebene 
z Ein chinesisches Wort wird mit Anlaut und Auslaut gebildet. Der 
Auslaut besteht aus einem Vokal, bei dem es sich auch um einen 
Di- oder Triphthong handeln kann, sowie einem optionalen End-
konsonanten. Ein Endkonsonat außer „n“ und „ŋ“ ist im Auslaut 
nicht erkennbar. 
z Die chinesische Sprache ist eine Tonsprache. Mandarin zeigt vier 
Töne, die aber alle phonemisch sind, das heißt, ein Laut hat unter-
schiedliche Bedeutungen je nach Ton, wie die folgenden Beispiele 
(siehe Tabelle 27) zeigen. 
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5. Methoden und Verfahren der Evaluation 
______________________________________________________________________
Tabelle 27: Die Töne der chinesischen Sprache 
1. Ton 
2. Ton 
3. Ton 
4. Ton 

(mā) 
Mutter 

(má) 
Hanf 

(mǎ) 
Pferd 

(mà) 
schimpfen 
Referenz: Moira Jean Yip (1980) 
2) Morpho-syntaktische Ebene (Referenz: Kneussel, 2005) 
z Nomen haben kein Genus, keinen Numerus und keinen Kasus. Es 
gibt keinen bestimmten Artikel. Das Zählwort ersetzt die Singular- 
und Pluralform, so muss im modernen Chinesischen zwischen der 
Zahl (oder dem Pronomen) und dem Nomen ein Zählwort stehen, 
dessen Wahl vom Substantiv abhängig ist: bsp. 一個人 (yí ge rén, 
„ein Mensch“) sowie 這個人 (zhè ge rén, „dieser Mensch“). We-
gen der fehlenden Deklination spielt die Satzstellung Subjekt – 
VO) eine große Rolle, um das Substantiv und 
ntnisse in der chinesischen Sprache. Flexion exi-

iehungen der Wörter untereinander fast 
usschließlich durch die Satzstellung zum Ausdruck gebracht, z. B. 
今天學習德語。
(wŏ jīngtīan xúexí déyŭ, „Ich lerne heute 
eutsch.“) Dieses Beispiel zeigt gleichzeitig, dass die chinesische 
Verb – Objekt (S
Objektiv zu unterscheiden, z. B. 我愛你 (wŏ ài nĭ, „Ich liebe 
dich.“) und 你愛我 (nĭ ài wŏ, „Du liebst mich.“) 
z Ist in allen germanischen Sprachen der Unterschied zwischen 
starken Verben und schwachen Verben bedeutsam, fehlen die 
Konjugationsken
stiert nicht, das heißt, alle Verben haben nur jeweils eine einzig
Form. 
z Modernes Chinesisch ist in höchstem Maße analytisch-isolierend,
das heißt, es werden Bez
a

D
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Die Verwendung multimedialer Hilfsmittel im DaF-Unterricht 
an taiwanesischen Universitäten 
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Sprache vor allem die Stellung (SVO) anwendet. In bestimmten 
Fällen, wie Topicalisierung und in negierten Sätzen, kann das Ob-
jekt auch präverbal stehen. Im folgenden Beispiel aus dem Manda-
rin wird das Objekt als Topic an den Satzanfang gestellt, wodurch 
die Satzstellung OSV
德 語 我 學 習 過 了 。
wŏ 
be ich gelernt.“) 
z Im Unterschied zu den indogermanischen Sprachen gibt es im 
en. Das Tem-
t!“. Das heißt, in der Prädikatstellung kann ein Adjektiv 
entsteht: 
(déyŭ
xúexíguòle, „Deutsch ha
Chinesischen keine grammatikalischen Tempusform
pus wird höchstens durch simple Adverbien angedeutet. Aspekt, 
Tempus und Aktionsart können unmarkiert bleiben oder durch Par-
tikel, insbesondere Suffixe, manchmal auch durch Hilfsverben, 
zum Ausdruck gebracht werden. Dies wird hier an drei Beispielen 
veranschulich:
— 我在學習德語。 
(wŏ zaì xúexí déyŭ, „Ich lerne gerade Deutsch.“) 
— 我學習過德語。 
(wŏ xúexíguò déyŭ, „Ich lernte Deutsch.“)
— 我要學習德語。 
(wŏ yaò xúexí déyŭ, „Ich möchte/werde Deutsch lernen.“) 
z Die chinesische Satzstellung enthält Subjekt und Prädikat. Das 
Prädikat muss aber nicht unbedingt ein Verb sein, z. B. 你好!
(nĭhăo, „Hallo!“) Wörtlich übersetzt bedeutet diese Redewendung 
„du gu
auch direkt ohne das Verb sein hinter dem Substantiv eingefügt 
werden und die Äußerung ist in der chinesischen Grammatik den-
noch richtig. 
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5. Methoden und Verfahren der Evaluation 
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M
W
ta
u
Z
m
en und in etwa Genus im 
D
o
m
dem b
W
Reihung) von Lernern üblicherweise gelernt. Aber wegen der fehlenden 
Kenntnisse der Kasus im Chinesischen wird diese Regel dann fälschli-
cherweise of
übertragen: 
B
-O mit Nominativ). 
Bsp 2: Ich he
Obwohl hier
Da-
D
je
d
s
F
komm
e Rubrik das jeweilige zu verändernde 
ort einzuordnen ist. In „Dem kleinen Wahrig“ sind 30 verschiedene De-
linationen angeführt, multipliziert mit den vier Kasusfällen sowie mit der 
anche Sprachen haben kein Genus, so dass das Nominal nicht an der 
ortform markiert werden kann. In der Fehleranalyse zeigt sich, dass die 
iwanesischen Anfänger im ersten Semester Deutsch oft Fehler mit Genus 
nd Kasus haben. Im Chinesischen fehlen die Artikel, aber Chinesisch hat 
eigwörter „這“(zhè, dies hier) und „那“ (nà, dies da) in der Kombination 
it Zählwörtern, die sich auf das Gesagte orientier
Deutschen bedeuten, die nur bei besonderem Gewicht realisiert werden. 
as erklärt, warum bei der Fehleranalyse häufig die Fehler mit Genus oder 
hne Artikel im Korpus zu sehen sind. Wer Chinesisch als Erstsprache hat, 
uss das deutsche Genus mühsam lernen, am besten in Verbindung mit 
estimmten Artikel. Beim Spracherwerb wird die Satzstruktur mit der 
ortstellung im einfachen deutschen Hauptsatz (Subjekt-Verb-Objekt- 
t auf die zwei darunter aufgeführten Beispielsätze 
sp 1: Ich kenne der Mann (S-V
lfe den Mann (S-V-O mit Akkusativ). 
das Verb „kennen“ das Akkusativobjekt und „helfen“ das 
tivobjekt erfordert, wird oft der falsche Kasus von den taiwanesischen 
eutschlernern verwendet. Im Deutschen ändert sich die Form des Wortes 
doch häufig und zwingend. Diese Formänderung des Wortes hängt wie-
erum von der Stellung und Funktion im Satz ab, da Flexion im Chinesi-
chen nicht existiert. Alle Verben haben nur eine einzige Form, so dass die 
ehlerzahl mit den Verben von meiner Zielgruppe im SS 2008 steigt. Hinzu 
t hier noch die Frage, in welch
W
k
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Die Verwendung multimedialer Hilfsmittel im DaF-Unterricht 
an taiwanesischen Universitäten 
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Singular- und Pluralform. In dem Numerusbereich kommt man auf 240 
Möglichkeiten in der Satzstellung, und das alleine bei der Deklination. 
Diese umfangreiche Form ist deswegen für Chinesischmuttersprachler ein 
sehr großes Problem beim Deutscherwerb.

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